236 - Gestrandet
werf dich den Barschbeißern zum Fraß vor!«
»Ist… schon gut«, japste Darnell, der nach Luft rang.
Der »Pfadfinder« hielt vor der Stirnseite der rechten Röhre. »Haus der Wissensstudien und des Militärs« stand in großen Buchstaben im Halbrund über dem Eingang. Matt konnte die deutschen Begriffe ohne Probleme lesen.
Zehn schwer bewaffnete Soldaten unter Führung eines Obristen erschienen und trieben die Gefangenen ins Innere der Röhre.
»Los, macht schon!«, brüllte der Anführer. Soldat Noah Landis trug eine Platzwunde am Kopf davon, als der Obrist seinem Befehl Nachdruck verlieh. Seltsamerweise blieben Matt und Aruula verschont.
Es ging durch einen kerzengeraden Gang. Elektrisches Licht leuchtete ihn aus, links und rechts gab es Türen. Was dahinter lag, war nicht zu erkennen. Nur ein Mal sah Matt ein Schild mit der Aufschrift »Labor«.
Soldaten und Zivilisten, die meisten in weißen Laborkitteln, begegneten dem Trupp. Es herrschte ein ziemlicher Betrieb. Einer der Zivilisten, dem ein Auge und zwei Finger der linken Hand fehlten, spuckte Soldat Polly Stanley unvermittelt ins Gesicht. »Ihr beschissenen Clarkisten!«, schrie er mit hoher, fast überkippender Stimme und stellte sich dicht vor die Frau. Er deutete auf seine leere Augehöhle. »Da, siehst du das? Und das?« Er hob seine verstümmelte Hand. »Das hab ich euch langhaarigen Bombenlegern zu verdanken! Der Teufel soll euch holen!«
Schließlich landeten sie in einem Raum, der wie eine Art Wachstube aussah. Ein Uniformierter öffnete eine stählerne Bodenplatte. Über schmale Stufen mussten die Gefangenen weiter nach unten steigen. Sie betraten ein Labyrinth aus breiten Gängen und Räumen, die sämtlich mit Eisenplatten und Holz ausgekleidet waren. Aruula und Matt wurden von den drei Clarkisten getrennt und in einen kleinen Gefängnisraum gestoßen. Ihre Leidensgenossen bekamen die Zelle nebenan zugewiesen.
»Was ist das für ein seltsames Gebäude, Maddrax?«, fragte Aruula, als die Tür hinter ihnen zufiel. Dabei rieb sie sich die Hände warm.
»Es stammt noch aus meiner Zeit«, erwiderte Matt, während er sich in der Räumlichkeit umsah, die wohl für einige Zeit ihr Zuhause sein würde. An einer Wand stand ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen, aus der gegenüber liegenden ragte neben einem kleinen Waschtisch mit einer gefüllten Schüssel Wasser darauf tatsächlich eine Toilette! Auch die beiden schmalen Feldbetten an den Seiten registrierte Matt Drax mit allem Wohlwollen, das man in dieser Situation aufbringen konnte. »Mein Land und einige andere auch haben damals diesen Kontinent erforscht«, fuhr er fort. »Dies ist eine dieser Forschungsstationen.«
»Ah. Was gibt es hier zu erforschen, wo doch nur Schnee und Eis liegen?«
»Eine ganze Menge. Zum Beispiel das Liebesleben der Pinguine. Daran waren alle sehr interessiert.«
»Das Liebesleben der Pinguine? Was soll daran so aufregend sein?«
Matt schüttelte schief grinsend den Kopf. »Nein, war ein Scherz. Man wollte zum Beispiel wissen, wie das Wetter in den letzten hunderttausend Jahren war. Deswegen hat man tief ins Eis gebohrt.«
Die Kriegerin runzelte missbilligend die Stirn. »Hör auf mit den Scherzen, Maddrax. Das Wetter kann doch nicht im Eis eingeschlossen sein. Das ist Unsinn. Und wen interessiert schon das Wetter von gestern? Viel wichtiger ist doch, wie es morgen und in den nächsten Tagen wird.«
Ein Rasseln von Schlüsseln und das Öffnen der Kerkertür enthoben Matt einer langwierigen Erklärung. Zwei Soldaten traten ein. Einer deutete auf ihn. »Du da: Mitkommen. Die Barbarin bleibt hier!«
Aruula warf ihm einen besorgten Blick zu, und Matt versuchte optimistisch zu lächeln. Es geht los, dachte er. Die nächsten Minuten entschieden vermutlich darüber, ob sie hier im Ewigen Eis der Antarktis ihr Leben aushauchen oder in einer unterirdischen Zelle verrotten würden…
ENDE
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