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2398 - Aufbruch nach Hangay

Titel: 2398 - Aufbruch nach Hangay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Varasin wandte sich zu mir um und sah mich fragend an. Auch der Erste Pilot, der Ertruser und Emotionaut Ikarius Jopro, drehte den Kopf in meine Richtung. Er schien darauf zu brennen, endlich etwas zu unternehmen und in den Einsatz zu gehen.
    Vielleicht hoffte er darauf, ich würde ihm befehlen, die SERT-Haube herunterfahren zu lassen.
    Ich verstand ihn. Trotz der Geduld, die ich mir als Unsterblicher dem Logiksektor zufolge angeeignet hatte, ging mir das Warten stärker auf die Nerven, als ich mir eingestehen wollte. „Nichts", sagte ich zum Kommandanten. „Ich habe nur laut gedacht."
    Varasin sah mich zweifelnd - und ein wenig enttäuscht - an, nickte dann jedoch.
    „Weiterhin volle Alarmbereitschaft", fügte ich hinzu, eine reine Konzession an die Zentralebesatzung. Der Befehl war im Prinzip überflüssig. Jeder an Bord der HALLEY wusste, worum es ging und was uns erwartete.
    Aber ich hatte mit meinem Nachsatz keineswegs gelogen. Diese Stunden der Untätigkeit, des enervierenden Wartens waren insofern quälend, als einem währenddessen immer wieder dieselben Gedanken durch den Kopf gingen. Hatte ich wirklich alle nötigen Vorbereitungen getroffen? Hatte ich nichts übersehen?
    Bei bestem Wissen und Gewissen, nein!
    Die RICHARD BURTON, das designierte Expeditionsschiff für den Sprung nach Hangay, sowie die drei Geleiteinheiten ATHOS, PORTHOS und ARAMIS, hatten wir mit den dazugehörigen PONTON-Tendern schon durch den Sonnentransmitter zum Nagigal-Trio geschickt. Von dort aus waren sie bereits über Gulver zum Jiapho-Duo aufgebrochen. Der Brückenschlag nach Hangay durfte auf keinen Fall gefährdet werden.
    Die BURTON und ihr Geleit hatten Order, sich bei Jiapho einem letzten technischen Check zu unterziehen und mein Eintreffen abzuwarten. Erst dann sollte der Konvoi endgültig in Richtung Negasphäre aufbrechen.
    Und sämtliche RTV-Traitanks, die uns hier angegriffen hatten, waren in der nachfolgenden Schlacht vernichtet worden.
    Zu unserem Glück hatten wir uns gegen die Raumschiffe durchsetzen können, die eine sehr viel niedrigere Entwicklungsstufe aufwiesen, als wir sie von normalen Kolonnen-Schiffen her kannten. Um in Omega Centauri manövrieren zu können, hatte TRAITOR eine ganze Flotte mit primitiveren Antrieben und Systemen ausgestattet.
    Im internen Funk-Jargon der Kolonne war von Reduktiv-Traitanks die Rede gewesen.
    Diesen Begriff hatten wir übernommen und mit RTV-Traitanks abgekürzt.
    Auch der Duale Kapitän Zerberoff war offensichtlich bei dem Angriff umgekommen, wenngleich ausgerechnet Gucky da seine Zweifel hatte. Das war von eminenter Bedeutung, und dafür mussten wir dem Schicksal danken.
    Denn uns war bekannt, dass die Traitanks von bislang nicht aufgefundenen Koda Ariel per Funkimpuls über die Gegebenheiten bei Kharag, über Nagigal, Gulver und Jiapho informiert worden waren. Mit dem Ende der Traitanks und Zerberoffs Tod waren diese Informationen für die Kolonne verloren.
    Ich wollte gar nicht darüber nachdenken, was andernfalls geschehen wäre. Wüsste die Terminale Kolonne über die gesamte Transmitterstrecke Bescheid, wäre unsere Mission praktisch schon gescheitert, bevor sie überhaupt begonnen hatte.
    Dennoch hatte ich vorsorglich sämtliche Einheiten und Anlagen des Sonnendodekaeders für eine jederzeit zu beginnende Evakuierung vorbereitet. Die Terminale Kolonne würde sich von diesem Fehlschlag nicht aufhalten lassen, sondern so oder so Flotte auf Flotte ins Zentrum von Omega Centauri schicken.
    So lange, bis sie jeden Widerstand ausgemerzt hatte und uneingeschränkter Herrscher über den Kugelsternhaufen war.
    Ich lehnte mich in meinem Sessel zurück und betrachtete wieder das Holo. Das Energiefeld leuchtete unverdrossen vor sich hin; sein Wachstum wurde in Zahlen angegeben, war aber zu gering, als dass es in einer angemessenen Vergrößerung für das bloße Augen sichtbar dargestellt werden konnte. Müßig fragte ich mich, wie lange das Warten sich noch hinziehen würde, als das kugelförmige Feld in der Holodarstellung grell aufleuchtete.
    Gleichzeitig durchdrang das Jaulen einer Alarmsirene die Zentrale.
    Die Zeitmessgeräte hielten den Augenblick der Veränderung fest: Sie ereignete sich am 15. März 1346 NGZ, morgens um 7.34 Uhr Standardzeit.
     
    *
     
    Als hätte die Besatzung nur darauf gewartet, dass endlich etwas geschah, änderte sich die Stimmung in der Zentrale schlagartig. Die gereizte Anspannung wich einer konzentrierten, zielgerichteten Aktivität. Auch wenn

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