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241 - Splitterzeit

241 - Splitterzeit

Titel: 241 - Splitterzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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der Whitehead-Farm in den Lauf der Zeit eingegriffen hatten. [2]
    Ohne uns wären Louise und Rose Whitehead in ihrem, Häuschen verbrannt, dachte er. Sie sind es nur deshalb nicht, weil Crow und ich sie gerade noch rechtzeitig herausholten…
    Immerhin: So weit sich Matt erinnerte, war Gustave Whiteheads Todesdatum nicht das Jahr 1906 gewesen. Zumindest er war beim Großen Beben also nicht umgekommen.
    Mit einem letzten Blick zum Meer und den Schiffen dort wandte sich Matt der Stadt zu, deren Himmel so tief hing, als wollte er alles noch Heile darin unter seinem Gewicht erdrücken.
    Ein Blick auf die Skizze, die ihm Ben Fargo überlassen hatte, gab jedoch Hoffnung: Die Fillmore Street, wo sich dem Polizist zufolge Whiteheads Werkstatt befinden sollte, war eine der letzten Bastionen, die der allgemeinen Vernichtung trotzten. Noch hatten die Brände nicht auf sie übergegriffen.
    Matt hatte keine Ahnung, ob das so bleiben würde. Vieles von dem, was er einst über die Katastrophe gelesen hatte, war ins Vergessen abgedriftet.
    Als er die ersten Häuser erreichte, wurde sein Vorwärtsdrang abermals jäh gebremst. Explosionen hallten über die Stadtlandschaft, und zum ersten Mal fiel Matt auf, dass kaum noch Passanten unterwegs waren. Wohin er schaute, waren Soldaten zu sehen. Sie waren bewaffnet und patrouillierten durch die Straßen.
    Offenbar hatten die Polizeiorgane Unterstützung erhalten.
    Matt beglückwünschte sich dazu, dass er Fargos Angebot akzeptiert hatte und jetzt einen der Anzüge, die dieser von seinem korpulenteren Vater geerbt hatte, über seinem eigenen trug.
    Marsianische Spinnenseide… darauf angesprochen zu werden, hätte gerade noch gefehlt.
    Allerdings schränkte die doppelte Verhüllung seine Beweglichkeit doch ein wenig ein. Er seufzte, blieb stehen, zog erneut die provisorische Karte zu Rate.
    Sekunden später dröhnte der Widerhall einer ganzen Serie von Explosionen durch die Stadt. Ein Mann in der Nähe zuckte ebenso zusammen wie Matt – dann ging er forschen Schrittes auf eine Gruppe Soldaten zu, mit denen er sich eine Weile gestenreich unterhielt. Schließlich wandte er sich wieder ab und setzte seinen Weg stadtauswärts fort.
    Matt überlegte kurz, dann heftete er sich, während neue Detonationen erklangen, an die Fersen des Mannes und holte ihn nach etwa fünfzig Metern ein. »Entschuldigung…«
    Der Mann blieb stehen. Er war drahtig und hatte energische Züge. Vielleicht ein Lehrer oder Beamter. Seine buschigen Brauen überschatteten analytisch blickende Augen, die Matt sofort taxierten. Wie das Urteil ausfiel, wusste nur der Drahtige selbst. Zumindest schien es aber nicht ganz negativ zu sein, denn er blieb stehen und fragte: »Ja, junger Mann?«
    »Ich sah, wie Sie mit den Soldaten sprachen… wissen Sie zufällig, was der Explosionslärm zu bedeuten hat? In dieser Stärke höre ich ihn zum ersten Mal, seit die Beben begannen.«
    Der Fremde hob die Augenbrauen. »Wurden Sie auch obdachlos?«
    Matt gab sich alle Mühe, glaubwürdig zu erscheinen. »Leider… ja…«
    »Wo wohnten Sie?«
    »In der Carnegie Street«, improvisierte er.
    »Ah… gute Gegend. Aber jetzt nur noch Schutt und Asche… Ich hatte bislang Glück. Mein Haus steht in der Lexington. Dort sieht es noch gut aus. Aber Freunde haben alles verloren, was sie hatten. Sie campieren derzeit unten am Hafen. Werden ausgeschifft, sobald sie einen Platz finden… traurig, oder? Das war mal eine fantastische Stadt mit fantastischen Menschen…«
    »Sie wird wiedererstehen«, versuchte Matt Zuspruch zu geben, dann wurde sein Tonfall drängender. »Die Explosionen«, erinnerte er. »Was passiert da? Hört sich an wie im Krieg.«
    »Das hier ist schlimmer als Krieg. Wie bekämpft man einen Feuersturm wie den, der gerade durch weite Teile der Stadt tobt? Nun, solange Soldaten das Sagen haben, und das haben sie, seit Präsident Fairbanks das Kriegsrecht ausgerufen und General Funston den Oberbefehl hat, wird es auch darauf immer nur eine Antwort geben: mit Waffengewalt.«
    »Mit Waffengewalt?«, fragte Matt irritiert. War damals nicht Roosevelt an der Macht?
    Der Mann zeigte nach Osten. »Sie haben begonnen, ganze Häuserblocks zu sprengen. So entstehen Schneisen, die ein Übergreifen der Flammen auf die noch weitgehend unversehrten Bereiche verhindern sollen. Ob das klappt?« Er zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht. Ich bin nicht der liebe Gott. Wäre ich es, würde ich eine Sintflut schicken – aber nur einen Tag lang. Bis

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