2429 - Das Terminale Beben
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Seit zwei Tagen und drei Nächten marschierte Mirongron Richtung Küste des Kleinkontinents Zigamleth, auf der Suche nach neu entstandenem Leben.
Die Vibra-Psi-Filter arbeiteten zuverlässig, doch bisher zeigten sie nichts an – ein Rätsel, das Ish Conart zu gern gelöst hätte.
Ata Thageno wies ein ausgesprochen starkes Vibra-Psi auf. Entsprechend trafen sie auf dieser Welt jede Menge neue Spezies und viele Mutationen an, die sie katalogisierten und bewerteten.
Ihr eigentliches Ziel hatten sie jedoch noch nicht erreicht.
Unter dem Einfluss des Vibra-Psi gab es nicht nur neues Leben, es kam auch zur Bildung sogenannter Emanationen.
Für die Herrscher der kommenden Negasphäre stellten sie ein Potenzial von hohem Wert dar. Emanationen entstanden unter den Bedingungen des Chaos und eigneten sich hervorragend als dessen Diener.
Bisher hatten die Genprox-Analysten erst einen Teil des Planeten untersucht – sie benötigten mehr Zeit, und der Erfolg würde sich einstellen.
Ish Conart hielt es für einen taktischen Fehler, IROTHAK in einem Kratersee im Zentrum Zigamleths abgesetzt zu haben und nicht an der Küste. Von dort aus hätten die vielen tausend Garnisonen seiner Meinung nach gezielter und übersichtlicher operieren können, als aus dem unwegsamen Zentrum.
Egal wie, es war die Entscheidung Dahas Verkuts oder der Einsatzleitung in IROTHAK gewesen.
Vorsicht spielte auch eine Rolle, denn in jüngster Zeit waren auf dem Kleinkontinent Zigamleth mehrere Genprox-Explorer vernichtet worden. Ob von automatischen Abwehranlagen aus früherer Zeit oder von einem unbekannten Gegner, wusste man bisher nicht. Die Basisstation jedenfalls beharrte auf der Einschätzung, es gäbe auf den Welten in der Proto-Negasphäre keine Gegner des Chaos mehr.
Ish Conart erreichte den Expresslift und forderte eine Kabine an. Während der Einsätze im Gelände arbeiteten die Aufzüge im Innern der Garnison mechanisch und nicht auf Antigravbasis.
Dadurch vermied der Genprox-Explorer energetische Emissionen, die seinen Standort verrieten. Aus demselben Grund bewegte sich Mirongron mittels des Laufantriebs durch das Gras, statt zu schweben. Auch das Einschalten des Deflektors erlaubte Kommandant Verkut nur in Notfällen.
Ish vertraute sich der Kabine an. Sie ruckte aufwärts, ein dickes Luftpolster im Boden dämpfte den Andruck, der dabei entstand. Mühsam versuchte er, seine Gedanken bezüglich Dahas Verkut zu ordnen. Der Ruf bedeutete eine besondere Ehre, der Kommandant stellte ihn dadurch deutlich über alle jene, denen eine solche Audienz bisher versagt geblieben war.
Je weiter die Kabine aufwärts surrte, desto mehr beschäftigte Ish Conart sich mit der bevorstehenden Audienz. Die Zacken seiner Krone verloren etwas von ihrem hellen Glanz.
Das Expresslift verzögerte, schob die Kabine auf eine Weiche.
Über eine Schiene wechselte sie auf die andere Seite des Maschinentrakts, fädelte in einen neuen Schacht ein.
Dieses Mal dauerte der Transport nur wenige Augenblicke.
Die Kabine hielt an einem Steg, der zum Zylinderbau führte, in dem die Einsatzzentrale untergebracht war. Ein Doppelschott versperrte Ish den Weg.
Zusätzlich flammte davor eine Lichtschranke auf. Ein roter Lichtpunkt entstand auf der Montur des Genprox-Analysten, wanderte zum Hals und von dort zu den Augen.
„Identifizierung abgeschlossen", verkündete eine Maschinenstimme. „Tritt ein, Ish Conart."
Die beiden Schotte öffneten sich.
Conart arbeitete oft in der Einsatzzentrale, aber hier oben war er noch nie gewesen. Die Wände schienen nicht existent, an ihrer Stelle gaben holografische Rundumprojektionen die umgebende Natur so wieder, als seien die Wände der Garnison durchsichtig. In der Mitte des kreisförmigen Raumes saß in einem Pneumosessel der Kommandant.
Ish Conart blieb in der Nähe der Tür stehen und wartete. Aus dem Hintergrund schwebte ein zweiter, leerer Sessel herbei, ebenso groß und bequem.
„Tritt näher und setz dich!", verkündete Dahas Verkut.
Ish glaubte erst, sich verhört zu haben. Der Kommandant wiederholte seine Aufforderung.
„Ich danke dir für die Ehre, die du mir erweist!" Conarts Stimme klang in seinen eigenen Ohren übermäßig laut.
Er ließ sich in den Sessel fallen. Die vier Augen des Kommandanten ruhten auf ihm.
„Manchmal weiß ein Kommandant nicht, welche überragenden Wissenschaftler in seiner Garnison leben und arbeiten", sagte er nach einer Weile.
„Auf dich trifft das zum Glück nicht zu, Ish
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