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2312

2312

Titel: 2312 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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wurde wieder zu einem Punkt. Die Leute schnappten nach Luft und begannen zu jubeln. Es handelte sich in der Tat um ein sehr gelungenes Zufallskunstwerk, fand Wahram, so voller Windungen, dass es regelrecht zu zappeln schien, als verfolgte der Kopf des Ouroboros einen unwilligen Schwanz – die Formulierung kam ihm in den Sinn, als er, wieder zurück in der Küche, den Anblick beschrieb. Wie ein Gewirr von Klein’schen Flaschen.
    Am nächsten Tag sausten sie an einer weiteren berühmten Fehlleistung vorbei, und dieses Mal fanden sich mehr Zuschauer ein als bei Programmfehler , was Wahram deprimierend fand. Dieses Terrarium, Yggdrasil , hatte einen katastrophalen Hüllenbruch erlitten; ein unbemerkt gebliebener, eisgefüllter Spalt war aufgeplatzt. Das Resultat war weniger ein Leck, sondern eher eine Explosion gewesen. Nur einige wenige Bewohner hatten überlebt, etwa fünfzig von dreitausend. Das konnte jedem passieren, der nicht auf der Erde oder dem Mars lebte. Wahram wollte es sich nicht ansehen.

LISTEN (2)
    Nackt unter einer Hitzelampe auf einem Eisblock liegen
    Fünf Stunden in einem Raumanzug mit Sauerstoff für nur vier Stunden verbringen
    Entlang des Äquators um den Merkur herum laufen
    Sich mit einem Lasermesser ein Diagramm des Sonnensystems in die Brust schneiden
    Langsam (den ganzen Tag lang) die Große Treppe herabstürzen, nackt, wie bei Duchamp
    In einem Patronenschiff vom Terminator aus in eine Sonneneruption hineinfliegen, sich aus der Kapsel katapultieren und nur mit den Düsen des Raumanzugs eine Bruchlandung hinlegen
    Auf einem Stuhl sitzen und jemanden in die Augen schauen, der ihr gegenübersitzt, ein Jahr lang
    In einem feuerfesten durchsichtigen Ganzkörperanzug durch die Flammen tanzen
    Bowlingkugeln über die Große Treppe von der Dämmerungsmauer herabrollen lassen, einen ganzen Tag lang (am Paschinko-Tag)
    Eine Woche in einer Wurmkiste verbringen
    In Kreuzigungsposition, mit dem Kopf nach unten, im Licht der Sonne hängen, wenn die Tore der Dämmerungsmauer geöffnet werden
    Eine Woche lang in einem Haufen Zwiebeln sitzen und eine nach der anderen schälen
    Den Schutzraum in einem Raumanzug mit Luftvorrat, aber ohne Heizung verlassen, um zu sehen, wie lange sie es draußen aushält (14 Minuten)
    Den Schutzraum in einem Raumanzug mit Luftvorrat, aber ohne Heizung verlassen, um zu sehen, wie lange sie es draußen aushält, während sie im indirekten Sonnenlicht und dessen Strahlungswärme unterwegs ist (61 Minuten)
    Den Schutzraum in einem Raumanzug mit Heizung, aber mit nur einem Helm voll Luft verlassen, um zu sehen, wie lange sie es draußen aushält (8 Minuten)

Swan und eine Raubkatze
    S wan verließ Wegener , peinlich berührt von den grauenhaften Ideen ihrer Jugend, in diesem Fall für die Savannen-Pampa Ascension – ganz zu schweigen davon, dass sie eben dort auf frischer Tat beim Wildern ertappt worden war. Dieser Klugscheißer. Es war deprimierend. Aber es wurde sogar noch schlimmer, als ihre Fähre sie auf einem Terrarium ablud, das Richtung Jupiter unterwegs war und das sich als das Pleistozän erwies. Es handelte sich um eine weitere ihrer Jugendsünden, eine eiszeitliche Nordwelt voller arthritischer, gigantischer Kreaturen, die man wieder zum Leben erweckt hatte und die nun als jämmerliche Mutantenversionen ihrer selbst durch die Gegend stapften. Riesige Kurznasenbären, die sich mit verwirrt offen stehenden Mündern umblickten – dazu schrecklich anzuschauende Exemplare von Canis dirus , Säbelzahntiger, amerikanische Geparden, Mastodonten und Wollhaarmammuts. Die meisten dieser Tiere waren nicht ganz authentische Wiederherstellungen aus altem DNA-Material, eigentlich Kunstprodukte, die von Elefanten oder Kodiakbären zur Welt gebracht worden waren, und daher gänzlich unerfahren in der Lebensweise ihrer Art. Es war ein trauriger Anblick. Swan verfluchte sich selbst. Um die verbleibenden Wochen ihrer Reise zum Jupiter zu überstehen, lebte sie ausschließlich in der Wildnis und bezahlte fast mit dem Leben dafür; zum einen war es schrecklich kalt, und dann wachte sie auch noch eines Morgens in einer unsinnig unbequemen Haltung in einer Astgabel auf und stellte fest, dass der Baum vom Gewicht einer an ihm emporkletternden Raubkatze bebte, einer großen Katze von wer weiß welcher Art – wahrscheinlich handelte es sich schlicht und einfach um einen Berglöwen, vielleicht auch um einen Schneeleoparden, das Fell des Tiers war lang genug dafür. Jedenfalls hatte die

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