2363 - Atem der Finsternis
sein konnte...
Aber er sah ihren Blick und hörte ihr Flüstern...
Oder waren es zwei Stimmen? Algrim Gún ließ ihre Hände los und stand auf. Er starrte sie an. Sein Herz schlug wild. Alles drehte sich um ihn herum. Er sah sich um. Die anderen waren weiter in ihre Gesänge vertieft. Sie hatten nichts gehört und nichts gesehen. Aber sie hatte gesprochen, zu ihm, er war nicht verrückt. Er hatte ihre Liebe gespürt wie noch. nie; ihre Nähe, ihr Leben.
Algrim Gún wartete und wachte am Lager, bis der Heiler mit zwei Helfern zurückkam und Shysarea nehmen wollte. Als sie die Arme nach ihr ausstreckten, hob er die Hand und schüttelte energisch den Kopf. „Aber sie ist tot, Algrim", sagte der Heiler. „Ihre Seele ist gegangen und wartet auf uns, dass wir ihr folgen, wenn der große Geist es will."
„Du irrst dich!", erwiderte Gún aufgeregt. „Wir haben uns alle geirrt. Sie ist nicht tot, sie ist nicht gegangen: Shysarea ist hier.
Sie hat es mir gesagt. Sie ist ..."
„Dir gesagt?" Der Heiler sah ihn mitleidig an. „Algrim, es ist schwer, einen Partner zu verlieren, den man so geliebt hat wie du Shysarea, aber ..."
„Ich rede mir nichts ein!", unterbrach ihn der junge Effremi. „Sie lebt. Sie kann noch nicht gehen. Sie ..." Sie hatte es ihm gesagt? Was redete er sich da zusammen?
Oder war es doch so gewesen?
Algrim Gún wusste nicht mehr, was er denken sollte. Zu allem Überfluss war bereits wieder Zeit für seine Schicht in der Anthrazit-Sphäre. Er fühlte sich müde und zerschlagen, aber die Leere in ihm war nicht mehr ganz so groß. Etwas lebte in ihm.
Shysarea war da. Er fühlte es ganz deutlich.
Ihr Geist berührte den seinen. Er verstand nichts mehr, obwohl er eines mit absoluter Sicherheit wusste: Es war nicht vorbei.
Der Körper der Gefährtin war tot, und dem zum Trotz war ihr Geist da. Die Schicht ... „Salbt sie", sagte er zu dem Heiler. „Bleibt bei ihr und passt auf sie auf. Ich komme so schnell zurück, wie ich kann. Aber bringt sie nicht fort. Sie ist nicht tot; Heiler. Sie ist nicht gegangen."
Er sah den alten Effremi flehend an. Er konnte nur bitten, Entscheidungen trafen andere im Horst.
Und schließlich nickte der alte Effremi. „Dann soll es so sein, Algrim. Wir werden bei Shysarea Wache halten, bis du wieder da bist."
Algrim Gún seufzte erleichtert. Alles in ihm sträubte sich dagegen, jetzt zu gehen, sie allein zu lassen. Aber er musste. Seine Schicht begann...
Verblüfft sah er auf seinem Chronometer, dass er noch Zeit hatte, sehr viel Zeit...
Nein, er hatte sie nicht.
Er musste jetzt gehen. Musste.
Durfte nicht fragen. Zeit.
Algrim Gún warf seiner Gefährtin einen letzten Blick zu. Er flüsterte ihren Namen, dachte an das namenlose Kind. Er würde...
Nichts mehr.
Er musste gehen.
2.
8. September 1345 NGZ
CRULT
Dantyren verfolgte in verschiedenen Holos von einem Kontrollraum aus, wie die Dienstburg Fahrt aufnahm und allmählich den Ort verließ, an dem sie in dieses Universum eingetaucht war. Mit 150 Kilometern im Sekundenquadrat machte sie sich auf den Weg aus dem System der Sonne Gamma-Makon - jenen Weg, der sie dorthin brachte, wo sie nach Meinung des Duals in dieser Galaxis zu stehen hatte: ins Hayok-System, zwischen den Einflusssphären Terras und Arkons gelegen, einen der derzeitigen „Nervenknoten" der Milchstraße, siehtund fühlbar für alle Bewohner dieser Ressourceninsel.
Ein unvergleichliches Symbol der Macht und der Veränderung. Der neuen Zeit und der neuen Ordnung, die keine Ordnung mehr war, sondern das genaue Gegenteil.
Das lebendige Chaos würde Einzug halten und die fesselnde, alles Leben erstickende Ordnung hinwegfegen in einem Sturm, wie ihn diese Sterneninsel noch nicht erlebt hatte. Alles bisher Gewesene war nur ein Vorspiel gewesen, ein laues Lüftchen.
Jetzt - jetzt begann der Kampf wirklich, der längst kein Kampf zwischen gleichwertigen Gegnern mehr war.
Er war es nie gewesen.
Dantyren sah, wie sich die Sternkonstellationen auf den Schirmen und in den Holos langsam veränderten, und er hätte zufrieden sein sollen. Der Progress-Wahrer hatte seinen Rat angenommen. Die Frist, die er sich selbst gesetzt hatte, war verstrichen.
Antakur von Bitvelt hatte vor wenigen Stunden die „Verwaltungsphase" der zweiten Welle der Terminalen Kolonne TRAITOR für abgeschlossen erklärt, nachdem im Akon-System die künftigen Kabinette des Chaotenders VULTAPHER als Miniaturuniversen stationär in den Hyperraum eingelagert worden
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