2328 - Mission der Sol
tot gehalten wurden.
Die Mörder haben sie übersehen, das war ihre Rettung."
„Diese Zeugen ... sie müssen die Mörder gesehen haben!"
„Das haben sie - und sie haben es nicht. Die Mörder blieben unsichtbar.
Keiner der Überlebenden hat sie zu Gesicht bekommen. Sie sahen und spürten nur die Wirkung ihrer Waffen."
„Aber am Konferenzort muss es Überwachungssysteme gegeben haben, die ..."
Der Regent schüttelte traurig die Rechte. „Ja, aber sie haben nichts genützt. Die Mörder haben sie ausgetrickst. Niemand weiß, wie."
„Und es gibt keine Hinweise auf die Täter? Keine Spur, keine Vermutungen?"
Gyon-T'an machte eine wegwerfende Handbewegung. „Es gibt mehr Vermutungen, als es Sternenreiche und Möchtegernherrscher in Hangay gibt - Tausende. Die Spekulationen wollen nicht abreißen. Jeder verdächtigt jeden, jeder glaubt einen Grund zu kennen, der seinen Verdacht begründet. Jeder wartet nur darauf, beim geringsten Anzeichen von Schwäche über seinen Nachbarn herzufallen."
„Und was glaubst du?"
„Offiziell? Selbstverständlich die Karaponiden. Nur sie besitzen die Heimtücke, einen solchen Anschlag zu verüben und dabei ihre eigene Delegation zu opfern. Doch mir fehlen die Beweise. Ich bin ratlos. Mein Denken und Leben, mein Atmen und ganzes Dasein ist der Krieg. Ich habe zahllose Leben genommen mit dem Odem des Krieges, und zumindest seit meinem Aufstieg zum Feldherrn kann ich von mir behaupten, dass es niemals ohne Grund geschah. Und genau das fehlt mir bei diesem Massaker: ein Grund. Wer immer die Mörder waren, sie sind nach der Tat nicht in Erscheinung getreten, haben nicht versucht, aus ihr Nutzen zu ziehen. Nicht erkennbar zumindest.
Alle Kräfte Hangays haben sich zurückgezogen, verkrochen und eingebunkert und harren darauf, dass die Mörder von neuem zuschlagen."
„So wie du?" Es war das erste Mal, dass ich das Wort ergriff.
Gyon-T'an blickte mich aus großen, irisierenden Augen an, als hätte er meine Anwesenheit vergessen gehabt.
Er wirkte unfassbar fremd, zugleich bedrohlich wie verängstigt und von einer unheimlichen, vibrierenden, schwer greifbaren Macht erfüllt. „So wie ich", bestätigte er. „Ich umhülle mich mit einer Staffel von Schutzschirmen, um es den unsichtbaren Mördern schwer zu machen, obwohl alles in mir danach schreit, den Kampf aufzunehmen. Ich werde Ga-T'an rächen. Doch solange ich den Feind nicht sehen kann, wäre es töricht, sich ihm unbewehrt zu stellen."
Er beendete seine ruhelose Wanderung durch den Raum. „Und solange er irgendwo dort draußen wartet, wird es keine neue Konferenz geben?", riet ich.
Der Regent musterte uns aus seinen Katzenaugen. Er nickte grimmig. „Nun wisst ihr, was in Hangay gespielt wird. Der große Krieg ist nur noch eine Frage der Zeit. Kämpft an meiner Seite, und es wird wenigstens ein kurzer sein!"
*
„Regent ..." Dao suchte nach den richtigen Worten. Gyon-T'an war einer der mächtigsten Männer Hangays.
Brachten wir ihn gegen uns auf, war unsere Mission gescheitert, kaum, dass sie begonnen hatte. „Regent, wir trauern mit dir um deine Tochter. Mit ihr ist ohne Zweifel eine große Hoffnung für Hangay gestorben. Und wir danken dir für deine Offenheit - wir wollen sie mit ebensolcher Offenheit vergelten. Unsere Antwort lautet nein. Sie kann nicht anders lauten."
„Wozu seid ihr dann nach Hangay gekommen? Etwa um mit den verfluchten Karaponiden ..."
„Nein. Euer Streit ist bedauerlich, aber nicht unsere Sache. Wir sind als Forscher und Warner gekommen. Und wir wollen dir ein Angebot unterbreiten: Kämpfe auf unserer Seite!"
Der Regent grinste. „Das sucht ihr also ... Kämpfer. Kein Wunder, dass euch euer erster Weg zum alten Gyon-T'an geführt hat. Gegen wen wollt ihr kämpfen?"
„Die Mächte des Chaos. Wir befürchten, dass sie in unserer Region des Universums eine Negasphäre zu errichten versuchen."
Das Raubtiergrinsen des Regenten gefror. „Eine Negasphäre ... ihr befürchtet ihre Entstehung?"
„Ja."
„Und das ist alles, was ihr mir zu bieten habt? Furcht? Sie hat euch den weiten Weg von der Milchstraße hierher getrieben?"
„Nicht Furcht, Sorge. Die Anzeichen mehren sich, dass eine gravierende Umwälzung bevorsteht. Natürliche Konstanten, die wir für unabänderlich halten, könnten mit einem Schlag ..."
„Gerede!", unterbrach der Regent Dao. Er hob die Arme, presste die Hände auf die Ohren. „Nein, weit mehr als das!"
„Nutzloses, schädliches Gerede!"
„Nein!",
Weitere Kostenlose Bücher