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2394 - Hyperraum-Nomaden

Titel: 2394 - Hyperraum-Nomaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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versunken sein, dass sie ihn überhaupt nicht wahrnahmen.
    Es sei denn ... Wieder regte sich die nackte Panik in ihm. Luz lief los, stolperte, fing sich wieder und rannte zur Rotunde.
    Im Schatten der rechten Seite warteten sie, zwei Gestalten nebeneinander reglos, in sich gekehrt, eineinhalb Meter groß und mit bleicher Haut. Sie trugen hellblaue Umhänge mit Öffnungen für Kopf und Arme. Ihre großen, dominierenden Augen verstrahlten Weisheit und Güte, und sie waren in Grün, Azurblau und strahlendem Gold gesprenkelt.
    Und seine Erinnerung setzte wieder ein: Das dort waren Sphero.
    Er war endgültig nach Hause gekommen.
     
    *
     
    Immentri Luz verbeugte sich erleichtert vor den beiden Sphero.
    Irgendwie kamen sie ihm bekannt vor, als habe er sie schon einmal gesehen. Sie blickten Richtung Sonnenaufgang, als erwarteten sie von dorther etwas. Ihre Gestalten wirkten so, wie er sie in Erinnerung hatte, fein modelliert und zerbrechlich. Die Köpfe dagegen nahmen sich wuchtig und schwer aus. Auf den Gesichtern lag ein Ausdruck von Melancholie und Düsternis.
    Luz spürte, wie sich in seinem Bewusstsein ein winziger Spalt bildete, der sich immer weiter für die Erinnerungen öffnete. Bilder huschten durch seinen Geist, wirbelten durcheinander, ein Sammelsurium ohne Zusammenhänge, das sich zu einer Lawine aufzustauen drohte. Fassungslos starrte. er auf die beiden Sphero. Der eine war männlich, der andere weiblich.
    Immentri Luz murmelte ihre Namen.
    Morian Kinnaird war der Mann. Erilyn Shirde, so hieß die Frau.
    Die beiden ignorierten ihn, schienen ihn nicht einmal wahrzunehmen.
    Nein!
    Die beiden Sphero konnten ihn nicht wahrnehmen.
    Denn sie waren tot.
    Vor Immentri Luz saßen zwei hervorragend konservierte Leichen.
    Der große Transfermeister Morian Kinnaird und seine Gattin ...
    Kinnaird hatte die Sphero Jahrzehntausende lang geführt, und er hatte schon gelebt, als der Aktivierungswächter ins Leben getreten war.
    Vor 55.000 Jahren nach terranischer Zeitrechnung.
    Sie sitzen da, als seien sie beim Warten gestorben - einfach so, dachte Luz. Wie lange mag das schon her sein?
    Die Stille auf Vitogh'Farien war eine Stille des Todes, die Leere eine Abwesenheit intelligenten Lebens, das begriff er jetzt endgültig. Der Spektrale Turm war zu einem Mausoleum geworden. Aber was war mit den Sphero aller Inselstaaten...?
    Er schüttelte dieses Gefühl der Beklemmung ab, das ihn bisher auf die Stelle gebannt hatte, und trat näher.
    Vorsichtig ging er um die beiden Toten herum. Sie wiesen keine Anzeichen von Krankheit oder eines gewaltsamen Todes auf. Sie mussten sich hierher gesetzt haben, bevor sie starben, den Blick in die Ferne gerichtet. Wann war das gewesen? „Wolltet ihr nicht mehr leben", flüsterte Luz, „oder konntet ihr es nicht mehr? Was ist bloß aus den Spektralen Inselstaaten geworden?"
    Er beugte sich über Erilyn Shirde, musterte den honiggelben Stirnreif, den sie trug. Ein Mnexion-Stirnkreis!
    Luz glaubte mit seinem hyperempathischen Sinn eine merkwürdige Unschärfe zu erkennen, als bewege sich etwas mit hoher Geschwindigkeit im Innern der Röhre.
    Der Aktivierungswächter wandte seine Aufmerksamkeit Morian Kinnaird zu. Der Transfermeister saß leicht nach vorn gebeugt da, einen Arm ein wenig angewinkelt. Seinen Stirnreif hielt er in der Hand, er musste ihn vor seinem Tod abgenommen haben. Irgendwie sah es aus, als strecke er ihm den Reif entgegen.
    Immentri Luz zuckte zurück.
    Das kann nicht sein!
    Nur der Besitzer durfte den Mnexion-Stirnkreis tragen, kein anderer Sphero. Und erst recht kein fremdes Lebewesen oder ein Kunstgeschöpf.
    Dennoch ... Musste er das Angebot nicht annehmen? Steckte in diesem Reif nicht all das, was er an Wissen dringend benötigte?
    Er wusste es nicht mit Sicherheit, doch die Wahrscheinlichkeit lag sehr hoch.
    Das Bild von den explodierenden Schiffen und den vielen tausend Toten tauchte wieder in seinen Gedanken auf. Luz durfte Ama Zurn nicht im Stich lassen in seinem Bemühen, die Kampfhandlungen zu beenden. Die Sphero des Turms und womöglich der gesamten Welt waren tot, und so hatte nur noch ein Lebewesen die Chance, das Missverständnis aufzuklären: er selbst, Immentri Luz.
    Hier auf Vitogh'Farien.
    Er streckte eine Hand aus, strich unendlich vorsichtig über den Reif Kinnairds - und registrierte einen ähnlichen Sogeffekt wie am Transmitter auf Trixal. Dieses Mal betraf es nicht seine Hand, sondern seinen Geist. Immentri Luz spürte einen heftigen Schmerz, als sein

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