2315 - Kampf ums Salkrit
stellte mich auf das hölzerne Podest und rief mir die wenigen Dinge ins Bewusstsein, die ich zu sagen gedachte. „Das Goldene System ist bewohnt", platzte ich mit der wichtigsten Neuigkeit sofort heraus. „Und ich habe Dinge in Erfahrung gebracht, die unser Weltbild gehörig ins Schwanken bringen werden."
Kühles Schweigen war die von mir erwartete Antwort. Ausdruckslose Gesichter blickten mir entgegen. Emotionen zu zeigen schien in diesem erlauchten Kreis verpönt zu sein. „Seecharan nennen sich unsere krakenförmigen Nachbarn, die im Goldenen System ihrer Arbeit nachgehen. Sie suchen nach seltsamem Gestein und bringen es zutage ..." Ich erzählte und schilderte in möglichst nüchternen Worten, erlaubte mir selbst nicht all zu viele Gemütsbewegungen. Vielleicht hinterließ ich auf diese Weise einen besseren Eindruck als bei meinen bisherigen Ansprachen vor dem Rat. „Atlan und seinen Terranern ist es gelungen, mit den Seecharan ein Abkommen zu treffen", schloss ich. „Sie erhalten diesen wertvollen Stoff namens Salkrit und garantieren im Gegenzug den Kraken Sicherheit im Bereich des Goldenen Systems."
Endlich kamen sie, die befürchteten Emotionen. „Wie konnte es dieser Fremde wagen?", Micha Demp'Kryll, ein Ijordi und einer der bedeutendsten Großgrundbesitzer seines Heimatplaneten, sprang auf. „Wo auch immer dieses blasse und hässliche außercharonische Wesen herkommt - es besitzt kein Recht, irgendwelche Versprechungen abzugeben, die unser Hoheitsgebiet betreffen."
„Ganz meine Meinung", nahm ich ihm augenblicklich den Wind aus den Segeln. „Atlan hatte keinerlei Recht dazu. Wie aber stehen wir zu unseren neu entdeckten Nachbarn?"
„Wir werden einen Ausschuss gründen und in aller Ruhe darüber diskutieren ..."
„Dafür bleibt keine Zeit", schnitt ich Micha das Wort ab. „Die Umstände sprechen nicht gerade für ruhige Zeiten. Die Terraner sind es keinesfalls gewohnt, lange Wartefristen in Kauf zu nehmen.
Um es anders zu formulieren: Wenn es darauf ankommt, werden sie uns vor vollendete Tatsachen stellen und nicht unbedingt Rücksicht auf unsere Befindlichkeit nehmen."
„Sie besitzen keinerlei Möglichkeit, sich innerhalb des Strukturgestöbers frei zu bewegen. Es hängt einzig und allein von unserem Willen ab, ob und wie sie in den Charon-Haufen vordringen."
„Nun - sie sitzen bereits mit einem ihrer Schiffe hier. Ich möchte gar nicht über das Waffen- und Vernichtungspotenzial dieser riesigen Einheit sprechen. Wenn sie wollten, könnten sie uns zwingen, ihnen Frondienste zu leisten."
Mit einem lauten „Hmpf" unterbrach mich ein düster dreinblickender Jileeno, dessen buschige Augenbrauen seltsam respekteinflößend wirkten. Er verschränkte die Arme, reckte das Kinn nach vorne und schwieg von nun an. Doch schon diese Äußerung kam einer Sensation nahe.
Jileenos hatten im Hainrat noch niemals ein Wort gesagt.
Ich unterdrückte einen Seufzer. Die Bewohner seines Heimatplaneten galten als die beharrlichsten aller Charonii.
Privateigentum blieb ihnen verwehrt, die Ratsherren wurden hochoffiziell Volksnarren genannt und per Losentscheid bestimmt. Gezwungenermaßen hatte ich nach dem unglückseligen Tod meiner Mutter mehrere Monate auf Jileen verbracht und die dortigen Strukturen zu hassen gelernt. „Die Terraner kommen als unsere Freunde und hegen keinerlei schlechte Absichten", stellte ich klar. „Aber wir müssen einsehen, dass die Zeiten der Isolation endgültig vorbei sind. Das so lange tabuisierte Geheimnis ums Goldene System ist keines mehr. Riesige Raumschiffe versuchen sich mit Gewalt Zugang durch das Strukturgestöber zu verschaffen.
Reichen euch denn nicht meine Schilderungen und das Bildmaterial von der Vernichtung der SMIHEL?"
Ich holte tief Luft, verdrängte die aufkeimenden Emotionen. „Wenn man den Worten Atlans einigermaßen vertraut - was ich im Übrigen tue -, stehen uns schwere Zeiten bevor, die wir nur mit Unterstützung echter und zuverlässiger Freunde überstehen können."
„Du hattest schon immer den Drang, alles zu dramatisieren!", rief mir ein Grissomer entgegen. „Das Leben geht schließlich weiter..."
„Jaja, ich weiß: Man fügt sich", unterbrach ich ihn ärgerlich. „Diese schlauen Sprüche haben sich bislang bewährt. Alles bleibt gleich, weil es gleich bleiben muss, nicht wahr? Aber die Situation hat sich dramatisch verändert. Wann geht das in eure Sturschädel hinein?"
Ich hatte es so satt! Die Ratsherren konnten doch nicht derart
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