2332 - Die Psychial-Werber
Er befand sich auf einem fremden Planeten in einer fremden Galaxis. Das kümmerte ihn eigentlich nicht weiter. Er wusste bloß nicht, was er mit sich selbst anfangen sollte.
Der SERUN funktionierte wieder einwandfrei. Alaska öffnete alle Kanäle, die ihm zur Verfügung standen. Er lauschte hinaus und horchte mit halbem Interesse zu, was über Funk und über diverse Trivid-Kanäle über die Vorgänge hier berichtet wurde.
Es dauerte lange, bis sich die Wege und Straßen leerten. Wonnetrunkene Teilnehmer der Prozession zogen umher, klopften sich gegenseitig begeistert auf die Schultern - oder was auch immer sie stattdessen besaßen - und tauschten Erfahrungen aus. Jeder hatte den Zug über CH'CEALOS Straße und die Psychialische Prozession ein wenig anders erlebt.
Alaska beobachtete all diese unterschiedlichen Wesen - und beneidete sie. „Trügt der Schein", fragte jemand hinter ihm, „oder haben wir die Wahrheit gesehen?"
Der Unsterbliche drehte sich abrupt um. Er kannte diese Stimme doch ...
Da stand Xa-Va-Riin Qaar und lächelte ihn freundlich an.
*
„Du?" Alaska konnte es nicht glauben. „Bist du mir etwa gefolgt? Und wie?"
„Ich bin weniger dir als den Spuren der Psychial-Werber nachgereist", entgegnete der Artuche. „Auch wenn es gewissermaßen ein angenehmer Nebeneffekt ist, dich wieder zu treffen."
„Wie soll ich das verstehen?" Er wappnete sich innerlich gegen eine neuerliche Beeinflussung durch den Empathen. „Dazu möchte ich später kommen.
Wärst du zuvor bereit, mir ein paar Fragen zu deiner Begegnung mit dieser Frau zu beantworten?"
„Mag sein." Alaska blieb vorsichtig.
Er weigerte sich, näher auf sein seltsames persönliches Verhältnis zu Samburi Yura einzugehen. Und über sein Fragment wollte er ebenso wenig Auskunft geben.
Xa-Va-Riin Qaar sah nonchalant über seine abweisende Haltung hinweg. „Wie schätzt du Samburi Yuras Auftreten ein?", fragte er schließlich. „Findest du, dass sie richtig handelt?"
„Du kennst die Frau?" Alaska Saedelaere mochte es kaum glauben. Ihr Name war während der Zeremonie nicht gefallen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass all zu viele Wesen Näheres über die Frau gehört hatten ... „Ich habe so meine Informationsquellen", sagte der Artuche leichthin. Er trompetete in ein riesengroßes Taschentuch, das er aus einer der vielen Taschen seines bunt gefleckten Anzugs gezupft hatte. „Nun? Was hältst du von ihrem Tun?"
Xa-Va-Riin Qaar setzte sich in Bewegung und marschierte die nunmehr fast leere Straße entlang.
Alaska passte sich automatisch dem langsamen, so steif wirkenden Schritt an. Räum-Roboter entsorgten indes die letzten Überbleibsel einer aufregenden Nacht und putzten den Boden blitzeblank.
Nun - warum sollte er nicht antworten? Es gab keinen Grund, irgendetwas zu verheimlichen. „Ich befürchtete", sagte er schließlich, „dass hinter dem Massensterben, das die Psychials verursachen, eine böse Macht steckt. Aber nach all dem, was ich mittlerweile erfahren habe, weiß ich, dass ich mich geirrt habe."
Alaska Saedelaere erzählte seine Geschichte. Eindringlich schilderte er, was ihm widerfahren war, seitdem er sich auf 2-Olthugos wiedergefunden hatte. Die Geschehnisse an Bord der SOL und seine Begegnung mit Cairol dem Dritten sparte er allerdings tunlichst aus.
Eine Woche war seit seinem Abschied von Perry Rhodan und den anderen Unsterblichen erst vergangen? Er mochte es kaum glauben ... „Ich merke, dass du äußerst beeindruckt bist", sagte Xa-Va-Riin Qaar. „Nicht nur von der Frau, sondern auch von dem, was dahintersteht."
„CH'CEALO ..."
„Eine Superintelligenz, zweifelsohne." Der Artuche griff sich nachdenklich ans kleine, spitze Kinn. „Ich habe von ihr bereits gehört. Und ich bin erleichtert, dass sich meine Befürchtungen nicht bewahrheitet haben."
„Welche Befürchtungen?"
Was wusste der kleine, alte Mann?
Wieso stellte er all diese Fragen? „Ach - das tut vorerst nichts zur Sache, mein Bester." Xa-Va-Riin Qaar blieb stehen und blickte ihm tief in die Augen.
Es war Alaska, als könnte der Alte seine Maske durchschauen und auf das Fragment dahinter blicken. „Du bist ganz allein in dieser fremden Galaxis, nicht wahr?"
„Ich bin immer ganz allein."
„Das muss aber nicht so sein." Der Alte lächelte müde. „Ich möchte dir deswegen einen Vorschlag machen."
„Und der wäre?"
„Auch ich reise derzeit ohne Begleitung. Ich wäre für ein wenig Gesellschaft an Bord meines Schiffes dankbar.
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