2324 - Traitanks ÃŒber Drorah
wieder die Anspannung, die sich über alle Akon-Planeten ausgebreitet hatte - und die kalte Ahnung der Furcht. Er glaubte an die rationale Beherrschbarkeit der Welt und fürchtete nichts mehr als den Moment, wenn sie außer Kontrolle geriet.
Die Macht und der allgegenwärtige Einfluss des Energiekommandos, die seit dem Jahr 1340 stetig zugenommen hatten, waren definitiv bedroht. Ma'tam Forman hörte die letzten Nachrichten ab, die aus allen Teilen des Systems und vielen Außenposten eingetroffen waren; das Wichtigste, professionell aufbereitet, aus dem E-Kom-Funknetz geheimer Informationen, nur ihm und wenigen anderen adligen Räten zugänglich.
Schweigend, in ohnmächtigem Zorn registrierte er eine Meldung nach der anderen. „Dieser kosmische Abschaum!" Forman hob die Faust und ertappte sich dabei, dass er mit den Zähnen knirschte. „Und das uns! Den Akonen!"
Sekunden später hatte er sich wieder gefangen. Seit er denken und empfinden konnte, war seine Fähigkeit, sich der harten Wirklichkeit zu stellen, deutlich ausgeprägt gewesen. Aber jedes Mal, wenn er den Kopf hob und durch die Panoramascheiben des Bürotraktes den Obelisken inmitten der 35-Millionen-Stadt Konar sah, erkannte er, dass das Gleichgewicht zwischen Macht und Realität erheblich gestört war.
Die vierkantige Säule, 235 Meter hoch, in 170 Metern Höhe durchbrochen von zwei Seitenarmen, die jeweils 75 Meter auskragten, war hyperphysikalisch im Gravitationsfeld des Planeten verankert.
Ein mächtiger Pfahl mitten im Kontinent K'Aromsch, im Zentrum „seiner" Stadt, der Hauptstadt, und in Sichtweite des Ratspalasts. Bedeutete der Obelisk schon eine Kampfansage? Forman war vorbereitet; er ahnte, dass sich bald bedrohliche Ereignisse häufen würden. „Einer von mehreren Obelisken - an verschiedenen neuralgischen Punkten der Galaxis", murmelte er vor sich hin, während er weiterhin Meldungen verglich und Bedeutungen herauszufinden versuchte. „Wir Akonen im System und auf Drorah? Schutzlos ausgeliefert? Dieser Terminalen Kolonne? Nicht, solange ich noch klar denken kann! Dennoch ..."
Die beiden langen Seitenarme des Dunklen Obelisken mit ihren fünf Metern Durchmesser waren mit einiger Wahrscheinlichkeit Empfangs- und Sendeantennen. Der Rat Drorahs verfügte nicht über derart subtile Messmethoden, aber seine Agenten hatten gemeldet, dass die anderen Obelisken ultrahochfrequente Peilimpulse abstrahlten, die mit herkömmlichen Hyperfunkgeräten nicht zu empfangen waren.
Einige Sekunden langweilte der Blick Formans auf dem Häuflein unentwegter Demonstranten jenseits der Säulen des Arkadenganges, die hektisch ihre blinkenden holografischen Transparente bewegten, dann murmelte er: „Peilimpulse! Was oder wer soll hierher ins Herz aller galaktischen Zivilisation geführt werden?"
Er zuckte die Achseln, eine Geste, die selbst das jüngste akonoide Volk, die Terraner, übernommen hatte. Es war furchtbar. Für die paar Dutzend der Protestierenden, die der junge Dorn Tevomor scheinbar unverdrossen anführte, musste es scheinen, dass der Rat gegen die fremde Bedrohung nichts unternahm.
Verzeihbare Irrtümer der akademischen Jugend! Aber dieser Eindruck täuschte.
Täuschte sie alle - auch die unbekannten Fremden. „Diese Ruhe ist ein trügerischer Zustand."
Längst hatte der Rat jedes einzelne Schiff der Heimatflotte mit einem präzisen Auftrag versehen: Bereitschaft, bereit zu Start und Angriff, wenn auch vorläufig ohne Ziel, so lauteten die Befehle.
Ungefähr 2000 akonische Raumschiffskommandanten und deren Besatzungen waren gewarnt.
Mit gewohnter Schnelligkeit, zuverlässig und überlegt arbeitete der Ma'tam sämtliche Informationen ab. Dank der Maximen des Energiekommandos, das sich geschworen hatte, Drorah wieder zur alten Macht und galaktischer Bedeutung zurückzuführen, wurden alle Veränderungen im Schutz offizieller Geheimhaltung vorgenommen. Sichtbarer Ausdruck dieser lautlosen Vorgänge waren Spitzelei und Militarismus - so jedenfalls bezeichneten es die Idealisten um Dorn Tevomor, die unverzagt seit Monaten außerhalb der Bannmeile des Palasts demonstrierten.
Forman sprang auf, lief einige Male hinter seinem Schreibtisch hin und her und dehnte seine Muskeln. Seine aufgestaute Unruhe würde er heute Nacht, irgendwann um Mitternacht, bei der leidenschaftlichen Irven tan Okaylis betäuben, dem weiblichen Rat des Südmeer-Archipels.
Auch Irven war Angehörige des Energiekommandos. „Habe ich etwas vergessen?", fragte er sich
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