Beiss nicht in die Sonne
Mein Freund Hergal hatte sich wieder einmal umgebracht. Es war jetzt das vierzigste Mal, daß er mit seinem Flugkörper auf das Zeefahr-Monument krachte und sich einen neuen Körper machen lassen mußte. Als ich dann nach Limbo ging, um ihn zu besuchen, mußte ich Ewigkeiten herumlaufen, bis der Roboter ihn für mich fand. Diesmal war er dunkel, ungefähr dreißig Zentimeter größer, mit sehr langem Haar und einem Schnurrbart, über und über besetzt mit glitzernden Goldfasern und mit diesen albernen Flügelchen, die ihm an Schultern und Fußknöcheln wuchsen.
„Attlevey, Hergal“, sagte ich.
„Attlevey“, antwortete Hergal und schlug mit den Flügeln. „Groshing, nicht wahr? Ist natürlich keine Kraft drin, sondern nur Schau. Muß mir ein neues Flugzeug besorgen, wenn ich wieder fliegen will.“
„Ich dachte“, bemerkte ich und drückte einen Knopf für einen Schwebestuhl, da Alt-Hergal-ohne-Benimm sich nicht darum kümmerte, „daß das Komitee vielleicht deine Fluglizenz eingezogen hätte.“
„Haha“, kicherte Hergal fröhlich. „Das würden sie nicht wagen.“
„Trotzdem, ich wünschte, du würdest dir mal einen anderen Platz zur Bruchlandung aussuchen. Das alte Zeefahr wird allmählich langweilig. Ich meine, wie wäre es mit dem Robot-Museum? Vielleicht schaffst du es sogar, durch das Dach zu brechen, und das wäre immerhin ein Fortschritt.“
Hergal zwirbelte seinen Schnurrbart.
„Hmm“, machte Hergal.
„Jedenfalls“, sagte ich und gab meiner Boten-Bee einen Stoß – sie döst immer ein und fällt auf der Straße auf mich hinunter, meistens dann, wenn eine Menge Leute da sind –, „habe ich dir ein paar Ekstase-Pillen und einen sechsdimensionalen Besinnungswürfel mitgebracht.“
„Oh, schön“, sagte Hergal. Ich konnte förmlich sehen, daß sein Geist (?) sich mit höheren Dingen als mit Ekstase und Besinnlichkeit beschäftigte. Ich erinnerte mich an die furchtbare Zeit, als Hergal und ich für einen Mid-Vrek heirateten unten auf den Prisma-Spielfeldern, wir uns verloren und es bei mir damit endete, daß ich vor Verwirrung lauter Glaskleider klaute, meine Träume analysieren ließ und ein kleines Wüstentier aus Vier BOO kaufte, das wild und pelzig war. Es schnarchte während des ganzen Heimwegs in der Kugel und biß mich im letzten Moment, als ich gerade beschlossen hatte, daß ich es ertragen konnte, wild und pelzig und schnarchend.
Hergal hatte natürlich einen Flugkörper gemietet und auf dem Zeefahr-Monument eine Bruchlandung veranstaltet. Das war Nummer neun. Aber was ich versuche zu sagen ist, daß Hergals Geist auch damals mit höheren Dingen beschäftigt war, zumindest hat er das behauptet.
„Hör mal, Hergal“, erklärte ich, „aber ich fürchte, ich habe den Befehl gegeben, dich offiziell aus meinem Kreis auszuschließen. Nicht daß ich dich nicht leiden könnte. Ich meine, du bist wirklich prima, vor allem mit deinen … äh, mit deinen Flügeln, aber ich habe einfach die Nase voll davon, daß ständig jemand ankommt und fragt: ‚Ist das wirklich wahr, daß du diesen Floop Hergal kennst? Sag bloß!’“
„Ich verstehe“, antwortete Hergal. Er war noch nicht einmal höflich genug zu weinen. Ein Jang weint immer, wenn er offiziell aus einem Kreis ausgeschlossen wird.
„Na schön, dann ist nichts mehr zu sagen, Hergal.“ Ich stieg von dem Stuhl und schlug hart auf dem Kristallgummiboden auf. Meine Bee fiel mir auf den Kopf.
„Oh, farathoom “, stieß ich hervor.
Hergal sah leicht überrascht aus, aber er zwinkerte nicht einmal mit einer Goldfiber, bis ich der Tür zustrebte.
„Äh …“, wagte er dann zu bemerken.
„Was hast du gesagt?“
„Äh …“ wiederholte Hergal. „Vielleicht sagst du mir, aus welchem Kreis du mich ausschließen lassen
Weitere Kostenlose Bücher