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2369 - Quartier Lemurica

Titel: 2369 - Quartier Lemurica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Kinder in die Welt zu setzen.
    Das Baby begann zu murren und mit seinen kleinen Händchen um sich zu greifen. Es hatte Hunger. Nein. Hier würde ihnen nichts geschehen.
    Elfia senkte den Kopf, bereit, augenblicklich zurückzulaufen, sollte sie irgendeine Gefahr für sich und das Kind entdecken.
    Langsam öffnete sie die Augen.
    Sah, was sie umgab.
    Und schrie, wie sie noch nie zuvor geschrien hatte.
     
    *
     
    „Warum straft uns das Schicksal so hart, Achnia? Warum durchschaute ich die Intrige von Zentiraur nicht rechtzeitig? Er hat mich ruiniert, er hat uns ruiniert."
    (Oveniu blickt zu Boden. Nahaufnahme: Verzweiflung und Tränen.)
    „Wir haben immer noch uns, mein Liebster! Keine Macht der Welt kann uns jemals auseinander bringen."
    (Achnia hält Zigzig. Das Kind streckt den Arm nach dem Vater aus und lächelt.)
    „Aber wir werden in die Tiefen des Schattenreichs ziehen müssen! Niemals wieder werden wir einen Sonnenstrahl erblicken oder frische Luft atmen. Das ist das Ende!"
    „Im Gegenteil - es ist erst der Anfang."
    (Achnia ballt beide Hände zu Fäusten. Darauf achten, dass das Kind nicht runterfällt!)
    „Ich werde eine Arbeit annehmen. Wir beide werden schuften und rackern, bis wir uns das Recht auf einen Platz in der Himmelszone zurückerobert haben. Vergiss niemals, dass sich Redlichkeit und Ehrlichkeit stets bezahlt machen."
    (Achnia: mahnend erhobener Zeigefinger. Oveniu: wischt sich eine Träne aus den Augenwinkeln. Er strafft seinen Körper.)
    „Du hast recht! Wir werden uns vom Schicksal nicht unterkriegen lassen. Wir werden uns wieder hocharbeiten. Eines Tages" - (Blick zum Himmel, hehr und bedeutungsschwer) - „werden wir zurückkehren und unseren Namen von jeglicher Schuld reinwaschen."
    (Umarmung, mindestens zehn Sekunden lang. Abspann.)
    Kinder des Glücks, Folge 218, 33. Szene
     
    3.
     
    Elfia drehte sich um, wollte flüchten. Das Tor hatte sich geschlossen. Nirgendwo war ein Fluchtweg zu entdecken. Sie war diesem schrecklichen Etwas rings um sie hilflos ausgeliefert, konnte ihm nicht entkommen.
    Ihre Füße standen in einem schrecklich grünen Grün. Es war so grell, so kräftig, wie es ihre Augen niemals zuvor erblickt hatten. Und oberhalb -leuchtete ein Blau, das auf sie zuzustürzen, sie jeden Moment zu zermalmen drohte.
    Das sind Gras und Himmel, sagte ihr der Verstand. Dinge, die du bereits hundertmal im Trivid gesehen hast.
    Ihr Gefühl allerdings konnte mit dieser unaussprechlichen Weite und Tiefe, in der sie stand, nichts anfangen. Wahrscheinlich musste sie mehrere tausend Schritte tun, um zum nächstgelegenen Gebäude zu gelangen.
    Die drei Pyramiden, dachte Elfia. Genau so werden sie immer in den Filmen gezeigt.
    Gegossen in rotes Lemur-Metall, von zahlreichen Mysterien umgeben.
    Nichts und niemand hatte sie darauf vorbereitet, dass die Leere an der Grenze der Stadt so schrecklich gewaltig sein würde. Dass ein normaler Mensch mit den gewaltigen Distanzen nichts anzufangen wusste.
    Sie legte das Kind rasch zur Seite, ließ sich zu Boden sinken, würgte und erbrach sich.
    Tiere krochen zwischen den Blättern umher. Käfer und Ameisen, Spinnen und andere Dinge, an die sie sich lediglich dumpf aus dem schulischen Anschauungsunterricht erinnerte.
    In Adur Bravuna gab es Schädlinge, die das städtische Leben hervorgebracht und die sich perfekt angepasst hatten.
    Sogenannte Sälmlinge, die an Feuchtstellen defekter Leitungsrohre ihre winzigen Nester bauten. Oder Wandnissen, die versteckt im Mauerwerk fingergroß werden konnten und irgendwann wie Cyclo-Früchte zu Boden fielen, um dort zu zerplatzen. Oder ... „Du bringst Kind 215.444.690?", unterbrach eine gestrenge Stimme ihre Gedanken. „Meinen Sohn", antwortete Elfia. Ihre Gedanken drehten sich im Kreis. Sie wusste kaum mehr, wo sie sich befand, wie ihr geschah, was sie hier zu suchen hatte. „Nach den raphanischen Gesetzen gehört Kind 215.444.690 nun uns. Und steh gefälligst auf, Frau!"
    Dünne, unbehaarte Beine traten auf sie zu.
    Sie ragten aus seltsamem Schuh. werk. Sie fühlte sich von einer Hand gepackt und hochgehoben. „Dass ihr Weiber immer zusammenklappt, wenn ihr Quartier Lemurica seht", fuhr die Stimme ungeduldig fort. „Anstatt froh zu sein, mal für kurze Zeit der Enge der Stadt zu entkommen."
    „Ich war nicht drauf vorbereitet", sagte Elfia. „Darauf kann sich niemand vorbereiten."
    „Dann bringen wir den ganzen Akt so rasch wie möglich hinter uns. Du willst doch nach Adur Bravuna zurück, nicht

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