2335 - Das Geheimnis der Enthonen
Äußerungen des Nukleus zu konfrontieren.
Nein, kamen wir überein. Auf diese Weise würde höchstens der Paranoia des Patronats noch weiter Vorschub geleistet.
Gut möglich, dass Borgin Sondyselene dann die völlige Isolation der Friedensfahrer anordnete, damit es nur ja nicht zum Kontakt mit den Chaosmächten kam. Der Patron könnte sich veranlasst sehen, Hangay und die umliegenden Galaxien zum Sperrgebiet zu erklären, vielleicht sogar sämtliche OREON-Kapseln mit Hilfe des Revisors zu blockieren und aus dem Verkehr zu ziehen.
Das durften wir nicht riskieren.
Auch Alaska Saedelaere schloss sich dieser Meinung an. Sein persönliches Dafürhalten habe, teilte er auf seine verhaltene, holprige Weise mit, sich nunmehr geändert. Ab sofort werde er ebenfalls aktiv gegen die Chaosmächte, die Terminale Kolonne und die entstehende Negasphäre auftreten.
Gemäß seiner früheren Einstellung hätte er nun den Austritt aus der Gesellschaft der Friedensfahrer erklärt. Doch die Aussage des Nukleus war unmissverständlich: Gebraucht wurden nicht Einzelkämpfer oder Splittergruppen, sondern der Geheimbund insgesamt.
Der Mann mit der Maske ersuchte daher um Aufnahme in die Aktionsgemeinschaft Negasphäre.
Fast linkisch streckte er mir, stellvertretend für die ganze Fraktion, die Hand entgegen.
Ich ergriff sie mit großer Freude
8.
Das Grab der Hoffnung Rosella Rosado, 12. Februar 1344 NGZ Während des Rückflugs pflegte ich den Lamuuni, so gut ich es vermochte.
Bei Mal Detair hatte ich einiges über Tierheilkunde gelernt. Mit derart „schrägen" Vögeln hatten wir es freilich nie zu tun gehabt...
Der Zustand des Tieres besserte sich ein wenig. Gelegentlich flatterte es herum, verschwand auch manchmal für unbestimmte Zeit, um ebenso plötzlich wieder aufzutauchen. Meist saß es teilnahmslos auf meiner Schulter oder verkroch sich in meiner Kleidung.
Unzweifelhaft hatte ihm die Berührung des Nukleus einen Schlag versetzt, von dem es sich nicht so bald erholen würde. Unsere Kommunikation blieb auf die merkwürdigen Visionen beschränkt, denen ich keinen Sinn zuordnen konnte.
Die anderen Mitglieder der AGN waren ausgeschwärmt, um mit der aufgezeichneten Botschaft des Nukleus jene Sympathisanten, die bislang eine ähnliche Position wie Saedelaere eingenommen hatten, zum definitiven Beitritt zu bewegen. Mich aber zog es zur Mondkette.
Das Geheimnis der Enthonen war noch nicht gänzlich entschleiert. Etwas fehlte noch. Einerseits hatte ich Sondyselenes Haus nicht erkundet. Andererseits gingen mir die Abschiedsworte von Elphond Merton, dem Tulipan, nicht aus dem Kopf. „Im Nebel liegt die Hoffnung begraben ..."
Sicher, die geistige Gesundheit des greisen Varia ließ sehr zu wünschen übrig. Ganz egal, ob er die Tragödie persönlich miterlebt hatte oder ob ihm das Trauma seiner Vorfahren in die Wiege gelegt worden war - es hatte ihn in den Wahnsinn getrieben. Dennoch schenkte ich dem, was er von sich gegeben und in seinem seltsamen Tulpenfeld manifestiert hatte, Glauben. „Im Nebel liegt die Hoffnung begraben..."
Welcher Nebel? Welche Hoffnung?
Positive Zukunftsaussichten waren derzeit mehr als rar. Wir alle hätten einen noch so schwachen Schimmer davon sehr gut brauchen können.
Also vollzog ich, kaum angekommen, zum dritten Mal den Dreisprung Orakelmond-Palais Ellega-Rosella Enthon.
Die Weiße Stadt präsentierte sich unverändert. Alles war genau wie bei meinen zwei früheren Aufenthalten.
Dachte ich.
*
Der Revisor wünscht, er würde über dieselben Einsichten verfügen wie die Heiße Legion. Doch obwohl man ihm nachsagt, er sei sogar deren Kommandant, ist dem nicht so.
Wieder hat die Legion den jungen Kantiran geprüft und ihm den Einflug ins System gewährt. Nach wie vor hält der Revisor nichts in der Hand, was ein Eingreifen oder gar eine Revision rechtfertigen würde.
Das Asha Ger, seine Residenz, auch „Dunkle Seele der Friedensfahrer" genannt, ist mit allen OREON-Kapseln, allen Bahnhöfen, allen Raumstationen und sonstigen vom Patronat gestifteten Örtlichkeiten verbunden. Vor allem aber aus dem, was er mit eigenen Ohren gehört hat, weiß der Revisor bestens über die „Aktionsgemeinschaft Negasphäre" Bescheid.
Doch konspirative Treffen allein sind noch kein Vergehen. Wenn er gegen jeden Friedensfahrer einschritte, der aufs Patronat schimpft, hätten sich ihre Reihen sehr rasch gelichtet.
Jetzt aber wird es endlich spannend.
Kantiran hat den Orakelmond angeflogen und
Weitere Kostenlose Bücher