2454 - Schiff aus der Ewigkeit
Schiff eine Ausnahme dar.
Rhodan wusste nicht, ob für den Obelisk-Raumer eine eigene Halle, ein eigenes Zelt oder sonst eine Unterkunft eigens errichtet worden war, denn seine Präsentation vermittelte nur einen schlagenden ersten Eindruck: Dieses Schiff gehörte eigentlich nicht hierher.
War alles Andere in einen sicht- wie fühlbaren Zusammenhang gestellt, so stach dieses Artefakt in jeder Beziehung aus allem anderen heraus. Es nahm eine absolute Sonderstellung ein.
Der zweite Eindruck war: Tabu! Das Schiff stand quasi „unter Quarantäne".
Es durfte, wie man Ogoras mitgeteilt hatte, besucht und betreten werden, aber nicht mehr.
Und der dritte Eindruck war: Ewigkeit ...
„Ich hätte nicht gedacht, dass es so groß ist ...", hörte er den Kommandanten ihrer Mission sagen.
Er drehte sich um. Castun Ogoras stand etwas seitlich hinter ihm auf dem Podest, das an einem Hebelarm über den Kessel geschwenkt worden war, in dem das Schiff unter ihnen lag. Es war tatsächlich wie ein Kessel, ein in den Boden gefrästes Oval, ein tiefer Krater, aus dem ihnen, wie aus einem gigantischen Raketenabschussschacht aus dem 20. Jahrhundert, der Obelisk-Raumer entgegenragte.
Castun Ogoras schien seinen prüfenden Blick nicht wahrzunehmen. Seine eigenen Augen waren starr auf das Objekt gerichtet, wegen dessen sie hierher gekommen waren; um das all ihre Gedanken gekreist hatten; das sie erwartet und gefürchtet hatten.
Die anderen Mitglieder der Siebenergruppe hatten sich schweigend um ihn geschart und, wie er und wie auch der Terraner, ihre Hände an dem Geländer, das ihre Bühne umgab und sie davor schützte, im Taumel der Ergriffenheit einen Schritt zu weit zu tun und zu stürzen.
Icho Tolot hielt sich noch im Hintergrund. Rhodan sah seine Augen konzentriert auf die Info-Holos gerichtet, die einige Dutzend Meter vor ihnen und über dem Artefakt in der Luft schimmerten.
Unter ihnen schwebte, über der stumpfen Spitze des Obelisken, Jorgo, ihr Führer, und drehte sich um die eigene Achse. Manchmal blinkte er an verschiedenen Stellen auf, aber noch schwieg er.
„580 Meter", las Ogoras mit belegter Stimme ab, „das Raumschiff ist 580 Meter hoch, also beträgt die Tiefe des Kesselschachts mindestens sechshundert. Der Schiffsdurchmesser wird mit 233 Metern angegeben ..."
Es war nicht neu für sie, sie hatten schon Bilder gesehen – sowohl im aktuellen, virtuellen Ausstellungskatalog als auch bereits auf Evolux. Aber ein Bild und die Wirklichkeit waren zwei verschiedene Dinge.
Und kein noch so raffiniertes Holo konnte die Faszination wiedergeben, die von diesem uralten Objekt ausging.
Das Raumschiff stand majestätisch in seinem Schacht, dessen Wände mit silbriger Folie ausgekleidet waren.
Zwischen seiner Hülle und ihnen waren an der tiefsten Stelle des Bodens mehrere Dutzend Meter Platz.
Der Raumer selbst war tiefschwarz und geformt wie ein riesiger Obelisk, ein ins Gigantische gezoomtes Abbild jener Obelisken, zu denen die Cynos wurden, wenn das Leben von ihnen wich.
Über dem Schacht und den Besuchern spannte sich in fast hundert Metern Höhe eine zeltartige KraftfeldÜberdachung, einem künstlichen Himmelsgewölbe gleich, unter dem mehrere Dutzend Kleinstsonnen funkelten wie möglicherweise einst die Sterne am Firmament des unbekannten Planeten, auf dem dieses Schiff einmal das Licht der Welt erblickt haben mochte ...
Getragene, klassische Musik mit sphärischen Klängen bildete den akustischen Hintergrund und schuf, zusammen mit den erhabenen Lichteffekten, eine bis ins Mark gehende Atmosphäre von Zeitlosigkeit und einer kaum zu beschreibenden, jedoch deutlich spürbaren Fremdartigkeit.
„Wir sind die Einzigen hier", kam es gedämpft von Icho Tolot. „Es war gut, die Zeit, die wir voraussichtlich benötigen werden, am Obelisken zu mieten."
„Es war nicht billig", murmelte Ogoras, ohne den Blick aus der Tiefe zu nehmen. „Und ohne gewisse Beziehungen hätten wir die Erlaubnis, uns vorerst unbeschränkt mit dem Schiff zu befassen, für kein Geld der Welt erhalten."
„Obwohl es nicht danach aussieht, als zöge das Schiff viele Besucher an", merkte Laim Paktron an. „Was für uns von Interesse ist, muss andere nicht zwangsläufig ansprechen. Es ist ein Wrack, das im Leerraum gefunden wurde – mehr nicht."
„Es ist mehr", flüsterte Castun Ogoras. „Sehr viel mehr .."
Rhodan musterte ihn und versuchte, in seinem Gesicht zu lesen. War der Yakonto überhaupt hier und nicht nur physisch anwesend? Sah
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