2332 - Die Psychial-Werber
die Augen, konnte es eigentlich nicht fassen. „Wir alle tragen unsere Masken", fügte Samburi Yura hinzu. „Nur kann man sie meist nicht so deutlich sehen wie bei dir."
„Selbst ein Wesen wie du besitzt eine?", fragte Alaska unsicher. Er wusste nicht recht, was er von diesen rätselhaften Andeutungen halten sollte.
Sie lachte hell, doch die Augen blieben ernst. „Selbst ich, Terraner. Und nicht nur eine ..." Übergangslos wurde die Frau wieder ernst. „Finde dich mit deinem Leben ab, so, wie es ist. Bedeutsame Dinge erwarten dich, wenn du die richtigen Schritte tust."
Sie drehte sich um, marschierte hinein in das Nebelfeld des Raumschiffs. „Wir sehen uns wieder", hörte er ihre Stimme nachhallen."Vielleicht gibt es für uns neue ... Aber darüber sprechen wir, wenn es so weit ist. Leb wohl..."
Der SERUN packte Alaska Saedelaere und ließ ihn wie eine Rakete davon schießen. Kosmokratische Technik, die auf die Mikropositronik seines Anzugs übergriff, sorgte dafür, dass er sich schnellstens von der startenden LEUCHT-KRAFT entfernte. Samburi Yura glitt währenddessen nach oben, hinein in die nebelig verhangene Dunkelheit, und war wenige Augenblicke später verschwunden.
Die Dienerin der Kosmokraten war weg.
Das Fragment hingegen saß nach wie vor in seinem Gesicht
9.
Mondra Diamond betrachtete nachdenklich den Unsterblichen.
War es denn tatsächlich so, dass die Maske den eigentlichen Alaska Saedelaere zeigte? Konnte man ihn über dieses Plastik-Ding, das er nun schon so lange trug, definieren?
Sie glaubte es nicht. Dieser Mann litt unter seinem Schicksal, so viel stand fest. Auch Kosmokraten und deren Vertreter konnten irren, wie sie alle aus leidvoller Erfahrung wussten.
War es denn die Tragik, die Alaska ausmachte? Stand er in der Meinung der Hohen Mächte stellvertretend für das kleine, so unbedeutende Volk der Menschen? Als personifiziertes Synonym für makelbehaftete Lebewesen, die für höhere Mächte herhalten mussten?
Ach - es gab so viele mögliche Interpretationen für das, was Alaska aufgebürdet worden war! Und sie war sich sicher, dass er nach wie vor daran knabberte - egal, wie sehr ihn die Worte Samburi Yuras beeindruckt hatten. „Ich hatte keine Zeit, lange über das Gehörte nachzudenken", fuhr der Unsterbliche fort. „Denn es geschah noch etwas, mit dem ich keinesfalls gerechnet hatte ...
10.
Der Lamuuni flatterte verwirrt und unruhig auf seinen Schultern auf und nieder. Er hatte Samburi Yura als jemanden gespürt, dessen Geistes- und Willenskraft stärker als jene Alaskas ausgeprägt war. Die Frau hatte ihn jedoch schroff zurückgewiesen.
So, wie sie es auch mit dem Unsterblichen selbst getan hatte. Zwar hatte in ihren Worten durchaus Sympathie für ihn und seine Probleme gesteckt. Das änderte allerdings nichts an der Tatsache, dass er weiterhin mit dem Cappin-Fragment leben - und leiden - musste.
Alaska wollte nicht weiter über ihre gestelzten und überheblichen Worte nachdenken. Was wusste die Frau schon, wie es in ihm wirklich aussah? Wie kam sie dazu, ihn in seiner Identität auf eine Maske zu reduzieren?
Die Prallfelder erloschen, die Mystik und der Zauber des Moments waren ebenso dahin.
Manche Pilger streiften ihn mit scheuen Blicken, also wollten sie erkennen, was ihn zu etwas Besonderem machte. „Das hier!", wollte Alaska schreien und die Maske herabreißen, aber er tat es natürlich nicht. Beherrschung war seit langer Zeit ein wichtiger Bestandteil seiner angeblich so kargen und spröden Persönlichkeit. Selbstdisziplin und ausgeprägte Schüchternheit waren andere.
Er wusste genau, was selbst jene dachten, die ihm am nächsten standen. Er war ein Außenseiter, und er würde immer einer bleiben. Verborgen hinter der Maske.
Quäkende Stimmen der Dannd hallten plötzlich über CH'CEALOS Straße. Die Froschähnlichen suchten ihre Schäfchen, um sie wie bei einem der im terranischen Einflussbereich der Milchstraße so beliebten Kaffeeflüge zu leiten und sie in diesem riesigen Durcheinander zurück in ihre Quartiere zu führen.
Alaska blieb einfach stehen und betrachtete teilnahmslos die Entwirrung der so vielen Völkergruppen. Was sollte es für einen Sinn haben, die Rückreise nach 2-Olthugos anzutreten? Der Zeitbrunnen dort war erloschen. Der Planet der Olthugs war für ihn geradezu eine Sackgasse. Der Unsterbliche kümmerte sich also nicht weiter um das Geschrei, Geblöke, Geknarze und Geheule der Pilger.
Er war planlos wie selten zuvor.
Weitere Kostenlose Bücher