2396 - Traitanks zwischen 20 Sonnen
Informationen, die Alaska Saedelaere und Mondra Diamond vor knapp zwei Wochen über die Vorgänge im Bereich der entstehenden Negasphäre überbracht hatten. Dass die OREON-Kapseln der Friedensfahrer nicht mehr in Hangay einfliegen konnten, war an sich schon schlimm genug, dass sogar ein Kosmischer Messenger versagte, sah Perry Rhodan schlichtweg als Katastrophe an.
Die Entwicklung schien bedeutend weiter fortgeschritten zu sein als bislang befürchtet.
Ein Gedanke ließ den Residenten seit Tagen nicht mehr los. Bislang hatte es wenigstens berechtigte Hoffnung gegeben, dass ein Schiff mit konventionellen Triebwerken in Hangay eindringen könnte.
Nur aus diesem Grund war die Wiederaktivierung der lemurischen Sonnentransmitter betrieben worden, und überhaupt nur deshalb gab es die Umrüstung der RICHARD BURTON.
Die ersten Anhaltspunkte, dass sogar konventionelle Antriebssysteme versagten, ließen die Hoffnungen schrumpfen. Der enorme Aufwand an Menschen und Material - umsonst? Rhodan fragte sich, ob das Schicksal wirklich so zynisch sein konnte.
Vielleicht, überlegte der Aktivatorträger, als er in seiner Kabine auf dem Bett lag und rings um sich die raumfüllende Projektion des Zwischenraums sah, ist die Karte der Negasphäre der Schlüssel.
Alaska und Mondra hatten sie ins Solsystem gebracht, und eine Kopie befand sich an Bord der RICHARD BURTON.
Diese Karte war rätselhaft, nicht einmal NATHAN war bislang zu einer sinnvollen Interpretation fähig gewesen.
Vielleicht beantworteten sich die Fragen vor Ort. Aber bis dahin war es noch ein langer und vor allem höchst gefährlicher Weg
3.
Reglos stand er da, eine Gestalt wie aus Ricodin. Nicht so düster, nicht so unverwundbar, dennoch verglich er sich in letzter Zeit mit diesem Material. Weil jedes wichtige Element in der Kolonne Ricodin enthielt.
Er beobachtete, saugte alle neuen Eindrücke in sich auf, während ihn heiß das Jagdfieber erfüllte. Der dichte Haarkranz seines Mor'Daer-Kopfes sträubte sich, aber die Schuppenhaut blieb unbewegt. Da war nicht einmal ein Zucken der verhornten Lippen.
Er wartete ab, analysierte die ersten Datenblöcke.
Der Sektor, in dem sein Schiff soeben aus dem Hyperraum gefallen war, erwies sich als nahezu sternenleer. Nur wenige Sonnen standen weit verstreut. Ob sie über Planeten verfügten, interessierte ihn nicht.
Diese Welten wären ohnehin bedeutungslos gewesen, verglichen mit dem eigentlichen Ziel. Es lag dreieinhalbtausend Lichtjahre entfernt, oberhalb der galaktischen Hauptebene.
Der Blick seiner menschlichen Augen huschte durch die Zentrale, taxierte Mor'Daer und Ganschkaren und versuchte, ihre Regungen zu erfassen. Sie ahnten nicht, wie nahe das Herz des galaktischen Widerstands vor ihnen lag, eine Bastion der Terraner. Früh genug würden sie es erfahren.
Endlich die Ortungsanzeige. Tausende Traitanks standen lichtmonateweit im Umfeld verstreut. Ihre Reflexe gaben dem unbedeutenden Sektor so etwas wie eine Kontur.
Seine Yrendir-Identität züngelte witternd, während Danton sich ungeduldig auf die Unterlippe biss. „Vor uns liegt das Dumaki-System, Herr!", wurde ihm gemeldet. Er tat das als überflüssige Feststellung ab. „Anflug fortsetzen!", zischte er mit den Stimmorganen des Mor'Daer-Kopfes. „Weiterhin alle Daten zu mir überspielen!"
Dantyren wartete keine Antwort ab. Mit einer knappen Handbewegung vergrößerte er die Wiedergabe. Das Abbild der orangefarbenen Sonne, terranische Einstufung als K-Typ, schwoll zum brodelnden Glutball an. Weit schleuderte Dumaki ihre Protuberanzen in den Raum hinaus, als wolle sie die Arbeiten behindern. Über siebzehn Planeten verfügte dieses System - noch. Dantyren hob seine linke Hand, betrachtete sekundenlang die feingliedrigen Finger und die ausgeprägten Hautfalten auf der Handfläche, und sogar der Mor'Daer-Kopf schaute in die Richtung, dann griff er entschlossen zu.
Die Finger schlossen sich um eine der siebzehn Planetenprojektionen. Als er die Hand ruckartig zurückzog, schwoll die Wiedergabe an, und vor ihm drehte sich das Abbild einer toten Welt. Vielleicht hatte sie einmal Leben getragen, jetzt mit Sicherheit nicht mehr. Die Atmosphäre hatte sich verflüchtigt, alle Wasserreserven waren abgesaugt, die gelösten Minerale herausgefiltert. Gebirgszüge, Täler, Küstenlinien und der Meeresboden, alles eingeebnet zur glatt geschliffenen Kugel, in die sich Desintegratorfräsen ebenso wie die Stahlmäuler der Abbaumaschinen immer tiefer
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