2429 - Das Terminale Beben
Conart. Deine Fähigkeiten sind mir seit langem bekannt. Ich bedaure sehr, dass du sie in Mirongron nicht entfalten kannst."
„Wir sind Mitarbeiter der Terminalen Kolonne und folgen den Direktiven, die uns erreichen. Für persönlichen Ehrgeiz und Karrierestreben ist darin kein Platz", antwortete Ish das, was jeder andere an seiner Stelle auch gesagt hätte.
„Vor allem sind wir dem Erfolg verpflichtet. Die Dienstburg interessiert nicht, auf welchem Weg wir ihn erreichen."
Ish Conart fasste all seinen Mut zusammen. Er kreuzte die beiden Armpaare und erwiderte den durchdringenden Blick des Kommandanten. „Was willst du mir sagen?"
„Vor dem Aufbruch Mirongrons hat das Oberkommando von IROTHAK deine persönlichen Daten angefordert; Lebenslauf, Befähigung, Eiklasse und einiges mehr. Ich halte es für meine Pflicht, dich darüber in Kenntnis zu setzen. Du solltest dich auf eine Veränderung gefasst machen."
Ish Conart verbarg seinen Schrecken, so gut es ging. „Du meinst, sie könnten mich versetzen?"
„Befördern, würde ich sagen. Wenn einer die Fähigkeiten zum Kommandanten besitzt, dann bist du es, Ish Conart! Und da die Stelle in Mirongron nicht vakant ist ..."
Für jeden anderen Genprox-Analysten wären Verkuts Worte eine frohe Botschaft gewesen, nicht so für Ish Conart. Die Nervosität, die ihn in ihren Klauen gehalten hatte, wich einer tiefen Enttäuschung. Eine Beförderung bedeutete in seinem Fall, dass er Mirongron verlassen musste, weg von der Brut, getrennt von seinem Nachwuchs.
Er würde den Brutlingen fehlen, die in absehbarer Zeit aus den Eiern schlüpften. Sie konnten dann nichts von ihm lernen, blieben auf dem Niveau, das sie auf genetischem Weg mit in das Nest bekommen hatten.
„Was ist für unseren Stock wichtiger?", fragte er leise. „Hochqualifizierter Nachwuchs oder ein Kommandant mehr?"
„Welche Frage, Ish Conart! Der Nachwuchs natürlich. Aber beim Oberkommando werden sie darauf keine Rücksicht nehmen. Dort steht nur die Befähigung im Vordergrund, einen Genprox-Explorer zu führen. Bisher gibt es nur die Anfrage. Niemand weiß im Voraus, was in IROTHAK schlussendlich entschieden wird."
„Das ist gut", stellte Ish erleichtert fest. „Ich tue meine Arbeit und schenke einmal am Tag meiner Brut ein wenig Nähe."
Die Ungeschlüpften spürten die Gegenwart ihres Erzeugers schon im Ei.
Schwingungen der Krone Ishs vermittelten es ihnen. Deren Nähe half, dass auch die Nestlinge kräftige und leistungsfähige Kronen entwickelten.
„Bis in IROTHAK eine Entscheidung fällt, wartet viel Arbeit auf uns." Dahas Verkut erhob sich zum Zeichen, dass die Audienz sich ihrem Ende näherte.
„Ein Sondereinsatz höchster Gefahrenstufe steht an, für den ich einen Einsatzleiter mit einem Übermaß an Umsicht und Übersicht brauche. Ich kann mir keinen besseren als dich dafür vorstellen."
Die hyperphysikalischen Verhältnisse auf Ata Thageno blieben nach wie vor unberechenbar. Jederzeit konnte es zu Störungen im technologischen Sektor kommen. Triebwerke fielen aus, Schutzschirmprojektoren und vieles mehr. Nicht einmal Funkverkehr auf kurze Strecken war gewährleistet.
Ish Conart faltete zustimmend die Hände des oberen Armpaars. „Ich stehe zu deiner Verfügung, Kommandant."
Er erhob sich ebenfalls. Nach einem kurzen Gruß strebte er dem Ausgang entgegen. Normalerweise wäre er entsprechend seiner Rangstufe und seines Alters für einen Einsatz dieser Art nicht in Frage gekommen. Aber es gehörte zu Ishs Prinzipien seit seiner Jugend, Außenoperationen persönlich zu leiten.
Darauf hatte er immer bestanden, und es hatte zum Wohlergehen Mirongrons beigetragen.
Ish durchquerte die Schleuse, die Schotte schlossen sich hinter ihm. Wie angewurzelt blieb er stehen. Erst jetzt verstand er, warum der Kommandant ihm diesen Auftrag gab. Es sollte ein letzter Auftrag sein, in dem er seine Fähigkeiten und seine Befähigung unter Beweis stellen konnte. Dahas Verkut wollte IROTHAK dahingehend beeinflussen, dass sie sich dort für Ish Conart entschieden.
Die Interessen TRAITORS standen über dem Wohlergehen der Genprox-Analysten und erst recht über dem eines einzelnen von ihnen.
Ish suchte seinen Arbeitsplatz im unteren Teil der Einsatz-Leitzentrale auf.
Die ersten Anweisungen des Kommandanten warteten schon im Terminal auf ihn.
„Bei diesem Außeneinsatz kommandierst du acht Genprox-Jets", lautete die Anweisung.
Zwölf besaß eine Garnison insgesamt, er sollte zwei Drittel davon führen
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