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2350 - Das schreiende Schiff

Titel: 2350 - Das schreiende Schiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Hunderten oder Tausenden eintreffenden Kolonnen-Fähren oder sonstigen Riesenträgern verbunden sein, führten die Pessimisten unter den Wissenschaftlern an. Dann fiele die Gesamtzahl der Schiffe selbstverständlich entsprechend höher aus. Und wer konnte schon sagen, was sonst noch alles an Gerät die Milchstraße erreichen würde, wenn es so weit war! Die Traitanks waren gewiss nicht alles, was TRAITOR aufzubieten hatte ...
    Die Truppenstärke von knapp 17.000 Traitanks, die das Solsystem belagerten, dürfte dann ebenfalls beachtlich in die Höhe schnellen. Je eher sie also die Kapazität der Verteidigung aufstockten, desto besser. Dementsprechend blieb Rhodan gar keine andere Wahl, als die Bevölkerung des Sonnensystems notfalls zu überzeugen, sich für die TANKSTELLEN zur Verfügung zu stellen und genug davon einzurichten.
    Falls es nicht längst zu spät war...
     
    *
     
    Nun räusperte sich Homer neben ihm. „Es ist so weit."
    Rhodan lächelte schwach. Wahrscheinlich hatte der alte Freund sein Schweigen falsch interpretiert und angenommen, er hinge immer noch Gedanken über Mike nach.
    Manchmal konnte es von Vorteil sein, wenn die Last der Verantwortung, die Zahl der Probleme so groß war, dass persönliche Interessen zurücktreten mussten.
    Allerdings gestand Rhodan sich ein, dass er sich nur allzu bereitwillig von den Gedanken um die Terminale Kolonne hatte ablenken lassen.
    Alles, um nur nicht an Mike denken zu müssen ... „Beeindruckend, nicht wahr?", sagte er und rief Holos auf, die die Straßen Terranias zeigten. Von hier oben, hoch aus der Solaren Residenz, konnte man es mit bloßem Auge kaum erkennen, doch die Bürgersteige und Plätze wimmelten von Menschen. Sie waren aus den Häusern geströmt, hatten ihre Gleiter geparkt, die Laufbänder verlassen. „Es müssen Hunderttausende sein", sagte Homer. „Millionen", korrigierte Rhodan. „Und das um eine Minute vor Mitternacht. Wer Beine hat zu laufen, ist jetzt unterwegs."
    „Ja. Unsere Strategie scheint aufgegangen zu sein."
    „Warte es ab", sagte Rhodan skeptisch und sah wieder zum Himmel hoch, zu dem düsteren Glimmen, das die Menschheit des Nachts unentwegt daran erinnerte, dass zwischen ihr und der Terminalen Kolonne und damit dem Untergang nur der TERRANOVA-Schirm stand. „Unsere Bekanntmachung war ziemlich ominös, und die Menschen lassen sich nicht gern ins Bockshorn jagen."
    Er schaute kurz auf die Uhr. Fünf Sekunden vor Mitternacht ... zwei ... eine ... Und dann sah er wieder hinauf und erlebte wie Milliarden Menschen auf der Nachtseite der Erde mit ihm, wie das Glimmen des TERRANOVA-Schirms erlosch, verdrängt wurde vom hellen Schein Hunderter, Tausender von Sternen, die plötzlich am Nachthimmel standen.
     
    *
     
    Einen Moment lang herrschte völlige Stille. Dann übertrugen die auf den Straßen errichteten Mikrofone und Akustikfelder erste zögernde Jubelrufe. Rhodan entspannte sich ein wenig.
    Immer mehr Menschen fielen ein, bis die gesamte Stadt tosendes Geschrei erfüllte.
    Der Resident rief holografische Ausschnittvergrößerungen auf. Auf den Gesichtern der Menschen stand Staunen geschrieben, aber auch Freude, reine Freude darüber, etwas so lange und schmerzlich Vermisstes wiederzusehen. „Die Laternen-Matrix scheint ein voller Erfolg zu sein", sagte Homer leise.
    „Das sehe ich auch so. Unsere Experten haben gute Arbeit geleistet." Rhodan hatte sie beauftragt, Maßnahmen gegen die psychische Depression auf Terra zu treffen, und sie hatten großmaßstäblich gedacht. Die Laternen-Matrix - das war ein Schwarm aus 2000 Kunstsonnen in sphärischer Anordnung, die in Höhe der Uranusbahn die Sonne umkreisten, einen Sternenhimmel simulieren und von der Erde wie auch allen anderen besiedelten Planeten und Monden im Solsystem gesehen werden konnten.
    Dabei waren die Fachleute behutsam vorgegangen. Sie hatten bewusst darauf verzichtet, ganze Sternbilder zu kopieren.
    Das hätte der Administration nur den Vorwurf eingebracht, den Bewohnern des Sonnensystems eine heile Welt vorspiegeln zu wollen. Stattdessen bildeten die Kunstsonnen neue, scheinbar zufällige Sternbilder.
    Aber ganz so zufällig waren sie doch nicht gestaltet. Rhodan kniff die Augen zusammen und suchte nach dem, wovon er wusste, dass er es finden würde.
    So wie Computer-Programmierer kleine Ostereier in ihre Programme integrierten, die nur der Findige entdeckte, hatten die Konstrukteure der Laternen-Matrix ein paar bekannte Symbole als „Sternbilder" integriert.

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