2389 - Die Opal-Station
Mondra.
Saedelaere nickte. Er wühlte in seinen Anzugtaschen, beförderte schließlich ein kleines, kastenförmiges Aggregat hervor und legte es neben der Schleuse auf die Hülle. Es verankerte sich magnetisch.
Dann zog er seinen Kombistrahler. „... so brauch ich Gewalt."
*
Mondra warf einen letzten Blick nach oben. Ein schwach flimmerndes Energiefeld verhinderte Atmosphäreverlust und Druckabfall. Alaska hatte das Feld errichtet und die Schleusenplatte dann mit dem Desintegrator aus der Außenhülle geschnitten. Nach einem Augenblick entspannte sie sich ein wenig. Sie befanden sich nun in der Station, und niemand schien die Manipulation zur Kenntnis genommen zu haben.
Alaska war schon zur Innenseite der Schleusenkammer weitergegangen. Sie musste von Hand geöffnet werden, mit Hilfe eines viereckigen Drehrads. Mondra verschwendete nur einen kurzen Gedanken an die Quadratur des Kreises und untersuchte stattdessen die drei unterschiedlich gefärbten Schaltflächen darunter. Berührungen bewirkten nicht das Geringste; der Mechanismus war ausgefallen.
Das galt glücklicherweise nicht für die künstliche Gravitation in der Opal-Station, die knapp über einem Gravo lag. Die Differenz zur gewohnten Schwerkraft konnte von ihren Anzugsystemen problemlos ausgeglichen werden.
Der Maskenträger schob das Schott zurück; trotz dessen Masse schien er dafür kaum Kraft aufbringen zu müssen.
Milchige, ungewisse Helligkeit schlug ihnen entgegen. Mondra schaltete die Lampe ihres Raumanzugs ein und folgte Alaska in den Gang hinter der Schleuse.
Die Anzugsysteme übertrugen ein Geräusch, ein undefinierbares, fernes Rumoren. Ansonsten war der Gang leer. „Luft einigermaßen atembar", gab Alaska die Analyse seines Anzugs bekannt. „Sauerstoffgehalt etwas zu niedrig, um wirklich angenehm zu sein, ungewohnte Edelgase in geringer Konzentration, aber keine schädlichen Substanzen."
Mondra betrachtete nacheinander Wände, Boden und Decke des Gangs, in dem sie sich befanden. Sie waren von derselben bläulich weißen, fast transparent wirkenden Opaleszenz wie die Außenhülle.
Als sie näher an eine Wand trat, erkannte sie im Licht der Lampe millionenfache vielfarbige Einsprengsel, die für den opalisierenden Eindruck sorgten.
Sie beauftragte die Anzugsysteme mit einer Analyse des seltsamen Effekts, bekam jedoch die Antwort, dass eine exakte Auswertung einige Zeit auf sich warten lassen würde.
Langsam gingen sie weiter, die Kombistrahler schussbereit in den Händen.
In der ersten Biegung des Ganges stießen sie auf die erste Leiche.
*
Die Augen des Geschöpfs waren weit aufgerissen. Mondra glaubte, darin noch einen Hauch des Entsetzens zu entdecken, das das schlangengesichtige Echsenwesen im Augenblick seines Todes empfunden haben musste.
Der lange Hals des Toten wirkte seltsam gequetscht, als hätte ein Tonnengewicht auf ihm gelastet. Ansonsten schien sein Körper unverletzt zu sein; zumindest verhinderte die Bordkombination, die das Wesen getragen hatte, dass Mondra weitere Wunden entdecken konnte. „Ein Mor'Daer", stellte Alaska überflüssigerweise fest. Mondra wusste jedoch, was der Maskenträger eigentlich damit sagen wollte. Das war ein weiteres Indiz, wenn nicht sogar der letzte Beweis dafür, dass die Opal-Station tatsächlich Teil der Terminalen Kolonne TRAITOR war. „Gehen wir weiter", sagte sie rau.
Schon nach wenigen Schritten wurde ihre Vermutung nachhaltig bestätigt. Eingehüllt vom kalten, bläulich weißen Leuchten der Wände des Ganges lagen dort zahlreiche weitere Leichen; Mondra zählte mindestens zwei Dutzend. Sie erkannte weitere Mor'Daer, aber auch von Vögeln abstammende Ganschkaren und Angehörige von Völkern, die ihr völlig unbekannt waren. Gedrungene Krötenähnliche, Sechsgliedrige vom Bestien-Typus, am häufigsten jedoch etwa anderthalb Meter große Humanoide, die man auf den ersten Blick fast für Menschenabkömmlinge hätte halten können. Mondra zählte mindestens ein Dutzend von ihnen; die meisten hatten dunkelgrüne Anzüge getragen.
Mondra bemerkte, dass mehrere der Wesen in kleinen Pfützen aus einer zähen Flüssigkeit lagen, und trat näher an das erste heran. Der Tote lag auf dem Rücken, Arme und Beine leicht angewinkelt, den Kopf zur Seite gedreht.
Züge waren auf dem Gesicht nicht mehr zu erkennen. Anscheinend gingen die Wesen schon nach wenigen Stunden in Verwesung über, jedenfalls waren die Konturen allesamt unkenntlich.
Der Anzug war an der Brust
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