056 - Die Rache der Mumie
NEW YORK POST, Abendausgabe, 10. Januar. Seite 9
Millionär ermordet!
Syracuse (UPI). Gestern wurde der bekannte Spielwarenerzeuger Robert Zeleny in einer Villa in der Hudson Street ermordet. Das Motiv und die Tatumstände sind für die Polizei rätselhaft. Detektiv Fred Derek, der für die Aufklärung des Mordes zuständige Polizeibeamte, weigerte sich, eine Erklärung abzugeben.
Auszüge aus den Zeugenaussagen. Kriminalpolizei Syracuse
Vera Zeleny, zweiunddreißig,
seit sechs Jahren mit Robert Zeleny verheiratet
Mein Mann kam wie üblich gegen achtzehn Uhr nach Hause. Er wirkte verändert, war geistesabwesend. Ich mixte ihm einen Martini. Er setzte sich, nahm die Brille ab und strich sich über die Augen. Auf meine Fragen reagierte er nicht. Er nippte an seinem Drink. Ich wusste, dass ihn etwas beschäftigte, doch ich kannte Bob gut genug, um nicht weiter in ihn zu dringen. Er trank noch einen Martini, dabei stierte er den Fußboden an. Dann murmelte er etwas, sprang auf und lief aus dem Zimmer. Ich folgte ihm langsam. Er betrat sein Arbeitszimmer, schlug die Tür zu und sperrte ab. Ich lauschte an der Tür, hörte ihn herumgehen. Dann blieb es still. Ich ging ins Wohnzimmer zurück und drehte den Fernseher an. Nach neunzehn Uhr klopfte ich an der Tür zum Arbeitszimmer meines Mannes.
»Was ist?«, rief er nach einiger Zeit. Seine Stimme klang unwillig.
»Du musst dich umziehen, Fred«, sagte ich. »Um acht Uhr kommen die Besters. Sie …«
»Sag ihnen ab!«
»Du weißt, dass ich das nicht …«
»Ich will meine Ruhe haben!«, brüllte Bob.
»So nimm doch Vernunft an!«, bat ich.
Es blieb einige Zeit still. Ich wunderte mich, was in ihn gefahren war. Normalerweise war er immer freundlich; es kam kaum vor, dass er seine Stimme erhob. Ich hörte seine Schritte. Er sperrte die Tür auf und blickte mich an. Sein Gesicht war bleich, seine Augen glänzten. Er wirkte so ganz anders; wie ein Fremder. Verstehen Sie? Er glotzte mich an, nickte langsam, trat aus dem Zimmer und sperrte die Tür ab. Ich sah, dass er einige seiner Antiquitäten auf den Schreibtisch gestellt hatte. Mein Mann sammelte antiken Schmuck. Er war stolz auf seine Sammlung. Wortlos ging er an mir vorbei und stieg die Stufen hoch, die zum Schlafzimmer führten. Dreißig Minuten später kam er zurück. Er hatte sich rasiert und umgezogen.
»Entschuldige«, sagte er zu mir und lächelte. »Ich weiß nicht, was mit mir los ist.«
»Kann ich dir helfen, Bob?«, fragte ich, doch er schüttelte nur den Kopf.
Er sah sich das Fernsehprogramm an, während ich noch einige Dinge herrichtete.
Kurz nach acht Uhr kamen Andy und Kim Bester. Bob begrüßte sie freundlich. Er wirkte nur ein wenig verkrampft und war noch immer ziemlich geistesabwesend.
Andy erzählte ein paar Witze. Wir lachten alle. Nach einigen Minuten entspannte sich Bob. Er aß ein paar Happen, trank ein Glas Wein, und dann wechselten wir ins Spielzimmer über. Wir spielen jede Woche zusammen Bridge. Mein Mann war ein guter Spieler, einer der besten. Er hatte an Turnieren teilgenommen. Doch diesmal spielte er ganz schlecht. Das fiel sogar Kim auf. Mein Mann machte Fehler, die nicht einmal einem Anfänger passieren.
Plötzlich, es muss kurz nach halb zehn gewesen sein, richtete er sich auf. Schweiß stand auf seiner Stirn. Er sprang hoch. Sein Stuhl fiel um. Er raste aus dem Zimmer. Ich folgte ihm. Wie ein Verrückter stürzte er in sein Büro und sperrte ab. Andy und Kim waren mir gefolgt. Wir standen vor der verschlossenen Tür und sahen uns verwundert an.
»Was ist in Bob gefahren?«, fragte Andy leise.
»Keine Ahnung«, antwortete ich. »Er benimmt sich schon den ganzen Abend ziemlich seltsam.«
Wir zuckten zusammen, als wir einen lauten Krach hörten. Irgendetwas in Bobs Zimmer war umgefallen. Dann hörten wir ihn schreien. Wieder krachte etwas zu Boden. Der Schrei erstarb.
»Bob!«, schrie ich und trommelte mit beiden Fäusten gegen die Tür. »Mach auf, Bob!«
Andy schob mich zur Seite. Er bückte sich und blickte durch das Schlüsselloch, konnte jedoch nichts sehen, da der Schlüssel von innen steckte.
Immer wieder schlugen wir gegen die Tür und riefen Bobs Namen, doch er öffnete nicht.
»Wenn du nicht sofort öffnest«, schrie Andy, »dann brechen wir die Tür auf!«
Keine Antwort.
Andy nahm einen Anlauf und warf sich gegen die Tür, doch er schaffte es nicht. Er probierte es noch mal, aber die Tür sprang nicht auf.
»Bob muss etwas zugestoßen sein«, sagte ich
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