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Jerry Cotton - 0569 - Perlen Mord und heisse Traenen

Jerry Cotton - 0569 - Perlen Mord und heisse Traenen

Titel: Jerry Cotton - 0569 - Perlen Mord und heisse Traenen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Schwere Regenböen jagten über das leere Deck des Schulschiffes. Die »Arizona« schien in den schwarzen Abgrund des Atlantischen Ozeans zu tauchen, holte dann nach backbord über und richtete sich zitternd wieder auf. Bootsmann Hank Simpson, der die Mitternachtswache führte, stemmte seine schwere Gestalt gegen den immer heftiger werdenden Sturm. Trotzdem kämpfte er sich bis zur Back vor, orientierte sich durch einen Rundblick und ging zur Kommandobrücke zurück.
    Der alte Manners führte das Ruder. Neben ihm stand Midshipman Miller. Er war der ehrgeizigste unter den jungen Offiziersanwärtern. Er kannte nur den Dienst und ließ sich durch nichts von seinen Aufgaben ablenken.
    Simpsons harter Mund verzog sich zu einem zufriedenen Lächeln. Vorsichtig tastete er sich an der Reling entlang.
    Am Aufgang zu den unteren Deckräumen tauchte ein graues Gesicht auf. Der Bootsmann hatte den Mann erwartet. Mit der Hand gab er ihm das Zeichen, daß die Luft rein war.
    Sofort verschwand der Kopf wieder, schob sich aber wenige Augenblicke später abermals hervor. Simpson lief gebückt zu dem Mann hinüber.
    »Der Hund ist schwer wie ein Anker«, fluchte der Graue. »Los, Hank, faß an!«
    Gemeinsam zogen die beiden einen mit Segeltuch bedeckten Körper aus der Luke, rollten ihn wie einen ausrangierten Teppich über das Vorderdeck und richteten sich erst an der Reling aus ' ihrer gebückten Stellung wieder auf. Dann faßten sie zu. Sekunden später fiel der Körper in die bodenlose Dunkelheit.
    »Aus — vorbei«, sagte Simpson und wandte sich um. Aber der Graue war schon verschwunden.
    Das Schulschiff »Arizona« zog weiter' seine Bahn, 39 Grad Nord, 73 Grad West, noch rund hundert Meilen von New York entfernt, das es nach einer sechsmonatigen Südseereise gegen Mittag anlaufen sollte.
    ***
    Die »Arizona« hatte abgetakelt und wurde von zwei Schleppern den Hudson River hinaufgezogen. Ehe sie am Pier 26 der US Navy festmachte, versammelte Fregattenkapitän Nelson Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften zum Appell auf dem Achterdeck.
    Der Erste Offizier machte Meldung.
    »Was ist mit Lieutenant Templer?« fragte der Kapitän, als ihm das Fehlen des Funkoffiziers gemeldet wurde.
    Niemand wußte es.
    »Verdammte Schweinerei«, fluchte Nelson, »in zwanzig Minuten bekommen wir einen großen Bahnhof durch Admiral Arthur, und dieser Templer liegt in irgendeiner Ecke des Schiffes und pennt!«
    Die Männer der Freiwache spritzten auseinander, und dann wurde auch der entfernteste Winkel abgesucht.
    Nelson stand auf der Brücke und leitete die Landemanöver.
    »Wo hat er gesteckt?« schnauzte er den Ersten an, der sich zur Meldung unter der Tür aufbaute.
    Sub-Lieutenant Barron machte kein glückliches Gesicht. »Die Suche ist ergebnislos verlaufen, Kapitän«, meldete er heiser. »Wir haben jeden Winkel durchstöbert. Lieutenant Templer bleibt verschwunden.«
    Kapitän Nelson wechselte die Farbe wie ein Truthahn. »Und was ist mit seiner Kajüte?« fragte er gefährlich leise.
    »Alles wie sonst«, gab Barron zurück. »Von seinen persönlichen Sachen scheint nichts zu fehlen.«
    Der Kapitän überlegte einen Augenblick. »Dreiundzwanzig Jahre fahre ich zur See, und nun muß mir so etwas passieren. Niemand verläßt das Schiff! Alle Urlaubsscheine werden eingezogen.« Sub-Lieutenant Barron salutierte und verließ den Kommandoraum. Der Befehl des Kapitäns würde einen kleinen Aufstand unter der Besatzung hervorrufen. Nach der langen Reise freute sich jeder auf einen längeren Heimaturlaub. Aber damit war es zunächst Essig. Die Admiralität verstand in solchen Sachen keinen Spaß, und Barron schauderte bei dem Gedanken an das Affentheater, das nun folgen mußte.
    Es fiel ihm jedoch nicht auf, daß der Bootsmann Simpson und der Erste Monteur des E-Raumes, Obermaat Denning, besonders betroffen wirkten.
    ***
    Wir saßen in der planmäßigen Postmaschine Washington — New York. »Die lassen es sich nicht mal ein Sonderflugzeug kosten«, entrüstete sich Phil und schob zum fünftenmal seinen Koffer gegen die Kabinenwand. »Die Navy ist doch der lausigste Verein, den man sich denken kann.«
    Phils Stimmung war begreiflich. Auch ich hatte die Nase voll. Das Schaukeln der Postmaschine mit den drei Notsitzen ging mir an die Nieren.
    »Du sprichst mit einem Lieutenant der US Navy, G-man Phil Decker!« Ich wies mit einer spöttischen Handbewegung auf die Marineuniform, die man mir vor zwei Stunden verpaßt hatte.
    Phil grinste erheitert.

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