2458 - Der zweite Dantyren
Nämlich welche?"
Der Linke: „Wovor warne ich, seit man uns gezüchtet, in der Mitte durchgesägt und gegen unseren Willen zusammengeleimt hat? Den alteingesessenen Milchstraßenvölkern ist allerhand zuzutrauen, den Terranern schon gar. Mein Vor-Ich war einer ihrer Anführer, schon vergessen?"
Der Rechte: „Bei Xrayn! Erzähl’s mir zum tausendsten Mal."
Der Linke: „Den Kopf in den Sand zu stecken schadet genauso wie die Nase zu hoch zu tragen. Die Feinde schlafen nicht. Trotz ihrer eingeschränkten Bewegungsmöglichkeit verbreiten sie in der ganzen Milchstraße Technologien, die der Kolonne schmerzhafte Nadelstiche versetzen. Ultramesswerke. VRITRA-Kanonen!
Selbst auf dieser Seite des Dengejaa Uveso wurden schon Exemplare von Raumschiffen gesichtet, die damit bestückt sind. Wenn man bedenkt, dass es sich dabei wahrscheinlich um überholte Baureihen handelt, die hier ihre Zweitverwertung erfahren ..."
Der Rechte: „Gleich fange ich zu zittern an. Weißt du, wie lange die Terminale Kolonne unbesiegt ist?"
Der Linke: „Nein."
Der Rechte: „Eben. Niemand weiß das. Nicht mal die Progress-Wahrer.
Seit Jahrmillionen bahnt TRAITOR dem Chaos den Weg. Also mach dich nicht lächerlich. Ausgerechnet in dieser Galaxis sollten wir aufgehalten werden?"
Der Linke: „Ich gebe zu, das klingt absurd. Aber du kennst nicht so wie ich den Typ, nach dessen genetischer Matrix ich geklont wurde. Und schon gar nicht kennst du seinen verfluchten Vater."
2.
Harte Brocken
Die Führungscrew, mit der Roi Danton demnächst den Flug ins Ungewisse antreten würde, erschien pünktlich zur Besprechung.
Er hatte nichts anderes erwartet.
Von Bully waren ihm handverlesene, hoch motivierte, mit allen Wassern gewaschene Agenten versprochen worden; und Rois Patenonkel pflegte sein Wort zu halten.
„Die Umbauarbeiten schreiten voran", berichtete Goran Frownie kühl.
„Wir liegen sogar leicht über dem Plansoll."
Der 55 Jahre alte, knapp über zwei Meter große Oberstleutnant war eine Eiswaffel mit länglichem, ausdruckslos flachem Gesicht und blassblonden, kurz gestutzten Haaren. Seine TLD-Personalakte wies nicht den geringsten Makel auf, dafür zahlreiche lobende Erwähnungen herausragender Leistungen, besonders in den Spezialfächern Xeno-Technologie und Kosmopsychologie.
„Das Kantorsche Ultra-Messwerk", fuhr er fort, „das in einem Hangar des Traitanks installiert wurde, ist bereits mit der Ausweichzentrale verbunden und gebrauchsfertig. Es wird unsere Aufgabe erleichtern, dass wir überwiegend mit bekannten Skalen und Parametern operieren können."
„Ihr seht euch also imstande, mit der Steuerung des Kolonnenschiffs zurechtzukommen?", fragte Roi in die Runde.
Major Ero Ustinoth hüstelte. „Wir sind recht guten Mutes."
Seine raunzig krächzende Stimme klang freilich nicht danach. Der extrem hagere Ingenieur und Logiker, dessen beinahe kahlen Schädel ein dünner, grauer Haarkranz umgab, hatte auch ohne Ganschkaren-Maske etwas Vogelartiges. Er strahlte Askese aus, bis hin zur Scheu und Verzagtheit.
Ein reichlich zerzauster Geier, dachte Roi. Dabei besaß Ustinoth laut TLDDaten Führungsqualität und Einsatzerfahrung in Hülle und Fülle.
Was auch für die anderen beiden Agenten galt. Captain Saul Bertram, ein fast zwei Meter zwanzig großer, behäbig wirkender Riese, hätte selbst auf seiner beeindruckend breiten Brust nicht alle Orden und Auszeichnungen unterbringen können, die er im Lauf einer ein halbes Jahrhundert umfassenden Dienstzeit für den TLD erworben hatte.
Scheinbar im Widerspruch zum hünenhaften Körperbau und den Schaufelhänden war er Mikro-Techniker, zusätzlich spezialisiert auf diplomatische Verhandlungen in kniffligen Situationen.
Auch unter Druck äußerst besonnen, fähig und geschickt, stand in seiner Akte: Bertram repariert Konflikte, und mangelhafte Geräte überredet er, trotzdem zu funktionieren.
„Bleibt es dabei", fragte die einzige anwesende Offizierin, „dass jeweils zweiunddreißig von unseren Leuten verkleidet in der eigentlichen Schiffszentrale Dienst tun?"
Roi bejahte. „Und die übrigen halten ihre Masken griffbereit. Wir müssen permanent auf Feindkontakt gefasst sein.
Deshalb kommen wir leider auch nicht umhin, dass immer einer der Kalbarone", er nickte Frownie und Ustinoth entschuldigend zu, „voll adjustiert anwesend ist. Ihr beide sitzt euch also jetzt zum für lange Zeit letzten Mal in wahrer Pracht und Schönheit gegenüber. Ihr solltet es
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