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24 - Ardistan und Dschinnistan I

24 - Ardistan und Dschinnistan I

Titel: 24 - Ardistan und Dschinnistan I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sich dadurch, daß der Schimmel das beste und schnellste aller Dschunubipferde war, von Minute zu Minute vergrößerte. Als der letzte, nämlich der Soldat, hinter dem Unteroffizier her in Bewegung kam, war der kleine Hadschi beinahe schon am Horizont verschwunden. Da jammerte der Mann mit dem langen Titel:
    „Sieholen ihn nicht ein! Sie bekommen ihn nicht! Mein Pferd ist verloren! Ich muß ihm schleunigst nach! Herunter, augenblicklich!“
    Dieser Befehl war nicht an mich gerichtet, denn an mich schien er sich denn doch nicht zu wagen, sondern an Abd El Fadl. Dieser sah mich fragend an, ob er absteigen und ihm Ben Rih überlassen solle. Da deutete ich auf Smihk und antwortete dem Strategen:
    „Diese Rappen gehören uns. Nimm dir das Ussulpferd!“
    „Das mag ich nicht!“
    „So bleib hier sitzen!“
    Wir setzten uns in Bewegung. Da griff er Abd El Fadl in den Zügel und rief:
    „Her mit dem Hengst! Ihr seid meine Gefangenen und habt zu gehorchen!“
    Abd El Fadl aber riß ihm den Zügel wieder aus der Hand und ritt davon. Ich folgte. Als Smihk das sah, warf er den Kopf empor und begann, zu jammern. Er wollte nicht mit. Der Stratege aber bekam Angst; er eilte zu ihm hin und kletterte hinauf. Das stimmte den Urgaul sofort um. Sobald er den fremden Reiter auf sich fühlte, brüllte er zornig auf und rannte uns nach, und zwar mit gleichen Beinen. Natürlich konnte er nicht mit uns Schritt halten. Das ärgerte ihn gewaltig. Er brüllte immer lauter.
    Als ich nach einiger Zeit nach ihm zurückschaute, sah ich, daß der Stratege sich trotz seiner langen Beine alle Mühe geben mußte, sich auf dem breiten Rücken des Pferdes festzuhalten. Er saß nicht mehr, sondern er lag auf ihm. Indem er sich mit beiden Händen an die Mähne klammerte, war von ihm weiter nichts als nur die Kopfbedeckung zu sehen, und es bekam dadurch den Anschein, als ob sich der hohe, wehende Federbusch auf dem Schädel Smihks befinde. Das sah unendlich drollig aus, konnte von uns aber leider nicht ausgekostet werden, weil wir keine Zeit hatten, uns weiter um dieses Pferd und diesen Reiter zu kümmern. Wir hatten uns zu bemühen, die vor uns reitenden Dschunub zu überholen, und zwar so rasch und so weit wie möglich. Darum machte ich kurzen Prozeß und rief unsern beiden Hengsten ihre Geheimnisse zu. Was das bedeutet, weiß jeder meiner Leser. Kaum hatten die Rappen die betreffenden Worte gehört, so schienen sie nicht mehr zu laufen, sondern zu fliegen. Der Beduine sagt von dieser fast unglaublichen Schnelligkeit: „Die Hufe fressen die Erde!“
    Die Rangachtung verbot, daß irgendeiner der Dschunub seinen vor ihm reitenden Vorgesetzten überholte. Darum ritten sie so, wie sie einander gefolgt waren, nämlich genau in der Rangordnung, und wir überholten sie so, wie sie einander in derselben folgten, nur umgekehrt, nämlich zuerst den Soldaten und zuletzt den General. Wie erstaunt sie waren, als wir wie im Sturm an ihnen vorüberflogen! Nun hatten wir nur noch Halef einzuholen, den wir jetzt noch nicht sahen, so weit war er ihnen voraus.
    So lächerlich die Begegnung mit Smihk gewesen war, so ernst und so wichtig hatten wir sie zu nehmen. Hinter uns kamen die Heere unserer Feinde, der Tschoban und der Dschunub, doch ließen beide mich in diesem Augenblick vollständig unbesorgt; ich glaubte an den Sieg. Viel mehr beunruhigte mich das so ganz unerwartete Erscheinen meines Hadschi und des Urgauls. Wo Smihk war, war natürlich auch sein Herr, der Scheik der Ussul. Warum war er gekommen? Was wollte er? War der Dschirbani auch schon da? Es mußte etwas außerordentlich Wichtiges geschehen sein, sonst hätte Halef den Engpaß und Merhameh gewiß nicht verlassen, um uns in die Wüste hinein entgegenzureiten. Ich ahnte, daß wir jetzt während dieses schnellen Rittes ganz ungewöhnlichen Dingen entgegenflogen, und daß mich diese Ahnung nicht täuschte, wird schon die nächste Folge der vorliegenden Erzählung beweisen, die eigentlich jetzt erst zu leben beginnt.

KARL MAY

    Reiseerzählungen in Einzelausgaben


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