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2328 - Mission der Sol

Titel: 2328 - Mission der Sol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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überschlagend, ineinander geklammert, eine perfekte Einheit in unserem Tanz im freien Fall. Hunderte von Gleitern umschwärmten uns jetzt, folgten unserem Sturz. Ratlos, planlos.
    Wir straften sie mit Missachtung.
    Es gab nur uns beide.
    Und Vinau.
    Das Relief wurde zu einer Landschaft. Endloses, dunkles Meer zu einer Seite, darin eingebettet ein Glitzern wie von einem gigantischen Kronleuchter.
    Die Zickzacklinie der Felsenküste.
    Dann schälte sich ein Halbkreis von Hügeln heraus, zwanzig an der Zahl, wie ich von früheren Besuchen auf Vinau wusste. Wie bleiche Knochen zogen sich die weiß getünchten Häuser Vin-Maraus, der uralten Hauptstadt, über ihre Flanken, flössen hinab. Auf der dem Meer abgewandten Seite wurde ihr Strom von einem Damm aus Wolkenkratzern gestoppt. Und jenseits der Wolkenkratzer die in das Licht Tausender Scheinwerfer getauchte Ebene des Raumhafens, wo man Dao und mich, die Delegation der SOL, mit allem Pomp, der in intergalaktischen Beziehungen üblich war, erwartete.
    Wo man vergeblich auf uns warten würde.
    Fünfhundert Meter über dem Boden, als die Spitzen der höchsten Wolkenkratzer bereits an uns vorbeigezogen waren und die engen Straßen der Altstadt Vin-Marau uns wie die Linien einer geöffneten Hand entgegensprangen, löste sich Dao von mir. „Wer zuerst mit dem Finger zuckt, hat verloren!", rief sie und überschlug sich übermütig. „Abgemacht!", rief ich zurück.
    Was folgte, dauerte kaum mehr als einen Herzschlag. Ich nahm einzelne Häuser wahr, dann einzelne Fahrzeuge, schließlich einzelne Kartanin.
    Als ich das Weiß in den Augen einer Kartanin sah, die mit offenem Mund zu Dao und mir heraufsah, löste ich das Triebwerk des Schutzanzugs aus.
    Ein Ruck, als es einsetzte, dann ein Schlag. Ich knallte auf das Pflaster Vin-Maraus und rollte mich ab. Als ich mich benommen wieder aufrichtete, blickte ich in Daos Katzenaugen. „Gute Arbeit, Süßer", sagte sie und streckte mir ihre Hand entgegen, um mir aufzuhelfen. „Aber nicht gut genug. Du hast verloren.
     
    1.
     
    Mein Name ist Ronald Tekener. Ich bin ein Unsterblicher. Seit über zweieinhalb Jahrtausenden, einer Zeit, in der ich mehrere Generationen gewöhnlicher Sterblicher habe kommen und gehen sehen. Einer Zeit, die dennoch nicht dazu ausgereicht hat, mich an den Gedanken zu gewöhnen: Ausgerechnet ich, Ronald Tekener, unsterblich?
    Ich passe nicht in das Bild, das man sich von einem Unsterblichen macht.
    Unsterbliche sind Übermenschen, edel im Charakter, edel im Aussehen. Wie Perry Rhodan oder Atlan. Doch edles Aussehen kann ich beim besten Willen nicht für mich in Anspruch nehmen.
    Mein Gesicht ist entstellt, die Lashat-Pocken haben ihre Narben darauf hinterlassen. Der Preis, den ich dafür zahlte und zahle, um dem handverlesenen Club derjenigen anzugehören, die dieser Krankheit getrotzt haben.
    Und was meinen Charakter angeht: Ich habe gesoffen und gehurt, gezockt und gemordet - im Auftrag der USO, der LFT oder anderer, aber stets im Dienst der Menschheit -, betrogen und gelogen und viele andere Dinge getan, die einen Menschen früher oder später die Freiheit, die Gesundheit oder sogar das Leben kosten.
    Mich nicht. Ich wurde unsterblich.
     
    7. Januar 1330 NGZ
     
    Tek: 47,32 Meter. Dao: 42,11 Meter. Über fünf Meter. Dao hatte mich nicht geschlagen, sie hatte mich deklassiert, geradezu öffentlich gedemütigt. Andere wären vielleicht beleidigt gewesen. Für mich war es nur ein Grund mehr, Dao zu lieben. Ich weiß, was ich kann. Ich weiß, was ich nicht kann. Und was ich an ihr habe: eine echte Partnerin. Mir ebenbürtig. Und hin und wieder mir über. Es hat mir mehrmals das Leben gerettet. Und in der übrigen Zeit hat mir diese Eigenschaft Daos das Leben versüßt.
    Abgesehen davon war es heute ihre Show. Auf einstimmige Empfehlung des Teams aus Fremdvölkerpsychologen, das unseren ersten Kontakt in Hangay vorbereitet hatte.
    Kartanin umringten uns, gewöhnliche Bürger. Sie bestaunten uns, wie wir es verdient hatten: wie Wesen, die ohne Vorzeichen in einer klaren Nacht vom Himmel gefallen waren. Die Kartanin waren aufgeregt und neugierig, aber ohne eine Spur von Angst. Furcht war eine Vokabel, die es nur auf die hinteren Ränge des kartanischen Vokabulars brachte. Ganz im Gegensatz zu Respekt - und ein Blick in die katzenartigen Gesichter genügte mir, um sicher zu sein, dass wir uns den Respekt wenigstens dieser Kartanin verdient hatten.
    Dao strich über ihren Anzug und betrachtete den

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