2427 - Hilfe fÃŒr Ambriador
diesmal ausgeschlossen.
Der Feind war überall.
Nicht nur auf Altera selbst. Er hatte Fort Blossom und Fort Kanton besetzt, Neu-Szechuan und Pasiuk-Xi. Traitanks schwebten über allen Welten des Imperiums, über allen großen Städten und bedeutenden Staatseinrichtungen.
Wohin sollte er fliehen? Ganz abgesehen davon, dass diesmal kein Major Koblenz kommen würde, um ihn zu befreien. Denn er befand sich nicht in der Hand des Geheimdiensts, sondern im Gewahrsam der Kolonne. Soldaten TRAITORS hatten das Festwerk, das Hauptquartier des Geheimdiensts, übernommen, zu dem ihren gemacht und ihn in eine Zelle des Hochsicherheitstrakts geworfen.
TRAITOR war nicht wählerisch in seinen Methoden. Die Offiziere der Kolonneneinheiten, die Altera abriegelten, hatten schnell herausgefunden, dass Administrator Anton Ismael im letzten Augenblick die Flucht in den Untergrund gelungen war. Wokong wusste nicht, warum sie so versessen darauf waren, den Regierungschef zu ergreifen, konnte nur Vermutungen anstellen. Wollten sie ihn verhören, ihm die letzten Geheimnisse über das Imperium Altera entreißen?
Die Frage blieb bestehen: wozu? Was erhofften sie sich? Für ihn als Militär lohnte es sich, darüber nachzudenken, zumal er sowieso nichts Besseres zu tun hatte. Wie immer ging ihm die Untätigkeit auf die Nerven, zehrte an seiner Substanz.
Das mochte ein Ansatzpunkt sein, ein Hoffnungsschimmer. Wenn die Terminale Kolonne erpicht darauf war ... womöglich konnte man mit ihr verhandeln, bessere Bedingungen herausholen ...
Er lachte leise auf und setzte seinen Rundgang durch die Zelle fort. Wie ein Tiger im Käfig ...
Nein, da gab es nichts herauszuholen. Der Feind hatte schon alles, was er wollte. Er war zahlenmäßig und waffentechnisch weit überlegen. Er hatte die Welten Ambriadors unter der Knute.
Was hatte die Terminale Kolonne vor? Warum betrachtete sie sämtliche Welten und Völker Ambriadors als Ressourcen?
Und was war mit den anderen Machtblöcken Ambriadors, den Laren und den Posbis? Jeder Kontakt zu ihnen war unterbrochen. Von dem Trovent erwartete Khong Wokong nichts, aber ein Fünkchen Hoffnung galt noch den ehemaligen Maschinenteufeln, den positronischbiologischen Robotern der Achtzigsonnenwelt. Natürlich waren sie den Eroberern nicht gewachsen, doch vielleicht fiel ihnen ja etwas ein ...
Er lachte erneut. Ein schöner Verteidigungsminister war er. Er hatte jeden Überblick verloren, die Lage war ihm völlig entglitten, und er gab sich haltlosen Hoffnungen hin, von denen jede einzige mit einem Vielleicht verbunden war.
Er musste es sich eingestehen – die Niederlage war vollkommen. Das Imperium Altera war auf Gedeih und Verderb einem hoch überlegenen Feind ausgeliefert, gegen den es keine Gegenwehr gab.
Und bald würden sie ihn holen. Sie gingen davon aus, dass ihm bekannt war, wo Administrator Ismael sich versteckte, und sie hatten recht damit.
Er bezweifelte nicht, dass sie über Mittel und Wege verfügten, ihm sein Wissen zu entreißen. Würde er als Verräter in die Geschichte eingehen, genau wie sein Vorgänger im Amt, Staatsmarschall Michou?
Würde es für Altera überhaupt eine weitere Geschichte geben?
Er hörte Schritte vor der Zellentür.
Sie kamen.
Es war vorbei. Geschichte wiederholte sich nicht.
*
Es waren zwei Mor’Daer. Wortlos führten sie ihn aus der Zelle und durch die Gänge des Festwerks, über das er als Verteidigungsminister und Leiter des Geheimdiensts Alter-X einmal geherrscht hatte.
In einem Fahrstuhl ging es aufwärts, von jenem untersten Stockwerk, in dem sich die Zellen befanden, bis nach ganz oben.
Die Mor’Daer führten ihn aus dem Gebäude auf eine hoch gelegene Plattform. Dort wartete bereits ein Gleiter, der wohl für den Weitertransport vorgesehen war.
Wokong sah sich um, während die Mor’Daer ihn vorantrieben, schaute zu den zwölf pagodenförmigen Gebäuden, die auf der Insel Gonda im Fluss Teragonda errichtet worden waren und den sichtbaren Teil des Festwerks darstellten; die unterirdischen Bereiche enthielten Forschungslabors, ausgedehnte Versorgungskomplexe und ... Hochsicherheitsgefängnisse wie das, in dem er gesessen hatte. Der HÜ-Schirm, der das gesamte Areal normalerweise schützte, war erloschen. Er hatte seinen Sinn verloren.
In der Ferne sah Khong Wokong die Lichter Neo-Teras, der Hauptstadt Alteras im Teragonda-Flusstal, dahinter die Ausläufer des Klog-Gebirges. Er prägte sich den Anblick ein, um sich bei seinem letzten Atemzug daran
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