2419 - Der neue Herr der SOL
wurde die Gegenseite aktiv.
Eines der fünfzig Chaos-Geschwader löste sich aus der Kugelschalen-Formation und flog auf die Position der SOL zu.
*
Zufall? Oder Absicht?
Dass sie entdeckt waren, wurde endgültig klar, als die 484 Traitanks auffächerten, um der SOL den Fluchtweg zu verlegen. Die Schwerkraftkerne von Potenzialwerfern entstanden rings um das Hantelschiff, erzeugten für kurze Zeit die Gravitationsentwicklung von Neutronensternen.
Doch bevor sie ernstlich in Gefahr geriet, hatte die SOL sich längst im Hypertakt-Modus abgesetzt. Das Geschwader verzichtete darauf, die Verfolgung aufzunehmen, und kehrte zur Kolonnen-Fähre zurück.
Nun, da sie wussten, dass ihre Anwesenheit aufgefallen war, beschloss Ronald Tekener, den Gegner zumindest noch ein wenig mehr aus der Ruhe zu bringen.
Vielleicht gelang es ja gar, ihn zu einem Fehler zu verleiten?
Gesteuert vom Emotionauten Roman Muel-Chen, unternahm die SOL etliche Vorbeiflüge in provokant geringer Distanz. Mehrfach stieß sie dabei Ortersonden aus, die kurz darauf von den Kolonnen-Einheiten zerstört wurden.
Zu anderen Reaktionen ließ sich der Befehlshaber des feindlichen Konvois allerdings nicht hinreißen. Er beschränkte sich darauf, den Verteidigungsriegel geschlossen zu halten beziehungsweise die flexible Formation jeweils dort zu verstärken, wo die SOL auftauchte, sodass an einen Durchbruchsversuch nicht zu denken war. Weder wurde der Standort der Fähre verändert, noch erhielten die Truppen im System Verstärkung.
Wozu auch? Mit einzelnen Einheiten spielte die SOL zwar nahezu beliebig Katz und Maus. Gegen die gesamte Flotte, und insbesondere gegen die drei TRAICOON-Forts, vermochte sie nichts auszurichten.
Schließlich sah Tek ein, dass sich seine vage Hoffnung, der gegnerische Kommandant ließe sich aus der Reserve locken, nicht erfüllen würde. Daher erteilte der Smiler Befehl, die SOL auf sichere Distanz von fünfzig Lichtjahren Entfernung zurückzuziehen.
*
Fünf ereignislose, mit wenig erquicklichen Diskussionen ausgefüllte Tage später fingen die Antennen ein schwaches Hyperkom-Signal auf. Der Hilferuf stammte anscheinend von einem Rettungsboot der Kartanin, das sich an rasch ermittelten, nahe gelegenen Koordinaten in Raumnot befand.
Die Sache stank gegen den Wind, und zwar Lichtjahre weit. Tekeners Erfahrung, Scharfsinn und Gespür schrien dreistimmig im Chor: „Falle, Falle, Falle!"
Aber die SOL war ein Schiff der LFT, und ein Schiff der LFT leistete nun einmal Hilfe, wenn es dazu in der Lage war.
Daher erteilte Tek mit viel Bauchweh die Erlaubnis zu einer Rettungsaktion, freilich unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen.
Ein DIANA-Kreuzer wurde ausgeschickt. Tatsächlich fand er an den betreffenden Koordinaten ein kartanisches Boot, schwer beschädigt und nicht mehr manövrierfähig. Die vier Kartanin an Bord berichteten, sie seien die letzten Überlebenden einer kleinen Flotte von Frachtschiffen ihres Volkes.
Acht Traitanks hatten aus heiterem Himmel angegriffen und die Frachtraumer samt und sonders vernichtet. Allein dieses eine, bei der Explosion des Mutterschiffs in Mitleidenschaft gezogene Rettungsboot wurde aus unerfindlichen Gründen verschont; vermutlich, weil sich die Insassen tot stellten und die Zerstörung eines Beinahe-Wracks einfach nicht mehr lohnte.
Roboter des DIANA-Kreuzers durchsuchten das Boot. Fast wider Erwarten entdeckten sie keinerlei Bomben oder sonstige Gehässigkeiten. Dennoch ließ Tek nur die vier Überlebenden bergen und danach Kreuzer wie auch SOL sofort wieder die Position wechseln.
Der Verdacht auf einen Hinterhalt bewahrheitete sich nicht. Keine Traitank-Geschwader erschienen auf der Bildfläche, keine wie auch immer geartete Falle schnappte zu.
Die vier geretteten, überglücklichen Kartanin wurden im SOL-Mittelteil in Quarantäne genommen, bis man sicher sein konnte, dass auch von ihnen keinerlei Gefahr ausging. Dankbar akzeptierten sie widerspruchslos diese Maßnahme.
Nichts Außergewöhnliches geschah.
Nicht an diesem Tag, nicht an den drei darauffolgenden.
Am 22. September 1345 NGZ jedoch trat die Katastrophe ein.
*
Die SOL kreuzte weitab des Tir-Na-Tir-Systems, in ortungssicherer Entfernung zur dort konzentrierten Streitmacht der Kolonne. Dennoch änderte das Hantelschiff immer wieder seinen Standort, denn Ronald Tekener und die Schiffsführung trauten der Ruhe nicht.
Und dann fielen plötzlich in unmittelbarer Nähe tausende Traitanks aus
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