2396 - Traitanks zwischen 20 Sonnen
der Krater in einer feinsinnigen Anspielung von findigen, möglicherweise auch zynisch denkenden Köpfen nach dem Pseudo-Neandertaler Lord Zwiebus benannt worden.
Fünf ausgedehnte und hoch technisierte Werftanlagen bestimmten längst das Bild des Zwiebus-Kraters. Auf dem Areal Nr. 1 stand eine der großen Hoffnungen im Kampf gegen die in Hangay entstehende Negasphäre - ein Kugelriese, der an alte Zeiten erinnerte. An jene Epoche, als das Solare Imperium nach den Sternen gegriffen hatte.
Ein zweieinhalb Kilometer durchmessendes Schiff, ein Expeditionsschiff und ein ENTDECKER, der aufgrund zahlreicher Umbauten kaum mehr als solcher zu erkennen war. Seit mehr als zwei Jahren wurde es in der Werft für die Reise nach Hangay umgerüstet.
RICHARD BURTON, prangte in riesigen Lettern mehrfach auf dem Rumpf.
Langsam senkte sich der Tender auf den Zwiebus-Krater hinab, verharrte in einer Höhe von fünf Kilometern und gab ESCHERS „Panzerkäfig-Elemente" wieder frei. Nacheinander verschwanden sie in dem aufgeblähten Leib des ENTDECKERS.
*
„Es wird Zeit, Chef! Ich kann es kaum erwarten, dass wir diesen Chaoten endlich beweisen, was sie uns können ..."
Entschuldigend ließ der Mausbiber seinen Nagezahn aufblitzen, als er Rhodans irritiert zusammengekniffene Brauen sah. „Du weißt doch, wie ich das meine", fügte er schrill hinzu.
Perry Rhodan widmete sich wieder der Bildübertragung. „Oder weißt du es nicht?", fasste der Ilt nach. „Hat es dir die Sprache verschlagen?"
„Wäre das ein Wunder?"
Gucky gab einen überrascht klingenden Laut von sich und kratzte sich an der Nase.
Rhodan registrierte, dass der Blick des Kleinen zwischen ihm und den Holos pendelte. Unter anderen Umständen hätte er wohl amüsiert reagiert. Doch was mit der Negasphäre, mit der Terminalen Kolonne TRAITOR und der Auseinandersetzung zwischen Kosmokraten und Chaotarchen zu tun hatte, gab keinen Anlass für ein Lächeln.
Das war eine tödliche Bedrohung.
Nach ein paar Minuten versuchte Gucky, wieder den Faden aufzunehmen. „Das heutige Datum wird in die Geschichte eingehen", behauptete er.
Der Ilt redete ins Leere, denn Rhodan hing bedrückenden Gedanken nach. Vor ungefähr neun Monaten hatte er seinen Sohn verloren. Was mit Mike - Roi Danton - geschehen war, erschien dem Residenten schlimmer als der Tod, das hatte mit Menschsein nichts mehr zu tun.
Frühzeitig hatte Perry Rhodan verstanden, dass die relative Unsterblichkeit nicht vor persönlichen Schicksalsschlägen schützte.
Das Schicksal war zu einem Aktivatorträger sogar oft noch grausamer als zu anderen. Daran gewöhnte man sich entweder - oder man zerbrach.
Jahrhunderte heilten zwar alle äußerlichen Wunden, nur vergessen ließen sie nicht.
Roi Danton wäre der geeignete Mann gewesen, die Expedition nach Hangay zu leiten. „Du denkst an deinen Sohn?", wollte Gucky wissen.
Rhodan schaute auf. „Kantiran geht es gut, irgendwo dort draußen", sagte er gedehnt.
Er gab sich keine Mühe, den abweisenden Klang seiner Stimme zu kaschieren. „Ich rede von Roi", sagte der Ilt. „Was empfindest du, Perry? Trauer?"
„Roi ist nicht tot! Also gibt es keinen Grund für Trauer."
„Demnach Hass?"
Rhodan ertappte sich dabei, dass er seinen Nasenflügel massierte. Auf gewisse Weise fühlte er sich durchschaut. Gucky kannte ihn ohnehin so lange wie kaum ein anderer. „Was du aktuell vorhast, Chef, ist eine Flucht vor dir selbst. Aber das ist nicht gut und kann so nicht funktionieren."
„Zerbrich dir bitte nicht meinen Kopf, Kleiner!"
Witternd rümpfte der Ilt die Nase. „Ich rieche Probleme zehn Meilen gegen den Wind. Hier weht aber kein Wind, und die Luftumwälzung läuft auch nur auf Minimum. Du fürchtest die Konfrontation mit Roi, deshalb stellst du dich wieder einmal in die vorderste Front, willst weit weg von zu Hause und hältst selbst den Kopf hin. Obwohl du dazu nicht verpflichtet bist."
„Wieso sollte ich eine Begegnung mit Roi fürchten? Er ist und bleibt mein Sohn."
„Weil ... OMann! Du weißt genau, was ich sagen wollte. Ich rede von der Konfrontation mit Dantyren, nicht mit Roi." Gucky schaute sich um, esperte womöglich.
Keiner der Offiziere in der Zentrale des Schweren Kreuzers, der zu den Wachschiffen über Luna gehörte, achtete momentan auf sie. Zumal sie sich bewusst in einem Seitenbereich niedergelassen hatten und sich nur aufs Beobachten beschränkten. „Ich mache, was getan werden muss und was ich verantworten kann", erwiderte
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