Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2350 - Das schreiende Schiff

Titel: 2350 - Das schreiende Schiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Berg ragte an einem ihm unbekannten Ort wie ein riesiger Kegel mit abgeflachtem Gipfel aus einer scheinbar bodenlosen Schwärze viele tausend Meter hoch in einen farbenprächtig leuchtenden Himmel. Dort entstanden vielleicht gerade neue Sterne, neue Galaxien oder gar Cluster. Blaue und rote, grüne und violette Nebel- und Staubstreifen wurden von dunklen Staubrüsseln durchbohrt und von aufblitzenden Protosonnen und aus Lücken hervorbrechenden Lichtfahnen erhellt.
    Der Gipfel war ihm wohl vertraut. Er bestand aus einer hellroten Metallebene von etwa 1200 Metern Durchmesser und war exakt kreisförmig, eindeutig kein natürliches Gebilde.
    In seinem Traum schritt er zur Treppe über dem Gipfelzentrum, dem einzigen Gegenstand dort oben, eine Ansammlung von sieben flachen Quadern aus ebenfalls hellrotem Metall, die als Treppenstufen in jeweils knapp einem halben Meter Abstand schwerelos in der Luft schwebten. Er sah hinauf zum Wolkentor, der bläulich weißen Nebelwolke, die über der höchsten Stufe waberte. Auf etwa fünf Metern Höhe und mit drei Metern Durchmesser ballte sich dort eine Substanz, ein Etwas, das alles andere als ein normaler Nebel war.
    Er spürte, wie seine Ungeduld wuchs. Wo blieb Aquinas?
    Ihm kam es seltsam vor, dass er hier allein auf ihn wartete, ohne die sechs anderen.
    Normalerweise begab Aquinas sich nur zu ihnen herab, wenn sie sich alle hier versammelt hatten.
    Der Nebel geriet in heftige Wallung. Im nächsten Moment konnte er eine Silhouette darin ausmachen, die er als die des Erwarteten erkannte.
    Dann trat Aquinas auf die oberste Stufe.
    Seine bullige Gestalt strahlte unbändige Kraft aus, doch seine Bewegungen wirkten seltsam stockend, zögernd. Er schien ins Taumeln zu geraten, als er auf die zweithöchste Stufe herabtrat.
    Dann war er nah genug heran, dass Konferge Einzelheiten ausmachen konnte, und ihm stockte der Wasserstoff in den Atemwegen.
    Aus Aquinas' Augen tropfte Blut.
    Blut!
    Da wusste Konferge, dass es nur ein Traum war, ein Traum sein musste, und er wollte aufwachen, doch er konnte es nicht, und er wartete in hilfloser Erstarrung, während das Blut aus Aquinas' Augen zu einem Rinnsal wurde, zu einem Bach, dann zu einem reißenden Strom, der ihn erfassen und vom Berg spülen würde, hinab in die bodenlose Schwärze darunter
     
    3.
     
    Sterne am Himmel
    31. Mai 1345 NGZ
     
    „Noch fünf Minuten", sagte Homer G. Adams. Der älteste noch lebende Terraner zögerte kurz, schien die Hand ausstrecken zu wollen, hielt dann mitten in der Bewegung inne.
    Rhodan vermutete, dass sein Freund mit dem Gedanken gespielt hatte, ihm die Hand auf die Schulter zu legen oder einen Klaps zu geben, ihm irgendwie sein Mitgefühl auszudrücken. Aber Homer war kein Mensch, der aus sich herausging, solche Gefühlsregungen so einfach zeigen konnte, nicht einmal bei einem Gefährten, dem er seit dreitausend Jahren verbunden war.
    Noch ist Mike nicht tot, dachte er. Noch gibt es Hoffnung. Noch ...
    Er hielt in dem Gedankengang inne. Er wollte einfach nicht darüber nachdenken, nicht in diesem Moment.
    Er räusperte sich. „Danke, Homer. Schon gut."
    Rhodan trat einen Schritt auf ihn zu und drückte ihn an sich, so unangenehm seinem Freund die Geste auch sein mochte. Dann legte er den Kopf zurück und sah zum Nachthimmel hinauf.
    Auch er hatte sich noch nicht an den Anblick gewöhnt.
    Ein leerer Himmel. Keine Sterne, weil der TERRANOVA-Schirm das Licht der Galaxis nicht passieren ließ, stattdessen ein düsteres Glimmen, das die Nachtseite der Erde überspannte. Ein fremdartiger, ungewohnter Anblick, der ihm stärker zu schaffen machte, als er es ursprünglich angenommen hatte.
    Und wenn dieser unvertraute Anblick an ihm nagte, würde er auch die anderen Menschen der Erde beeinträchtigen. Er erinnerte sie ständig daran, dass nichts mehr so war wie zuvor, die Kräfte der Terminalen Kolonne jenseits des TERRANOVA-Schirms warteten und unentwegt versuchten, dieses Hindernis zu überwinden.
    Nein, die Gedanken waren da, unentwegt.
    Er sah das Glimmen am Himmel und musste an die Kolonne denken und den Kampf gegen schier übermächtigen Gegner.
    Terras Verteidigung basierte noch immer auf drei Säulen. Zum einen waren da die 108 LORETTA-Tender, die den TERRANOVA-Schirm erzeugten.
    Unterstützt wurden sie vom Nukleus der Monochrom-Mutanten, der von Galapagos aus den Schirm bei Bedarf in der Art eines Individualaufladers verstärkte. Und der Nukleus wiederum griff auf die Mitglieder des TERRANOVA-Globus

Weitere Kostenlose Bücher