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2369 - Quartier Lemurica

Titel: 2369 - Quartier Lemurica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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schnell aus, wie's reinkommt."
    Elfia kümmerte sich nicht weiter um ihren Mann. Er zog jeden Tag dieselbe Leier ab.
    Wie eine Maschine in einem Endlosprogramm.
    Sie zog die Lieferung aus dem Depot.
    Irgendetwas war da gewesen. Etwas Wichtiges, an das sie sich erinnern sollte.
    Sie nestelte am Verpackungsstreifen umher, bis er die Waren freigab. Cyclo-Grünzeugs. Getränke. Babynahrung.
    Staub- und Wasserfilter. Kopfschmerztabletten. Zwei Flaschen Scharfer. Kratzige Cyclo-Windeln. Und ... - „... eine Legitimation für das Baby", sägte sie so ruhig wie möglich. Ihr drohte das Herz stillzustehen. „Ich bringe es zur Priesterschaft. Es wird im Quartier Lemurica aufgenommen werden."
    „Was soll das?" Winclor schüttelte den Kopf. „Du solltest wirklich mit dem Saufen aufhören."
    Sie zeigte ihm die Legitimation. Ein transparent scheinendes Plättchen, kreisrund, mit dem freundlich dreinblickenden Gesicht des Alleshelfers. „Is' nicht wahr!", rief Windor aus. Er zuckte hoch, warf seinen Sessel um, drängte sich ängstlich gegen die Wand der Wohnküche. „Hab ich's dir nicht immer gesagt?", schrie ihn Elfia an. „Eines Tages haben wir auch ein wenig Glück. Dann küssen uns die Götter des Himmelreiches, dann scheint ein Sonnenstrahl herab auf uns. Aber du, du dachtest immer, Wünsche gingen nicht in Erfüllung." Sie stapfte auf ihn zu, drückte ihm die Legitimation fest gegen die Stirn. „Das ist der Beweis, dass es ein Schicksal gibt! Ich wusste es, ich wusste es ..."
    Elfia ließ ihren Mann stehen, eilte ins Schlafzimmer und packte.
    Das Baby schlief. Es lächelte glücklich, als wüsste es bereits, was es erwartete. „Mein Schatz", flüsterte sie und liebkoste das pausbäckige, blasse Ding. „Du hast es geschafft. Du wirst diesem Elend und diesem ewigen Zwielicht entkommen. Nie mehr Regen und Lärm und Schmutz." Sie wischte die Tränen von den Wangen. „Ich wünschte, ich dürfte dich begleiten ...
     
    2.
     
    Linker Hand musste sich die Ratsstadt befinden. Elfia hätte gerne einmal einen Blick darauf geworfen, doch sie traute sich nicht, die Hochgeschwindigkeitsbahn bei der nächsten Haltestation zu verlassen.
    Vielleicht würde dann die Legitimation verfallen, und sie fanden sich irgendwo wieder, ohne genug Geld, um in ihren Wohnblock zurückkehren zu dürfen.
    Elfia schloss die Augen. In ihrer Phantasie sah sie die Ratsstadt vor sich, wie sie in den Trivid-Werbeeinblendungen immer wieder gezeigt wurde: elfenbeinweiße Gebäude, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten. Erhabenheit und architektonische Größe ausstrahlend. Wie Finger, die nach den Sternen greifen wollten.
    Alles beherrschend stand in ihrer Mitte der Turm Arkan. 1130 Meter hoch war er, das höchste Gebäude der Stadt. Er wurde von Suchscheinwerfern eingekreist und in unterschiedlichsten Farben beleuchtet.
    Wenige weiße Wolken umkränzten Arkan.
    Der blaue Himmel war ungetrübt von Staub und Schmutz.
    Elfia dachte sich auf die Aussichtsplattform des Turms. Von hier aus genoss sie einen Blick, der in jeder Richtung 100 Kilometer weit reichte. Ihr Herz drohte vor Freude fast zu bersten, so schön war es hier, so prachtvoll ... „Schleich dich weg, olle Schachtel!" Ein Halbwüchsiger rempelte sie an, stieß sie von der Magnetfassung weg, an der sie sich und das Baby angehängt hatte.
    Erschrocken öffnete Elfia die Augen.
    Rücksichtslos drängte sich der .Junge auf ihren Platz und begann, an einer Cyclo-Droge zu schnüffeln. Sein Blick verklärte sich, er krümmte sich im Stehsitz zusammen.
    Die Wirklichkeit hatte sie wieder.
    Elfia sah all die müden Gestalten mit traurigen Augen, die sich von und zur Arbeit schleppten. Kinder, Erwachsene und Greise. Manche trugen Zorn in sich, andere endlos scheinende Müdigkeit. Ihnen allen war gemein, dass die Stadt sie ganz allmählich auffraß, ihre Seelen vernichtete.
    Sie blickte auf den Stationsplan. Noch 42 Stopps, dann hatte sie die Stadtgrenze erreicht. Das Kleine schlief und schnarchte leise vor sich hin. Sie hatte den Kunstnippel vor ihrer Abfahrt in einen Schluck vom Scharfen getunkt.
    Noch 29 Stationen. Die qualvolle Enge des Zuges ließ nach. Der Drogensüchtige verließ den Waggon ebenso wie all die anderen armselig gekleideten Frauen und Männer. .
    Elfia schob verschämt den langen Mantel über das zerschlissene Beinkleid und legte den alten Spitzhut beiseite. Sie wollte nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen, als sie es ohnehin schon tat.
    Honorige Herren stiegen in

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