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2312

2312

Titel: 2312 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Tunnel unter der Erde laufen und versuchen, die Nachtseite einzuholen? Wo man uns helfen kann?«
    »Ja. Aber ich frage mich, ob die Stelle unter dem Meteoreinschlag noch passierbar sein wird. Wir können wohl mal nachsehen gehen.«
    »Ist er überall beheizt und mit Luft gefüllt?«
    »Ja. Nachdem einige Leute gestorben sind, die hier unten Schutz gesucht haben, hat man die Stationen so eingerichtet, dass alles absolut Lebensnotwendige vorhanden ist. Allerdings glaube ich, dass man den Wartungstunnel auf dem Weg Abschnitt für Abschnitt unter Druck setzen muss. Wie wenn man das Licht anschaltet.«
    Als einer der Sonnenläufer den Daumen hob, nahm Swan den Helm ab, und Wahram tat es ihr nach.
    »Hat jemand von euch noch Helmfunk?«, fragte einer der beiden Sonnenläufer. »Unserer funktioniert nicht mehr. Vielleicht hat die Sonne ihn durchbrennen lassen. Und das Telefon hier funktioniert nicht. Wir können niemanden darüber benachrichtigen, dass wir hier unten sind.«
    »Pauline, bist du in Ordnung?«, fragte Swan laut und verstummte.
    »Wie geht es deinem Qube?«, fragte Wahram nach einer Weile.
    »Mit ihr ist alles in Ordnung«, sagte Swan brüsk. »Sie sagt, dass mein Kopf sie gut isoliert hat.«
    »Liebe Güte.«
    Sie folgten den Sonnenläufern durch die Halle und stiegen eine Treppe zu einer Reihe großer Zimmer weiter unten hinunter.
    Das größte Zimmer enthielt eine Ansammlung von Sofas und niedrigen Tischen sowie den langen Tresen einer Gemeinschaftsküche. Swan stellte sich und Wahram den drei Sonnenläufern vor, deren Alter und Geschlecht sich nicht bestimmen ließ. Sie nickten höflich, nannten aber selbst nicht ihre Namen. »Wie geht es deinem Arm?«, fragte Swan den Verletzten.
    »Er ist gebrochen«, sagte die angesprochene Person schlicht und streckte ihn ein wenig aus. »Ein sauberer Treffer. Ich schätze, dass es ein kleiner Stein war, der bei dem Einschlag hochgeschleudert wurde und einfach nur herabgefallen ist.«
    Wahram gewann nun doch den Eindruck eines sehr jungen Menschen. »Wir können versuchen, ihn zu richten, und ihn dann auf jeden Fall mit irgendetwas schienen, egal, wie gerade er ist.«
    »Hat jemand von euch den Meteoreinschlag gesehen?«, fragte Swan.
    Alle drei schüttelten den Kopf. Sie waren alle jung, dachte Wahram. Das war die Sorte Menschen, die kurz vor Sonnenaufgang auf dem Merkur herumlief und sich mit Sonnenvisionen das Hirn verbrannte. Doch anscheinend war auch Swan eine von ihnen. Also handelte es sich wohl eher um die im Geiste Jungen.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte er.
    »Wir können dem Tunnel nach Westen folgen, bis wir zum nächsten Raumhafen auf der Nachtseite gelangen«, sagte einer von ihnen.
    »Glaubst du, dass der Tunnel unter der Einschlagstelle noch passierbar ist?«, fragte Swan.
    »Ach«, sagte der oder die eine. »Daran habe ich nicht gedacht.«
    »Könnte schon sein«, sagte die Person mit dem gebrochenen Unterarm. Die dritte war damit beschäftigt, die Wandschränke durchzuschauen. »Man weiß nie.«
    »Ich bezweifle es«, sagte Swan. »Aber wir können wohl mal nachsehen. Es ist nur etwa fünfzehn Klicks weit weg.«
    Nur fünfzehn! Doch Wahram hielt den Mund. Sie standen da und schauten einander an.
    »Tja, scheiß drauf«, sagte Swan. »Gehen wir nachsehen. Ich will hier nicht bloß rumsitzen.«
    Wahram unterdrückte ein Seufzen. Schließlich hatten sie ja keine große Wahl. Und wenn sie nach Westen durchkamen und sich beeilten, konnten sie die Nacht einholen und hoffentlich auch den Raumhafen erreichen, zu dem die Leute aus Terminator gefahren waren.
    Also gingen sie zu einer Tür am westlichen Ende des Zimmers, die auf einen Gang führte, der schwach von einer Reihe in die Decke eingelassener Lampen erleuchtet wurde. Die Wände des Tunnels bestanden aus unbearbeitetem Felsgestein, das hier und dort Risse aufwies. An anderen Stellen waren Bohrspuren zu sehen, die zu ihrer Linken schräg nach oben und zur Rechten nach unten wiesen. Sie wanderten mit einem ordentlichen Tempo westwärts. Der Sonnenläufer mit dem gebrochenen Arm war anscheinend der Schnellste von ihnen, obwohl einer der anderen beiden sich dicht bei der verletzten Person hielt. Niemand sprach ein Wort. Eine Stunde verging, und nach einer kurzen Ruhepause auf einigen würfelförmigen Steinklötzen setzten sie ihren Weg eine weitere Stunde lang fort. »Hat deine Pauline eine Aufnahme von dem Meteortreffer gemacht?«, fragte Wahram Swan, nachdem sie sich wieder in Bewegung gesetzt hatten.

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