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2440 - Armee der Schatten

Titel: 2440 - Armee der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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dem Hantelraumer und seiner Mannschaft irgendeinen Nutzen, irgendein Recht auf Leben oder Fortbestand zubilligen wird? Terkan von Voosar hat den unvermittelt in seinem Revier wildernden Piloten Kirmizz bei jeder Gelegenheit abblitzen lassen. Da soll er ausgerechnet das von diesem erbeutete und für persönliche Zwecke genutzte Fremdschiff langwierig umrüsten und einer gehobenen Verwendung zuführen?
    Nein. Entweder presst man die Mannschaft in den Kolonnen-Dienst, oder wenn das zu aufwendig erscheint, wovon realistischerweise auszugehen ist, steht ihr ebenso wie der SOL die Terminierung bevor.
    Das bedeutet: Um Schiff und Besatzung zu retten, verbleiben noch maximal 22 Tage.
    Warum also rührst du nach wie vor keinen Finger, Ronald Tekener – außer diesem einen ständig pochenden, der seit geraumer Zeit allen anderen in der Zentrale furchtbar auf die Nerven geht?
    Taptap ... taptap ...
    So mancher unterstellt dir, längst die Seiten gewechselt zu haben. Weil du keinerlei Anstalten machst, gegen die Besetzer vorzugehen. Stattdessen hast du ausdrücklich Order an alle Stationen erteilt, weiterhin jeglichen Widerstand, und sei es gewaltloser, rein hinhaltender, tunlichst zu unterlassen.
    Viele wollen nicht wahrhaben, dass du das ernst meinst. Aus sämtlichen Bereichen des insgesamt achttausend Meter langen, dreiteiligen Trägerraumschiffs treffen Anfragen bei dir ein, mehr oder weniger verschlüsselt: wann du loszuschlagen gedenkst und wie.
    Keine einzige davon beantwortest du. Erneute Botschaften derjenigen, die dir offen deine willfährige Untätigkeit vorgeworfen haben, weist du zurück.
    Da ist es kein Wunder, dass du dich von Stunde zu Stunde mehr Anfeindungen ausgesetzt siehst!
    Willst du es denn nicht wahrhaben, Smiler, dass dich inzwischen Hunderte, bald wohl Tausende verwünschen, wann immer sie klarer Gedanken fähig sind? Was Wunder, dass mehr und mehr Besatzungsmitglieder sich ungläubig die Haare raufen, sich und vor allem dir ein ums andere Mal dieselbe verzweifelte Frage stellen: „Weshalb, bei allen Sternenteufeln, unternimmt Ronald Tekener nichts?"
     
    *
     
    Freilich weiß jeder, dass die Herrschaft TRAITORS über die SOL nicht allein von den eineinhalbtausend reptilienhaften Mor’Daer-Kriegern abgesichert wird.
    Da sind auch noch die Ganschkaren, rund dreihundert dürre, vogelähnliche Gestalten, allesamt hervorragende Wissenschaftler und Techniker, die ihren terranischen Pendants pausenlos buchstäblich über die Schultern blicken.
    Argwöhnisch von Natur aus, würden sie selbst die kleinste Abweichung von der Routine entdecken. Schon vor über sechzig Millionen Jahren, heißt es, haben ihre Vorfahren für die Terminale Kolonne TRAITOR gearbeitet und reibungslose interne Abläufe gewährleistet.
    Nicht unwesentlich unterstützt werden sie von vier „Mobilen Rechenhirnen", welche den Bordcomputer SENECA überwachen und gegebenenfalls korrigieren beziehungsweise blockieren können. Dabei handelt es sich um Konglomerate aus je acht annähernd würfelförmigen, dunkelgrauen Elementen von zirka 160 Zentimetern Kantenlänge. Die daraus zusammengesetzten Kuben verfügen an der Außenseite über Schaltelemente unter einer beweglichen Verschalung.
    Jene Rechenhirne beflügeln die Phantasie der Möchtegern-Guerillakämpfer in den diversen Sektionen des Schiffs am allermeisten. Allein in der letzten halben Stunde sind über siebzig kaum kaschierte Vorschläge eingetroffen, wie die vier TRAITOR-Rechner und ihre ganschkarischen Bedienungstrupps auszuschalten wären – eine Idee abstruser als die andere.
    Mit einer realistischen Erfolgschance durchführbar ist kein einziger dieser Pläne. Sie alle würden am wichtigsten und leider durchschlagskräftigsten Disziplinierungsmittel scheitern, das die Chaostruppen an Bord der SOL besitzen: rund tausend Kolonnen-Motivatoren.
     
    *
     
    Allein in der Hauptzentrale halten sich ständig einige Dutzend von ihnen auf: neblige Gebilde von unbestimmbarer, veränderlicher Form, meist zirka zwei Meter groß und immer in sachter, wallender Bewegung. Sie schlucken das Licht. Ihre bloße Anwesenheit genügt, die Helligkeit zu dämpfen, aufzusaugen, zu ersetzen durch rötliches Wabern, sodass ein düsteres Glühen den gewaltigen, kreisrunden, 180 Meter durchmessenden Saal erfüllt.
    Hast du dich so sehr daran gewöhnt, Ronald Tekener, dass du dich gar nicht mehr nach dem taghell erleuchteten Normalzustand sehnst? Bist du vielleicht schon selbst Teil dieser ewigen

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