234 - Das Drachennest
Galapagosdrachen kehrt und trollten sich. Aus schmalen Augen beobachtete Arthur Crow, wie sie in den Wald eindrangen und darin verschwanden.
Otto führte Agat’ol zurück zum General. »Gut gemacht.« Crow schlug dem Fischmenschen auf die Schulter. »Wie hast du das hingekriegt?«
»Ein ganz simpler Trick.« Agat’ol winkte ab. »Viele hochbegabte Hydriten beherrschen ihn.«
»Dann bin ich ja froh, dass ich einen hochbegabten Hydriten an meiner Seite habe.« Crow lächelte; das tat er selten. »Wahrscheinlich werden wir deinen ›simplen Trick‹ noch öfter brauchen in den nächsten zwei, drei Wochen, damit wir die Reparaturen ungestört erledigen können.«
***
Wenig später stieg Arthur Crow in den Gleiter. Im Cockpit zog er die Schublade in der Gerätekonsole auf und holte den mobilen Rechner heraus. Er klemmte ihn sich unter den Arm, durchquerte den Laderaum und öffnete eine Luke im Heck des Gleiters. Durch sie bückte er sich in seine kleine Privatkabine. Eine Pritsche, ein Hocker, ein Wandschränkchen, ein Klapptisch – mehr Mobiliar fasste sie nicht.
Arthur Crow schloss die Luke hinter sich zu. Eine Zeitlang starrte er auf den Boden zwischen seinen Stiefelspitzen und der Pritsche. Seine bis dahin ausdruckslose Miene nahm einen grimmigen Zug an; es war, als würde der General an etwas denken, das ihn anekelte.
Schließlich strafften sich seine Gestalt und seine Züge, und er drückte den Klapptisch hinunter, bis er einrastete, setzte sich auf den Hocker und stellte den Rechner auf die Tischplatte. Er öffnete den Displaydeckel, aktivierte das Gerät und öffnete eine Datenbank. Aufgezeichnete Bilder huschten über den Monitor, Töne drangen aus dem Lautsprecher.
Crow sah die aufgerissenen Rachen zweier Drachen, hörte sie fauchen und brüllen. Er sah den Morgenhimmel rotieren, hörte Knack- und Zischlaute. Dann sah er die Umrisse einiger Fischmenschen und einer Echse durch eine halbdunkle Unterwasserwelt gleiten. Crow hörte es plätschern und glucksen.
Die Verbindung zu der Quelle dieser Daten konnte er nicht mehr herstellen; sie existierte nicht mehr. Nicht nur Cäsar und Double-U waren auf dieser verdammten Insel verloren gegangen, auch Isabella musste der General als Verlust abbuchen. Sehr bedauerlich, denn sie hatte ihm schon im Pentagon gute Dienste geleistet: Sie war es gewesen, die vor Wochen der Weltrat-Präsidentin Alexandra Cross einen Besuch abgestattet hatte.
Crow konzentrierte sich wieder auf den Monitor, sah grünes Licht, ein Feuer, das Schuppengesicht eines Hydriten – und einen doppelten Scheitelflossenkamm. »Antworte auf jede Frage, das macht es für alle Beteiligten am einfachsten«, hörte er Agat’ol auf Englisch sagen. Und schließlich hörte er eine monotone Kunststimme reden und reden und reden: »Ich bin ein Warlynne-Alpha-Modell geschaffen von General Arthur Crow um ihn zu schützen seinen Befehlen zu gehorchen und jederzeit an der Umsetzung seiner persönlichen Ziele zu arbeiten mein Name lautet Isabella nach Isabella der Ersten die Katholische genannt Königin von Kastilien und Aragonien…«
Crow klappte den Rechner zu, lehnte sich zurück und starrte an die Decke. Der in Isabella eingebaute Videochip hatte die Bild- und Tondaten zuverlässig bis zum Schluss übertragen. Nun kannte er Agat’ols wahre Rolle in diesem gefährlichen Spiel.
»Du kannst so gut lügen, dass ich dich fast darum beneide.« Arthur Crow seufzte tief. »Noch brauche ich dich«, flüsterte er. »Noch brauche ich deine Dolmetscherdienste, du verfluchter, schuppiger Fischklugscheißer, noch… «
ENDE
[1] Siehe Maddrax Nr. 35 »Wettlauf gegen die Zeit«
[2] Siehe Maddrax Nr. 74 »Tauchfahrt ins Ungewisse«
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