Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
236 - Gestrandet

236 - Gestrandet

Titel: 236 - Gestrandet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn und Christian Schwarz
Vom Netzwerk:
sitzt in meinem Kopf. Ich weiß nicht, wann er mich tötet, aber wenn ich nicht bald unters Messer komme, ist es aus mit mir. Und mit der ganzen Besatzung.«
    Hogan fuhr herum. »Was?«, fragte er ungläubig.
    Kenner torkelte. Goldwyn, die sich zusammen mit einem Sanitäter und Dr. Moriarty um Leinster kümmerte, sprang auf und hielt ihn fest. Kenners Knie gaben nach. Er fiel zu Boden.
    Hogans Kinnlade sackte herab. »Leinster ins Revier!«, befahl er. Moriarty und der Sani legten den Fähnrich auf eine Trage und schafften ihn fort. Goldwyn half Bob Kenner auf die Beine. Als sie seine Schulter berührte, schrie er auf. Sie erkannte, dass er verletzt war. Hogan huschte in Codys Quartier zurück und zog den LI an den Jackenaufschlägen hoch.
    Zu Kenners Bedauern war Cody nicht tot. Er hatte sich nur den Kopf gestoßen.
    Captain Hogan drückte den Lauf seiner Pistole an Codys Unterleib und knirschte: »Wenn du den Scheiß, den du in deinen Rechner eingegeben hast, nicht sofort rückgängig machst, damit wir wieder atmen können, schieß ich dir die Eier ab und lass dich verbluten.«
    Cody sah schrecklich aus. Sein rechtes Auge war blau und grün, das linke schon zugeschwollen. »Ich glaube, das wäre gegen die Genfer Konvention. Und Rear Admiral Clark würde es sicher auch nicht gefallen.«
    »Clark hat die VENGEANCE längst verlassen«, erwiderte Hogan. Seine Linke umfasste nun Codys Hals und drückte zu. Der Captain war für einen U-Boot-Fahrer sehr groß, und dementsprechend fielen auch seine Hände aus. Cody keuchte. Die Luft war ohnehin zum Schneiden dick. Der LI röchelte, und Hogan säuselte: »Ich habe den Konventionen gerade abgeschworen. Und wenn wir nur noch eine halbe Stunde leben sollten, Junge: Ich mach sie dir zur Hölle.«
    Zuerst sah es so aus, als wolle Cody sich vom festen Blick Hogans nicht einschüchtern lassen. Doch dann hörte Kenner das Geräusch eines dumpfen Schlages. Der LI, nun totenbleich, riss den Mund weit auf. »Das war nur ein Vorgeschmack«, sagte Hogan leise. »Ich reiß dir den Arsch auf. Und ich meine es nicht als Metapher.«
    Die VENGEANCE fing nun an zu beben. Es knirschte und knackte fürchterlich. Bob Kenner hatte plötzlich den Eindruck, eine Sekunde lang schwerelos zu sein. Was ging da vor? Rasten sie so schnell nach oben?
    »Captain auf die Brücke«, kam Commander Savovics Stimme über das Kommunikationssystem. »Captain auf die Brücke! – Ein bisschen plötzlich, wenn ich bitten darf!«
    Hogan versetzte Cody einen Schlag in den Magen. »Los, vorwärts!« Er trieb ihn vor sich her.
    Ein Schwindelgefühl ließ Kenner gegen Goldwyns Schulter sinken. Sie sagte »Hoppla« und legte einen Arm um seine Taille.
    Die VENGEANCE schwankte erneut. Dann hob sie ihre Nase in einem so steilen Winkel an, dass alle im Gang auf den Rücken fielen.
    In Kenners Schädel zuckten Blitze auf. Nun hatte er das Gefühl, wirklich die Besinnung zu verlieren. Bevor es jedoch dazu kam, empfand er zum zweiten Mal das eigenartige Gefühl der Schwerelosigkeit. Obwohl es Irrsinn war, wusste er in diesem Augenblick genau, dass der stählerne Leib des Leviathans sein Element verließ und sich wie ein Albatros in die Lüfte schwang.
    Dann wurde er ohnmächtig und schwebte – mit dem Kopf nach unten – durch einen endlosen schwarzen Kosmos, in dem Milliarden prächtiger Sterne funkelten.
    ***
    Der Wind heulte. Das Licht war so gespenstisch, dass Kenner instinktiv nach Luft schnappte. Zu seiner Verblüffung war sie eiskalt. Das Adrenalin hingegen wogte heiß durch seinen Körper.
    Sein Arm schmerzte noch immer, doch der Druck in seinem Kopf war weg. Die Leere, die er hinterlassen hatte, deutete an, dass in ihm etwas zerbrochen war, das er ohnehin nicht brauchte.
    Trotz allem brauchte Kenner eine Weile, bis er begriff, dass es der Mond war, der durch den scheunentorgroßen Riss im Rumpf der VENGEANCE in seine Augen schien. Das silberne Licht wirkte so beruhigend auf ihn wie eine sich über seine Wiege beugende und liebevoll seine Wange streichelnde Mutter. Das Boot lag starr wie ein Brett. Es rührte sich nicht. Es musste auf festem Grund liegen. Es war kaum zu glauben.
    Herr im Himmel, dachte Bob Kenner dankbar. Wir haben es irgendwie überstanden.
    »Alles in Ordnung mit Ihnen?«, hauchte Naomi Goldwyn an seinem Ohr. »Hätte mir echt leid getan, wenn Sie abgeschmiert wären.«
    Kenner setzte sich hin und warf einen Blick auf die unter ihnen im Dunkel wogende See. »Wo sind wir?«, fragte er

Weitere Kostenlose Bücher