Somnia Crudeles - grausame Traeume Vol I
I
Es war ein einfacher Job und noch dazu ein angenehmer. Die beiden Schwestern waren nicht nur äußerlich reizvoll, sondern unterhielten sich auch amüsant auf dem Rücksitz seines Wagens. Sie hatten Darius als Fahrer und Beschützer angeheuert, denn auf der Strecke, die vor ihnen lag, war es in der letzten Zeit häufig zu Überfällen gekommen.
Darius warf den Schwestern über seine Schulter ein Lächeln zu, und sie lächelten zurück, weil sie eben junge Damen waren und er ein junger Mann.
Er gefiel ihnen, sein schönes Gesicht, seine blauen Augen. Vor allem aber mochten sie ihn wegen seines gut gebauten, schlanken Körpers. Deshalb hatten sie ihn ausgesucht.
»Hör zu, Darius.«
Die Jüngere der beiden Schwestern zerwühlte mit den Fingern ihr blondes Haar. »Wir legen noch einen Hunderter drauf, wenn du dein Hemd ausziehst.«
Die ältere, nicht minder hübsche Schwester rückte so dicht an den Fahrersitz heran, dass ihre roten Locken den Hals des jungen Mannes kitzelten. »Meine Schwester ist viel zu verschwenderisch. Für hundert musst du alles ausziehen.«
Die Blonde stimmte ihr sogleich zu: »Meine Schwester hat Recht. Wir wollen dich ganz nackt sehen.«
Darius schüttelte den Kopf. Er hielt es für einen Scherz, bis eine zarte Hand ihm einen Hunderter auf seinen Oberschenkel schob. »Na, was ist? Bekommen wir nun was zu sehen?«
Durch die frivole Forderung verstört, hielt Darius den Wagen an und reichte den Damen das Geld zurück. »Es tut mir leid. Für so was bin ich nicht zu haben.«
»Ach komm schon.«
Die Rothaarige zwickte ihm mit ihren langen Fingernägeln in den Arm. »Wir geben dir zweihundert.«
Die Blonde nickte. »Ja, aber dann musst du dir vor uns einen runterholen.«
Darius startete den Wagen so plötzlich, dass die Schwestern schreiend auf ihre Sitze zurückgeworfen wurden.
Er sprach kein Wort mehr mit ihnen.
»Der spricht nicht mehr mit uns.«
»Der ist sauer.«
»Was können wir dafür, wenn der so verklemmt ist?«
»Hätten wir doch den anderen genommen, den vom letzten Mal. Der hat sich nicht so angestellt. Außerdem war der muskulöser.«
»Ich dachte, wir versuchen mal was Neues.«
»Netter Versuch. Das wird vielleicht eine langweilige Fahrt. Und so beklemmend. Wir sollten etwas singen.« Im letzten Wort schwang deutlich eine Drohung.
Der Gesang der beiden Schwestern war die reinste Folter für das menschliche Gehör. Dass sie dies mit Absicht taten, um Darius zu ärgern, war ihm klar, aber er beschwerte sich nicht. Es war ihm lieber, diesen Dissonanzen zuzuhören als ihrer fiesen Konversation.
So kam es, dass Darius es fast begrüßte, als während der Fahrt ein Reifen platzte. Der Wagen schlingerte bedrohlich, bis er endlich zum Stehen kam.
Die Schwestern beendeten jäh ihren Gesang und wollten wissen, was geschehen war.
»Warum fährst du wie ein Henker, Darius?«
»Wir haben eine Reifenpanne.«
»Was?«
»Ein Reifen ist geplatzt. Ich werde ihn wechseln.«
»Moment.« Die Rothaarige verengte ihren Blick. »Was, wenn das eine Falle ist? Wenn sie uns in den Reifen geschossen haben, um uns zu überfallen? Wir sind hier mitten im Wald.«
Darius blickte aus der Seitenscheibe. »Ich sehe hier niemanden. Aber wenn es euch beruhigt, schaue ich mich erst mal um.«
Er entsicherte seine Pistole und stieg aus dem Wagen.
Ringsum war nichts zu sehen, nichts zu hören. Genau genommen war es verdächtig still. Darius hielt den Atem an und lauschte.
Ein Rascheln im Unterholz ließ ihn zusammenzucken. Beinahe hätte er die Waffe abgefeuert. Wie albern. Es war sicherlich nur irgendein Tier.
Darius öffnete den Kofferraum, um das Reserverad herauszuholen. Da hörte er hinter sich ein menschliches Geräusch, leises Lachen.
Rasch drehte er sich um und sah eine hoch gewachsene Gestalt, die sich geschickt an ihn herangeschlichen hatte.
Viel war nicht von diesem Menschen zu erkennen, denn der untere Teil des Gesichtes war bis zu den Augen unter dem aufgestellten Kragen eines langen Mantels verborgen. Doch es tauchte niemand einfach so in dieser menschenleeren Gegend auf, wenn er nicht ganz bestimmte Absichten verfolgte. Üble Absichten.
Also zögerte Darius nicht, die Waffe auf den Unbekannten zu richten. »Was willst du?«
Der Fremde hob beschwichtigend die Hände. »Was für eine stürmische Begrüßung.« Seine Stimme klang freundlich und angenehm. »Nun, du hast da zwei sehr hübsche junge Damen in deinem Wagen, und ich bin mir sicher, dass einige dafür einen
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