2363 - Atem der Finsternis
Atem der Finsternis
Entscheidung im Hayok-Sternenarchipel – verzweifelte Menschen planen die Flucht
von Horst Hoffmann
Auf den von Menschen besiedelten Planeten schreibt man das Jahr 1345 Neuer Galaktischer Zeitrechnung - dies entspricht dem Jahr 4932 alter Zeitrechnung. Die Milchstraße ist von der Terminalen Kolonne TRAITOR besetzt, einer gigantischen Flotte der Chaotarchen.
Ihr Ziel ist, aus Welten der Galaxis einzelne „Kabinette" für einen Chaotender zu formen, eines der machtvollsten Instrumente des Chaos schlechthin: Dieser Chaotender soll einmal VULTAPHER heißen und das Territorium einer entstehenden Negasphäre sichern. Eine Negasphäre wiederum ist eine Brutstätte des Chaos, die normale Lebewesen als absolut lebensfeindlich empfinden.
Mit sogenannten Dunklen Obelisken hat die Terminale Kolonne bereits eine Reihe von Planeten markiert, die zerlegt und zu „Kabinetten" für VULTAPHER gestaltet werden sollen. Mit Drorah, der Hauptwelt der Akonen, wurde bereits der Anfang gemacht, weitere Welten werden wohl folgen.
Eine der Welten, die von der Terminalen Kolonne angesteuert werden, ist Hayok. Die Welt liegt am Rand des Sternenozeans von Jamondi und war in den vergangenen Jahrzehnten wiederholt Anlass für Streit zwischen den Terranern und den Arkoniden.
Nun aber soll sie eine „Ressource" für TRAITOR werden. Über Hayok weht der ATEM DER FINSTERNIS ...
Die Hauptpersonen des Romans:
Dantyren - Das Dualwesen nimmt die Spur eines Attentäters auf.
Antakur von Bitvelt - Der Progress-Wahrer befindet sich in höchster Gefahr.
Algrim Gún - Der junge Effremi begibt sich in die Zone der Finsternis.
Zentz E. Graffel - Der Mediker geht aufs Ganze, um viele Leben zu retten.
Pepe Bergmann - Die Terranerin setzt sich für die GESUNDHEIT ein.
1.
31. August 1345 NGZ
CRULT
Er hockte vor dem Lager, auf dem noch immer seine tote Gefährtin lag. Ihre Brüder und Schwestern waren bei ihnen. Der alte Heiler hatte sich zurückgezogen, um alles für Shysareas Heimfahrt vorzubereiten, jenen letzten Gang, den ihre kurzen, kräftigen Bein nicht mehr antreten konnten. Die anderen Effremi hatten die Gesänge des Horstes angestimmt. Algrim Gún sang nicht mit ihnen. Er hatte keine Stimme mehr. Was hätte sie auch künden sollen? In ihm waren keine Worte mehr, nur diese schreckliche, die Seele erstickende Leere. Wie der Heiler hatte er alles versucht, was in seiner Macht lag, um das Leben seiner Gefährtin und des Kindes in ihrem Leib zu retten; einen Kampf zu gewinnen, der nicht zu gewinnen war.
Er hatte bis zuletzt gehofft, im Zenter-Kreis der Dienstburg und der Anthrazit-Sphäre durch gute Arbeit auf sich aufmerksam machen zu können. Um das zu besiegen, was in Shysareas Leib gewuchert hatte, bedurfte es der Kunst der Kolonnen-Anatomen. Auf den Skapalm-Barken arbeiteten die besten Chirurgen, doch sie blieben für einen einfachen Effremi unerreichbar. Jedenfalls so lange, wie nicht er eingriff. Er. Der, um dessentwillen CRULT existierte, ein Wesen, ein Gott: Antakur von Bitvelt, der Progress-Wahrer selbst.
Algrim Gún hatte es nicht geschafft, ihn aufmerksam zu machen, und daher quälten ihn bittere Vorwürfe. Hätte er einfach den Mut haben und zu Antakur gehen sollen?
Es marterte ihn bis in seine Träume hinein, wenn er für ein paar Stunden Schlaf fand.
Es war sogar schlimmer als seine wirren Träume von finsteren und schrecklichen Orten und Gestalten, in die er eintauchte.
Und die ihm so real erschienen...
Algrim Gún wischte die Tränen aus dem feinen Gesichtsfell und sah Shysarea an, wie sie so friedlich vor ihm lag, auf der Seite, ihm das Gesicht zugewandt. Er hielt ihre Hände, die so kalt waren, streichelte mit seinen Blicken ihren Pelz und wartete darauf, dass der Heiler zurückkam, sie mit sich führte und für den letzten Gang schmückte, für die Heimfahrt ins Herz allen Seins. Eines Tages, das wusste er, würden sie sich dort wiedersehen und mit ihrer Liebe das All erfüllen. Eines Tages ...
Der junge Effremi erstarrte plötzlich.
Shysareas Augen waren geschlossen, doch sie sah ihn an.
Gleichzeitig glaubte er, ihre Stimme in seinem Kopf zu hören, obwohl sie längst verstummt war. Es schien ihm, als berühre eine zärtliche Hand seine Gedanken und seinen Geist.
Er hörte die Gesänge nicht mehr, in denen sonst so viel Geborgenheit lag. Er vergaß seine Umgebung vollkommen. Er sah nur seine Gefährtin vor sich, in der kein Leben mehr war ... mehr
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