Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beiss nicht in die Sonne

Beiss nicht in die Sonne

Titel: Beiss nicht in die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
Vom Netzwerk:
Mein Freund Her­gal hat­te sich wie­der ein­mal um­ge­bracht. Es war jetzt das vier­zigs­te Mal, daß er mit sei­nem Flug­kör­per auf das Zee­fahr-Mo­nu­ment krach­te und sich einen neu­en Kör­per ma­chen las­sen muß­te. Als ich dann nach Lim­bo ging, um ihn zu be­su­chen, muß­te ich Ewig­kei­ten her­um­lau­fen, bis der Ro­bo­ter ihn für mich fand. Dies­mal war er dun­kel, un­ge­fähr drei­ßig Zen­ti­me­ter grö­ßer, mit sehr lan­gem Haar und ei­nem Schnurr­bart, über und über be­setzt mit glit­zern­den Gold­fa­sern und mit die­sen al­ber­nen Flü­gel­chen, die ihm an Schul­tern und Fuß­knö­cheln wuch­sen.
    „Att­le­vey, Her­gal“, sag­te ich.
    „Att­le­vey“, ant­wor­te­te Her­gal und schlug mit den Flü­geln. „Gros­hing, nicht wahr? Ist na­tür­lich kei­ne Kraft drin, son­dern nur Schau. Muß mir ein neu­es Flug­zeug be­sor­gen, wenn ich wie­der flie­gen will.“
    „Ich dach­te“, be­merk­te ich und drück­te einen Knopf für einen Schwe­be­stuhl, da Alt-Her­gal-oh­ne-Be­nimm sich nicht dar­um küm­mer­te, „daß das Ko­mi­tee viel­leicht dei­ne Flug­li­zenz ein­ge­zo­gen hät­te.“
    „Ha­ha“, ki­cher­te Her­gal fröh­lich. „Das wür­den sie nicht wa­gen.“
    „Trotz­dem, ich wünsch­te, du wür­dest dir mal einen an­de­ren Platz zur Bruch­lan­dung aus­su­chen. Das al­te Zee­fahr wird all­mäh­lich lang­wei­lig. Ich mei­ne, wie wä­re es mit dem Ro­bot-Mu­se­um? Viel­leicht schaffst du es so­gar, durch das Dach zu bre­chen, und das wä­re im­mer­hin ein Fort­schritt.“
    Her­gal zwir­bel­te sei­nen Schnurr­bart.
    „Hmm“, mach­te Her­gal.
    „Je­den­falls“, sag­te ich und gab mei­ner Bo­ten-Bee einen Stoß – sie döst im­mer ein und fällt auf der Stra­ße auf mich hin­un­ter, meis­tens dann, wenn ei­ne Men­ge Leu­te da sind –, „ha­be ich dir ein paar Ek­sta­se-Pil­len und einen sechs­di­men­sio­na­len Be­sin­nungs­wür­fel mit­ge­bracht.“
    „Oh, schön“, sag­te Her­gal. Ich konn­te förm­lich se­hen, daß sein Geist (?) sich mit hö­he­ren Din­gen als mit Ek­sta­se und Be­sinn­lich­keit be­schäf­tig­te. Ich er­in­ner­te mich an die furcht­ba­re Zeit, als Her­gal und ich für einen Mid-Vrek hei­ra­te­ten un­ten auf den Pris­ma-Spiel­fel­dern, wir uns ver­lo­ren und es bei mir da­mit en­de­te, daß ich vor Ver­wir­rung lau­ter Glas­klei­der klau­te, mei­ne Träu­me ana­ly­sie­ren ließ und ein klei­nes Wüs­ten­tier aus Vier BOO kauf­te, das wild und pel­zig war. Es schnarch­te wäh­rend des gan­zen Heim­wegs in der Ku­gel und biß mich im letz­ten Mo­ment, als ich ge­ra­de be­schlos­sen hat­te, daß ich es er­tra­gen konn­te, wild und pel­zig und schnar­chend.
    Her­gal hat­te na­tür­lich einen Flug­kör­per ge­mie­tet und auf dem Zee­fahr-Mo­nu­ment ei­ne Bruch­lan­dung ver­an­stal­tet. Das war Num­mer neun. Aber was ich ver­su­che zu sa­gen ist, daß Her­gals Geist auch da­mals mit hö­he­ren Din­gen be­schäf­tigt war, zu­min­dest hat er das be­haup­tet.
    „Hör mal, Her­gal“, er­klär­te ich, „aber ich fürch­te, ich ha­be den Be­fehl ge­ge­ben, dich of­fi­zi­ell aus mei­nem Kreis aus­zu­schlie­ßen. Nicht daß ich dich nicht lei­den könn­te. Ich mei­ne, du bist wirk­lich pri­ma, vor al­lem mit dei­nen … äh, mit dei­nen Flü­geln, aber ich ha­be ein­fach die Na­se voll da­von, daß stän­dig je­mand an­kommt und fragt: ‚Ist das wirk­lich wahr, daß du die­sen Floop Her­gal kennst? Sag bloß!’“
    „Ich ver­ste­he“, ant­wor­te­te Her­gal. Er war noch nicht ein­mal höf­lich ge­nug zu wei­nen. Ein Jang weint im­mer, wenn er of­fi­zi­ell aus ei­nem Kreis aus­ge­schlos­sen wird.
    „Na schön, dann ist nichts mehr zu sa­gen, Her­gal.“ Ich stieg von dem Stuhl und schlug hart auf dem Kris­tall­gum­mi­bo­den auf. Mei­ne Bee fiel mir auf den Kopf.
    „Oh, fa­ra­thoom “, stieß ich her­vor.
    Her­gal sah leicht über­rascht aus, aber er zwin­ker­te nicht ein­mal mit ei­ner Gold­fi­ber, bis ich der Tür zu­streb­te.
    „Äh …“, wag­te er dann zu be­mer­ken.
    „Was hast du ge­sagt?“
    „Äh …“ wie­der­hol­te Her­gal. „Viel­leicht sagst du mir, aus wel­chem Kreis du mich aus­schlie­ßen las­sen

Weitere Kostenlose Bücher