2454 - Schiff aus der Ewigkeit
Eindruck, als arbeitete man an dem schwarzen Obelisken. Er lag da und wuchs vor ihnen in die Höhe wie ein stählernes, schweigendes, kaltes Monument aus eingefrorener Ewigkeit.
Fünfhundertachtzig Meter konnten sehr lang sein. Während sie am Obelisken nach unten fuhren, kam Rhodan der Kesselschacht vor wie ein Schlund ohne Grund. Im Zeitalter der Gigantraumer, das man eigentlich schon vorüber geglaubt hatte, schien diese Zahl nicht viel, aber 580 Meter war etwa dreieinhalb Mal so viel wie der Kölner Dom oder fast zwei Mal so viel wie der Eiffelturm. Die Fahrt ging schier ins Unendliche. Der mattschwarze Schiffsleib war nur spärlich angeleuchtet. Der gigantische Obelisk wirkte im dunklen Lichterspiel noch entrückter, geheimnisvoller und ... ja, auch drohend.
„Wir möchten das Schiff jetzt betreten, Jorgo", hörte er Castun Ogoras sagen und wunderte sich über die plötzliche Ruhe in seiner Stimme. Hatte der Yakonto seine Befangenheit überwunden? Es war ja nicht selten so, dass bei der ersten richtigen Konfrontation mit dem, was einem vorher Angst gemacht hat, die Beklemmung abfiel und man wieder den Blick auf das Wesentliche zu richten vermochte.
Der Holo-Servo bestätigte mit einem obligatorischen „Ich weiß" und schwebte ihnen voran zur im oberen Drittel des Obelisken gelegenen, großen rechteckigen Haupteinstiegsluke.
Perry Rhodan bereitete sich auf das vor ihnen Liegende vor. Es war ihm nicht unbedingt wohl bei dem Gedanken, dass sie ein Artefakt betreten würden, das seine Rätsel bislang offenbar noch nicht preisgegeben hatte. Je nachdem, was die Wissenschaftler herausgefunden hatten, war es noch längst nicht selbstverständlich, dass sie dies auch jedem zugänglich machten.
Als er neben Ais Auratush stand, sah er, wie dieser heftig zusammenfuhr.
„Jorgo?", fragte er leise.
„Ich habe ihm gesendet", erklärte der Technik-Experte, „dass mir sein Ich weiß auf die Nerven geht."
„Und? Hat er dir geantwortet?"
„Natürlich", knurrte der Yakonto.
„Er hat gesagt: Ich weiß ..."
*
Eigentlich gab es nichts tatsächlich Ungewöhnliches, wenigstens nicht für das Auge. Es gab auch keine Fallen, keine Psychofelder, keine gähnenden Schlünde oder lauernden Schwarzen Löcher am Ende der Gänge, die, wie alle anderen Räumlichkeiten, drei Meter hoch waren. Das konnte als Hinweis auf die Körpergröße der ehemaligen Besatzung gewertet werden – es war aber auch das Einzige, das Schlüsse über diese unbekannten Raumfahrer zuließ.
Es war keine Sensation. Das Innere des Obelisk-Raumers war hell und indirekt erleuchtet. Das Licht schien aus den Wänden herauszufließen wie feiner Nebel, der die Eindringlinge gleichsam in sich aufnahm. Es dämpfte ihre Schritte und schien die Bewegungen zu verlangsamen. Jeder Schritt hinein in das Unbekannte war für Perry Rhodan wie ein Schritt tiefer hinein in einen Traum aus verzerrter Zeit und gedehntem Raum – es war ein wenig unheimlich, aber es war nicht das, was er erwartet hätte.
Sie befanden sich in dem Raumschiff, das ihnen vielleicht Aufschlüsse zu geben vermochte, deren Tragweite auch er nicht erahnen konnte. Für die Yakonto ging es um die eigene Herkunft, für ihn um eine wichtige Antwort auf das große, universelle Rätsel der Cynos.
Und damit einer der faszinierendsten Lebensformen, die ihm und der Menschheit überhaupt je begegnet waren.
Eine Geschichte und ein Rätsel, die womöglich noch viel länger als zwanzig Millionen Jahre zurückreichten ...
Sie hatten eine andere Welt betreten, aber er hatte keinen Moment lang das Gefühl, ein Geheimnis zu lüften.
Es ist ein Trick des Lichts!, dachte er, oder die Kraft meiner Erwartungen.
Er kannte das, es war nicht neu. Er hatte damit gerechnet, in eine andere Dimension einzutauchen, in die Echos einer längst vergangenen Zeit, und das Gehirn des Menschen erfüllte solche Wünsche oft schnell und zuverlässig.
Sie gingen weiter, Castun Ogoras voran. Rhodan wusste nicht, ob er ihn für die Ruhe bewundern sollte, die er zeigte. Das war nicht mehr der Kommandant, den er gekannt hatte. Er schien kühl und sachlich zu sein. Aber „den anderen" hatte er kennen und einschätzen gelernt. Was war mit diesem hier?
Ogoras schritt voran, langsam und aufrecht. Er folgte dem Servo, der vor ihnen schwebte und laut seine Erklärungen abgab. Sie erfuhren technische Daten, Jorgo zählte Zahlen und Maße auf und gab weiterführende Links. Die Informationen waren wahrscheinlich umfassend, Gewicht
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