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2335 - Das Geheimnis der Enthonen

Titel: 2335 - Das Geheimnis der Enthonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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„Verfahre mit ihm, wie du es für richtig hältst."
     
    *
     
    Der Sträfling legt, wie ihm befohlen worden ist, Waffe und Anzug ab. In der Unterwäsche begleitet er den Revisor auf dem Weg aus der Nebelsenke.
    Sie sind draußen. Drinnen setzt Borgin Sondyselene wahrscheinlich sein Gebet fort. „He, Alter!", sagt Kantiran. „Mit welcher Handhabe machst du mich eigentlich zur Molluske? Ich habe niemanden belästigt, keine OREON-Kapsel missbräuchlich eingesetzt, mit keinerlei Hohen Mächten paktiert. Ein paar Transmitter habe ich benutzt, und danach bin ich in ein Nebelfeld gegangen. Das ist alles."
    „Mehr als genug", sagt Polm Ombar, der Revisor. „Ach ja? Schau dir das hier mal an."
    Kantiran zieht einen Datenträger aus seiner Wäsche.
    Der Revisor hat keine Eile. „Führ vor."
     
    *
     
    Ich aktiviere die Wiedergabefunktion.
    Elphond Merton erscheint, der armselige Tulipan; seine verstörte Privatsprache und die psionisch aufgeladene Tulpenplantage, untertitelt von Ejdu Melia. „Ein Verrückter. Bekannte Informationen", knarrt Polm Ombar, das lebende Kraftwerk, der leibhaftige Revisor. „Mehr hast du nicht zu bieten?"
    Ich triggere die zweite Aufzeichnung; die Botschaft, welche der Nukleus der Monochrom-Mutanten im Nest Inggaran überbracht hat. Die Adressaten wurden unkenntlich gemacht. Ganz blöd sind wir auch nicht.
    Hinterher zeigt Ombar keinerlei Reaktion, sondern öffnet einen Proviantsack und beginnt, rohes Fleisch in sich hineinzuschaufeln. „Hat es dir die Rede verschlagen?", rufe ich zornig. „Was willst du noch? Du und die Enthonen - ihr lügt euch seit Jahrtausenden in die Tasche. Im Grunde sind wir Friedensfahrer eine Gruppierung, die nicht mehr wagt, sich ihrem ursprünglichen Existenzzweck zu stellen."
    „Welcher", der Revisor kaut unterm Gehen, „worin bestünde?"
    „Die Entstehung einer Negasphäre zu verhindern. Genau dazu sind Sondyselene und seine Konsorten damals aufgebrochen.
    Und sie haben, ja, tut mir entsetzlich Leid, eins auf die. Nase gekriegt."
    Wir durchqueren schnellen Schritts die Weiße Stadt. Zu Fuß, da der Revisor meinen Antigrav mit dem Anzug an sich genommen hat und keine Anstalten macht, mich zu befördern. „Dieses ganze Geistertheater hier", sage ich, „ist entstanden nach einem Versuch, den Herrn der Elemente und die Negasphäre zu bekämpfen.- Heute, zweitausendfünfhundert Jahre später, entsteht erneut eine Negasphäre.
    Unermessliches Leid braut sich über den Köpfen genau jener Zivilisationen zusammen, die wir Friedensfahrer vor Schaden bewahren wollen."
    „Nicht zu ändern. Wir sind zu schwach."
    „Sind wir nicht! Der Nukleus hat uns ausdrücklich zur Bereitschaft aufgefordert.
    Eine Höhere Wesenheit sieht also in den Friedensfahrern einen wertvollen Bundesgenossen!"
    „Auch solche Entitäten können irren."
    „Verdammt, Polm, die Friedensfahrer sind allein deshalb entstanden, weil damals das LICHT VON AHN sein Leben im Kampf gegen eine Negasphäre gab. Das ist unsere wahre Tradition! Und nicht, um jeden Preis unsere Existenz zu sichern. Bloß, weil zwanzig altersschwache Enthonen und achthundert praktisch unfruchtbare Varia unter unheilbaren Angstzuständen leiden, schließt der Geheimbund als Ganzes die Augen vor der entsetzlichsten Katastrophe, die sich auf absehbare Zeit in der Universalen Schneise ereignen wird! Und die Enthonen stecken ihre Köpfe immer nur noch tiefer in den weißblauen Sand.
    Unterstützt von einem Revisor, der offenbar zu klaren Worten und Gedanken ebenfalls längst nicht mehr fähig ist!"
    Polm Ombar bleibt stehen, mitten auf dem großen, weiten, leeren Platz im Zentrum der Weißen Stadt, und hebt die Faust. Für einen Moment fürchte ich, zu weit gegangen zu sein.
    Jetzt, denke ich, stürzt er sich auf mich und prügelt mich zu Tode.
     
    *
     
    Der Revisor hat sehr wohl ein Gehirn und weiß es zu benutzen. Er kann die Gedankengänge Kantirans durchaus nachvollziehen.
    Aber er hat ebenfalls einen Eid abgelegt, sich dem Patronat verpflichtet, das Credo akzeptiert. Er schätzt Regeln, auch wenn sie nicht perfekt sein mögen, und es widerstrebt ihm sehr, sie zu brechen. „Du hast den Patron bei der Vollversammlung gehört", sagt er. „Eine Einmischung könnte unser Ende bedeuten."
    „Ja. Und? Was bedeutet ein potenzielles Ende der Friedensfahrer gegen das Leid, das unzähligen Wesen bevorsteht? Auch unterlassene Hilfeleistung ist ein Verbrechen. In diesem Fall - ein Verbrechen aus Feigheit!"
    Polm Ombar muss sich

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