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2389 - Die Opal-Station

Titel: 2389 - Die Opal-Station Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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diesem Tisch, so selbstsicher, als gäbe es keine Wahrheit außer der ihren, als wäre all das, was Mondra durchgemacht hatte, reine Einbildung oder, noch schlimmer, die Unterdrückung von Hormonen und Trieben ... völlig zurückgelehnt, den Körper fast gebogen wie ein Fragezeichen, den Kopf nach hinten gelegt, den Blick überallhin gerichtet, nur nicht auf den Tisch ... nein, diese Frau war nicht bei Sinnen. „Dieser Tisch", sagte sie wieder und strich mit einer Hand über die raue Oberfläche. „Wunderschön. In solch einen Tisch könnte ich mich verlieben. Nein, was ist das für ein herrlicher Tisch! Woher hast du ihn? Das ist bestimmt eine Rarität, nicht wahr?"
    Die Tischplatte war achteckig. Der Marmor, aus dem sie bestand, war mit einem Sandstrahlgebläse behandelt worden. Er war rau, unregelmäßig, vielleicht sogar schroff. Aber es war, verdammt noch mal, einfach nur eine Tischplatte. Mondra hatte ihn in einem ganz normalen Laden an der Thora Road gekauft. Er war ganz bestimmt kein Sammlerstück. „Wir könnten eine medikamentöse Behandlung versuchen", wechselte die Psychotherapeutin abrupt das Thema.
    Mondra verdrehte im Geiste die Augen.
    Vielleicht auch nicht nur im Geiste.
    Die Frau trug einen Vierfachnamen. Birgit-Orana Schmidt-Kunz. Sie musste feste Wurzeln in irgendwelchen Terra-Patrioten-Kreisen haben. Ihr Doppelnachname hatte feste ethnische Wurzeln, die so bei der Allgemeinheit nicht mehr vorkamen. „Ich spüre bei dir eine gewisse Feindseligkeit", fuhr Bittenennmich-Birgit-Orana fort. „Ich versichere dir, sie ist unnötig und überflüssig. Ich will dir nichts Böses. Meine Absichten sind völlig rechtschaffen. Nein, ist das ein schöner Tisch." Wieder zog sie die Hand über die raue Oberfläche.
    Der Tisch ist sogar richtig billig gewesen, dachte Mondra. Ganz nett, aber keineswegs exklusiv, keineswegs hervorstechend. Massenware.
    Robotergefertigt, vom Fließband. Was also bezweckte „Birgit-Orana" mit dieser Show? Eine Ablenkung? Wollte sie damit zum Ausdruck bringen, wie harmlos sie und ihre Absichten waren?
    Mondra hatte eine gewisse Menschenkenntnis. Sie hatte sie schon als Artistin gewonnen und beim TLD dann verfeinert. Dort hatte sie es hauptsächlich mit böswilligen Elementen zu tun bekommen. Sie hatte gelernt, Menschen und andere Fremde einzuschätzen.
    Nein, „Bittenennmich-Birgit-Orana" wollte ihr nichts Böses. Aber sie wollte sich durchsetzen. Sie wollte ihre Ziele unter allen Umständen verwirklichen und Mondra als Erfolg verbuchen. Sie wollte etwas haben, unter allen Umständen. Und wenn sie es bekam, war ihre Zukunft gesichert. Dann war sie diejenige, die Mondra Diamond „geknackt" hatte.
    In diesem Augenblick fasste Mondra den Entschluss, nie wieder einen Mediker, ganz gleich welcher Fachrichtung, in ihre Wohnung zu lassen. Dieser Fehler würde ihr nur einmal unterlaufen. „Es gibt viele kluge Fachbegriffe für das, was mit dir passiert ist", fuhr „Birgit-Orana" fort. „Substitution. Verdrängung. Komplex. Vielleicht sogar Amnesie als Schutzfunktion. Ich will dich nicht damit belasten. Ganz im Gegenteil, die Lösung ist viel einfacher. Frage dich, warum du diese Erinnerungen unterdrückst. Warum du sie nicht zum Vorschein kommen lässt.
    Ich glaube, du musst einfach nur reden.
    Alles andere kommt von allein. Aber dieser Tisch ist wirklich unglaublich beeindruckend."
    Ich unterdrücke diese Erinnerungen nicht, wollte Mondra sagen. Ich möchte endlich frei von ihnen sein.
    Aber sie schwieg und beobachtete, wie die Psychotherapeutin mit der Hand erneut über die sandstrahlbehandelte Fläche fuhr, aber nur kurz, dann wandte sie den Blick wieder ab. Sie befürchtete, dass sie ihren Zorn nicht mehr unter Kontrolle halten konnte, und es würde ihr nur schaden, ihn zu offenbaren. Wie sehr sehnte sie sich eine Lösung ihres Problems herbei; sie verstand diejenigen, die forderten, notfalls ihr Gehirn in Scheibchen zu schneiden, um Kintradim Crux' Geheimnisse in Erfahrung zu bringen. Und sie war dankbar, dass Perry von vornherein bestimmt hatte, ihr die letzte Entscheidung zu überlassen.
    Sie selbst entschied, was mit ihr geschah.
    Welche Möglichkeiten sie ausprobierten und welche nicht. So wichtig das Geheimnis auch sein mochte, das sie in sich barg.
    Kintradim Crux.
    Erinnerungen eines bedeutenden Chaotarchen-Dieners.
    In ihrem Geist. „Na schön", sagte sie. „Reden wir. Der Tisch war übrigens spottbillig. Massenware. Nichts Besonderes. Deine Begeisterung für ihn ist

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