2421 - Eledains Kinder
betroffen.
Die Ortungen fanden kein Ende. Der gesamte Raumsektor wurde von den Truppen der Chaosmächte gesichert.
Bald waren sämtliche Raumschiffstypen „entdeckt", was nicht sonderlich schwer war. Die Einheiten der Terminalen Kolonne gaben sich keine Mühe, sich zu tarnen. Sie schienen sich sicher zu fühlen. Dies war ihr Territorium.
Die Ortung gigantischer Kolonnen-MASCHINEN sprach dafür, dass INTAZO keineswegs vernichtet war – die Galaktiker konnten sich nicht vorstellen, dass TRAITOR in diesem Fall einen solchen Aufwand betrieben hätte. Kolonnen-MASCHINEN waren Giganten, jede eine Welt für sich, gewaltige Klötze von wenigstens hundert Kilometern Durchmesser und Höhe.
Die JULES VERNE beobachtete, sammelte Daten und hoffte auf etwas, das den Besuchern aus der Zukunft einen Hinweis lieferte, wie sie wo vorgehen konnten, ob, wie und wo ARCHETIM auf sie wartete.
Nicht nur Perry Rhodans Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. Er hasste das Gefühl, etwas zu sehen und doch wieder nicht, nach etwas greifen zu können, ohne es zu berühren. Er stellte zusammen mit Mondra und den anderen Beratern Überlegungen an und verwarf sie.
Es war sinnlos, mit dem Schiff in das brodelnde Chaos des Sternhaufens einzutauchen. Selbst ein Kommandounternehmen würde keine Chance haben. In dem vor ihnen liegenden Brodem hatten sie definitiv keine Chance.
Den Terraner grauste es bei dem Gedanken daran, dass dies lediglich ein bescheidener Vorgeschmack auf das sein mochte, was sie erst in Tare-Scharm selbst erwartete.
Die Mitglieder der Expeditionsführung erwarteten mit Spannung die für den frühen Morgen des 3. November angekündigte „finale Wahrscheinlichkeitsrechnung" des Logik-Programm-Verbunds NEMO, als dieser die überreichliche Datensammlung von zwei Tagen vorerst abgeschlossen und ausgewertet hatte.
Das Ergebnis dieser Analyse überraschte selbst jene, die es gewohnt waren, in sehr weiten und oftmals unkonventionellen Bahnen zu denken.
Die Grundannahme NEMOS war, dass INTAZO als ARCHETIMS Truppenlager diente. Die Beobachtungen der JULES VERNE vermittelten nicht den Eindruck, als passe diese Annahme mit der Realität Aquon-Gorissas zusammen.
Vielmehr machte der Sternhaufen nach Abschluss aller faktengestützten Hochrechnungen den Eindruck ...
„... als habe ARCHETIM exakt an dieser Stelle den Grenzwall Tare-Scharm durchbrochen!", wiederholte Mondra Diamond die Worte des Logik-Verbunds.
Sie schüttelte den Kopf wie jemand, der nicht wahrhaben wollte, was er gehört hatte.
„NEMO hält es für möglich, dass ARCHETIMS Truppen den Sternhaufen bereits verlassen haben und ... ins Innere der Proto-Negasphäre gegangen sind."
„Puh!", machte Gucky, und das war wahrscheinlich noch einer der geistreichsten Kommentare.
Perry Rhodan war schon oft als „Sofortumschalter" bezeichnet worden.
Dennoch dauerte es selbst bei ihm lange Sekunden, bis er begriff, welche Konsequenzen für die Expedition damit verbunden waren. Es war niederschmetternd.
„Dann ...", er starrte in das infernalische Brutbecken vor ihnen, „... wäre also das sein Tor in die Negasphäre ..."
„Und damit auch unseres." Alaska Saedelaere nickte. „Was hattest du erwartet, Perry? Es war von Anfang an eine Option, dass ARCHETIM die Negasphäre aufsuchen musste, um die Chaosmächte zu besiegen. Und das hat er getan, und deshalb war er in Tare-Scharm.
Und das hier ist der Eingang, Freund.
Der Eingang zur Hölle."
„Puh!", wiederholte sich Gucky. „Das würde den Aufmarsch der Kolonnen-Truppen in diesem Sektor erklären. ARCHETIM hat sich genau hier einen Weg nach Tare-Scharm hinein geöffnet – aus dem Chaos ins Chaos. Dann ist es nur logisch, dass TRAITOR alles daransetzt, um dieses Tor wieder zu verschließen – oder?"
Rhodan nickte. Icho Tolot sagte mit dröhnender Stimme und flammenden Augen: „Und um keinem anderen den Einflug in die Negasphäre zu gestatten."
*
Es erschien schlüssig. Perry Rhodan und seine Berater kamen nach langen Beratungen zu dem Schluss, dass NEMO recht hatte. ARCHETIM war von Aquon-Gorissa aus schon nach Tare-Scharm „gegangen", mit all seinen Truppen durch einen wahren Höllenschlund.
Das aber bedeutete, dass die Galaktiker ihm folgen mussten, wollten sie mit ihm kämpfen oder zumindest beobachten, wie er die Retroversion durchführte.
Damit sie hoffen durften, dies in ihrer eigenen Zeit zu wiederholen.
Es blieb die Frage, wie ARCHETIM mit seiner Streitmacht diesen Weg genommen hatte.
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