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24 - Ardistan und Dschinnistan I

24 - Ardistan und Dschinnistan I

Titel: 24 - Ardistan und Dschinnistan I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Hartherzigkeit los, daß alle Anwesenden, die Gefangenen ausgenommen, in ein lautes Gelächter ausbrachen. Dann begann er, mir die Stiefel abzulecken, eine Liebkosung, die eigentlich meiner Hand gewidmet war. Ich mußte Syrr beruhigen, der den Urgaul nicht leiden zu können schien, was auch gar kein Wunder war, wenn man sich erinnert, daß dieser sich erst kurz vorher im tiefen Schlamm gewälzt hatte, um seine geliebte Kruste zu erneuern.
    Ich war durch den Urgaul verhindert, dem Panther die ihm gebührende Antwort zu erteilen. Darum wurde ich von Taldscha gefragt:
    „Wie entscheidest du dich, Herr? Überläßt du ihn uns oder nicht?“
    „Ich behalte ihn einstweilen noch für mich. Doch ist das nur für kurze Zeit. Denn sobald ich euch bewiesen habe, daß er sich als euer Feind in dieser Gegend befindet, trete ich ihn euch ab.“
    „Diesen Beweis erbringst du nicht“, herrschte er mich an.
    „Diesen Beweis erbringe ich, noch ehe der heutige Tag vorüber ist!“ antwortete ich ihm. „Und nun macht vorwärts, daß wir in das Lager kommen!“
    Diese letztere Aufforderung war an die Ussul gerichtet, von denen drei sich zu den Gefangenen gesellten, ohne ein Wort mit ihnen zu sprechen, während der Scheik, seine Frau und der Priester mit mir hintendrein ritten. Es war für sie ein unendlich wichtiges Ereignis, den ‚Erstgeborenen‘ ihrer Todfeinde in ihrer Gewalt zu haben. Sie befanden sich dadurch im Besitz einer Geisel, die mit keiner noch so großen Summe Geldes zu bezahlen war. Freilich konnte sich diese Waffe auch als zweischneidig erweisen, doch nur für den Fall, daß er wirklich als Friedenshändler gekommen war. In jedem anderen Fall aber stand das Recht aller Völker und Stämme von Ardistan auf der Seite der Ussul, denen ihr Gefangener mit Leib und Leben gehörte.
    Vorerst mußten sie sich an den einfachen Gedanken gewöhnen, daß sie ihn überhaupt besaßen. Ein solches Glück war ihnen während aller bisherigen Kämpfe mit den Tschoban noch nie widerfahren. Sie hielten diesen jungen Mann für einen Ausbund von Grausamkeit, List und Tapferkeit, während ich wenigstens von den beiden letzteren Eigenschaften nicht den geringsten Beweis erhalten hatte. Im Gegenteil war mir sein Verhalten geradezu als dumm und feige erschienen.
    „Es ist ein großes, großes Wunder, daß ihr noch lebt!“ sagte Amihn, während wir nebeneinander herritten. „Sie sind zwar nicht so groß und stark wie wir, ihr aber seid noch kleiner als sie. Auch seid ihr nur zwei, sie aber sind drei!“
    „So hast du dir eben zu merken, daß es weder auf die Länge und Breite des Körpers noch auf die Zahl der Personen ankommt“, antwortete ich. „Das ganze Menschenleben beweist, daß es nicht auf diesen Körper, sondern auf die Seele, auf den Geist ankommt. Du selbst sagst, daß die Tschoban kleiner sind als ihr, und trotzdem seid ihr ihnen meist unterlegen. Ich sage dir, daß der Kleinste unter uns allen, nämlich mein wackerer Hadschi Halef Omar, es mit einer ganzen Menge dieser Leute aufnimmt, ohne sich zu fürchten. Hingegen können eure Körper noch so stark und riesig sein, wenn euch aber der Geist fehlt, den großen Vorteil, den euch der Besitz des ‚Erstgeborenen‘ bietet, auszunützen, so wird euer Leib euch nur von Schaden sein. Glaubt ihr, daß er in friedlicher Absicht gekommen ist?“
    „Nein“, antwortete der Scheik. „Das ist er auf keinen Fall. Dennoch müssen wir, sobald du ihn uns schenkst, auf Verhandlungen mit ihm eingehen, bis seine feindlichen Absichten offen erwiesen sind. Glaubst du wirklich, dies noch heut tun zu können?“
    „Ich bin überzeugt davon.“
    „Wer soll uns Auskunft geben?“
    „Er selbst oder seine Begleiter, je nachdem.“
    „Die werden sich hüten!“
    „Die werden sich nicht hüten, sondern es sogar als eine Wohltat empfinden, ihre Geheimnisse ausplaudern zu können. Man muß sie scheinbar zum Schweigen zwingen und ihnen dann heimlich Gelegenheit geben, sich auszusprechen. Laßt mich nur machen! Wenn ihr mir helft, wird alles wohlgelingen. Wo kann ich meine Gefangenen während der Nacht unterbringen, so daß sie leicht zu bewachen sind?“
    „Auf der Insel oder im Lager. Wir binden die drei Männer einfach an drei Bäume, wie du es mit mir getan hast. Ein einziger Mann genügt, sie zu bewachen. Die anderen können schlafen.“
    „Wie einfach und wie leicht das klingt! Wenn ihr in dieser Weise zu verfahren pflegt, so ist es kein Wunder, daß die Tschoban euch stets überlistet

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