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24 - Ardistan und Dschinnistan I

24 - Ardistan und Dschinnistan I

Titel: 24 - Ardistan und Dschinnistan I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Sinnen!“
    „Wollt ihr es etwa leugnen?“ fragte der ‚Erstgeborene‘ in verweisendem Tone.
    Da nahm der eine seiner Begleiter das Wort, und zwar in sehr höflichem Ton:
    „Sie sind kleiner als die Ussul; das haben wir bisher außer acht gelassen. Und der eine wird von dem andern Sihdi genannt. Dieses Wort ist bei den Ussul nicht gebräuchlich. Man findet es nur bei den türkischen und persischen Arabern.“
    „So seid ihr wohl Türken?“ fragte der Jüngere.
    „Nein“, antwortete Halef.
    „Oder Perser?“
    „Nein.“
    „Was sonst?“
    „Das geht dich nichts an! Wer uns keine Auskunft gibt, der hat auch von uns keine zu erwarten. Ich will aber hier eine Ausnahme machen und meine Gnade über dir leuchten lassen, indem ich dir sage, wer wir sind. Wir sind nämlich auch ‚Erstgeborene‘, er der meinige und ich der seinige. Ich bin also sein Vater, und er ist mein Vater. Folglich sind wir beide noch viel mehr als bloß nur erstgeboren, und du reichst mit deiner einfachen Erstgeburt in keiner Weise an unsere doppelte heran!“
    „Narr!“ rief der junge Mann beleidigend aus. „Der Witzbold ist überall der niedrigste Mensch des ganzen Stammes. Ich verachte dich! Ich mag gar nicht wissen, wer und was ihr seid. Packt euch von dannen!“
    „Das werden wir allerdings tun. Euch aber packen wir zusammen und nehmen euch mit!“
    „Wohin?“
    „Auch das geht euch nichts an!“
    „Wagt es, euch nochmals an uns zu vergreifen! Wir sind keine Ungläubigen wie die Ussul. Wir sind Moslemin!“
    „Meinst du, daß du dir hierauf etwas einbilden kannst? Ich sage dir: Auch ich bin Moslem; ich bin sogar moslemer als du; ja, ich bin hundertmal und tausendmal moslemer als ihr alle drei, als euer Stamm, als euer ganzes Volk! Du scheinst wundergroß von dir zu denken, bist aber in Wahrheit nichts als ein beispiellos dummer, unerfahrener Bursche, dem ich zeigen werde, wie solche Leute, wie ihr seid, zu behandeln sind.“
    Er sprang auf, zog seine geliebte Karbatsch aus dem Gürtel, schwippte sie hin und her und fuhr fort:
    „Seht euch zunächst eure armen Pferde an! Die Sporenlöcher zu beiden Seiten! Voller Blut und Eiter! Seid ihr Menschen? Auch das Pferd ist Allahs Geschöpf, tausendmal schöner, vornehmer und edler als ihr! Bildet euch ja nicht ein, daß wir euch gefühlvoll, zart und sanft behandeln werden! Das beste Wort für euch ist die Peitsche!“
    „Hund!“ schrie der junge Unbekannte. „Du wagst es, mir mit der Peitsche zu drohen? Dafür verlange ich dein Blut und Leben! Ich werde –“
    Er sprach nicht weiter. Er hatte versucht, aufzuspringen, sank aber mit einem Schmerzensruf wieder zurück.
    „Mein Blut und Leben?“ lachte Halef. „Kamelmilchknabe, der du bist! Betrachtet euch doch, wie jammervoll wir euch hier vor uns haben! Noch nie in meinem ganzen Leben habe ich die dreifache Dummheit so nahe bei mir gesehen wie jetzt! Wie dumm kamt ihr zur Stelle geritten, an der wir euch überraschten! Wie dumm war eure Flucht! Wie unendlich dumm war es von euch, beisammen zu bleiben! Wie beispiellos dumm fingt ihr es an, diesem einen von euch zur Flucht zu verhelfen! Wie entsetzlich dumm seid ihr uns in die Hände gelaufen! Und wie ganz unsagbar dumm ist es von euch, euch trotz alledem stolz aufzublasen und uns, die wir doch Herren eures Schicksals sind, zu beleidigen! Wir werden euch –!“
    „Nichts werdet ihr!“ unterbrach ihn der Ilkewlad mit brüllender Stimme. „Schweig!“
    „Ja, schweig!“ forderte auch ich jetzt Halef auf. „Diese Männer kehren jetzt mit uns zurück!“
    „Wohin?“ fragte der Erstgeborene, indem er mich mit blitzenden Augen maß.
    „Wohin es uns beliebt“, antwortete ich ruhig.
    Ich war bis jetzt still gewesen und hatte zwischen ihnen und ihren Waffen gestanden, damit es den beiden, die gehen konnten, nicht einfallen möge, unvermutet aufzuspringen und sich zu bewaffnen. Dem dritten war dies unmöglich, weil er sich verletzt hatte. Ich trat jetzt zu ihm und sagte:
    „Wo hast du Schmerzen? Ich will nachschauen, ob etwas gebrochen ist. Wir müssen es verbinden.“
    Da herrschte er mich wütend an:
    „Fort von hier, Schakal, räudiger! Weißt du, wer wir sind?“
    „Nein“, antwortete ich, ganz ohne Zorn.
    „Bei uns ist es das größte Verbrechen, sich an dem Scheik oder seinen Söhnen zu vergreifen. Das habt ihr getan, ihr seid dem Tod verfallen. Ließe ich mich von euch berühren, so brächte euch das nach unsern Gesetzen das Recht, begnadigt zu werden.“
    „Ich

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