Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2458 - Der zweite Dantyren

Titel: 2458 - Der zweite Dantyren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
genießen."
    Der Scherz kam nicht an. Einzig Bertram lachte kurz, tonlos. Ustinoth drehte ruckartig den Kopf, zuckte die Achseln und kratzte sich verlegen den Nacken. Frownie verzog keine Miene.
    „Als gewählte Vertrauensrätin der Agentinnen- und Agenten-Gewerkschaft deponiere ich bei der Einsatzleitung, dass ich die von den üblichen Dienstzeiten der LFT-Flotte abweichenden, regelmäßigen Halbtags-Schichten der erwähnten Kollegen nur akzeptiere, solang ihre Überstunden penibel verzeichnet und entlohnt werden. Ich beantrage, dies im Bordlogbuch einzutragen."
    „Hiermit geschehen." Roi hütete sich, die Angelegenheit ins Lächerliche zu ziehen.
    Oberleutnant Lipica Atabinmek eilte der Ruf voraus, auf jede soziale Ungerechtigkeit mehr als bloß allergisch zu reagieren. Wenn Bertram ein Bär von Mann war, war sie ein weiblicher Berg. Sie überragte den Captain sogar noch um einige Zentimeter.
    Ihre Pokale und sonstigen Trophäen, die sie in verschiedenen Kampfsportarten errungen hatte, füllten, eng gestapelt, einen größeren Raum als dieses Konferenzzimmer aus. Unter normaler Schwerkraft wog sie 123 Kilogramm, und das allermeiste davon war Muskelmasse.
    Roi hielt einiges auf seine Fitness.
    Aber gegen diese Walküre hätte er sich kaum eine Chance gegeben, ungeachtet aller längst verinnerlichten Dagor-Techniken und über viele Jahrhunderte zusätzlich angeeigneter, schmutziger Tricks.
    Denn Atabinmek war nicht nur ein harter Brocken, sondern auch hochintelligent. Ihr Name stand weit oben in den Ranglisten von Strategiespielen wie Schach, Garrabo oder Go, die sich innerhalb des TLD, der USO und der Terranischen Raumflotte ungebrochener Beliebtheit erfreuten.
    Wie so oft bei voluminösen Frauen, kontrastierte ihr feines, zartes, fast puppenhaftes Antlitz mit dem mächtigen Leib. Die brünetten Haare trug sie mädchenhaft zu zwei kurzen Zöpfen geflochten. Ihre Stimme klang verhalten. Mit hysterischem Gekreisch Eindruck zu schinden, hatte sie schlicht nicht nötig.
    „Was deine vorhin geäußerte Kritik an einem Teil der Mor’Daer- und Ganschkaren-Verkleidungen betrifft", sagte Roi: „Ich habe dem Maskenstudio Anweisung erteilt, noch mehr Augenmerk auf die Detailgestaltung der, äh, femininen Attribute zu legen. Ich hoffe, es ist in deinem Sinne, dass ich den Spezialisten dich als Beraterin empfohlen habe."
    Sie sah ihn überrascht an. „Durchaus. Danke."
     
    *
     
    Gewiefter Hund, dachte Saul Bertram. Damit hat er bei ihr auf lange Zeit einen Stein im Brett.
    Ohnedies beherrschte Rhodans Sohn perfekt die Kunst, sich auf das jeweilige Gegenüber einzustellen. Beobachtete man ihn ganz genau, konnte man erkennen, dass sich sogar sein Tonfall und seine Körpersprache leicht veränderten, je nachdem, mit wem er gerade redete.
    Trotzdem wirkte er keineswegs unbeständig, sondern stets natürlich und aufrichtig.
    Jetzt straffte sich Roi Danton und wandte den Kopf, die Kaumuskeln angespannt, wieder dem Oberstleutnant zu. „Bei aller verwendeten Sorgfalt dürfen wir uns nicht der Illusion hingeben, die Unterschiede im Körperbau ließen sich zur Gänze kaschieren. Für den unangenehmen, jedoch nicht völlig auszuschließenden Fall, dass Mitglieder unserer Mannschaft in Direktkontakt mit echten Kolonnen-Soldaten kommen, sind Vorkehrungen zu treffen."
    „Zu Befehl, Oberst. Welcher Art?"
    „Wir erklären die Abweichungen damit, dass sie das Ergebnis genetischer Modifikationen sind. Deren Entwicklung an Bord der Registereinheit wird in regelmäßigen Abständen von Skapalm-Barken überprüft. Entsprechende Protokolle, die diese Behauptung untermauern, sind in den Speichern des Schiffsrechners anzulegen; rückdatiert, versteht sich."
    Danton drehte sich zu Major Ustinoth. „Außerdem muss gewährleistet sein, dass die Zentrale-Besatzungen notfalls zumindest Sublicht-Manöver auch gänzlich ohne Unterstützung durch die Ausweichzentrale, das Ultra-Messwerk oder die terranische Biopositronik durchführen können.
    Falls ihnen nämlich dabei jemand über die Schulter guckt."
    „Diffizil – und ehrlich gesagt, würde ich es lieber nicht darauf ankommen lassen –, aber im Prinzip machbar."
    Saul Bertram schauderte innerlich.
    Obwohl er die Einschätzung seines Vorgesetzten teilte, graute ihm davor, unter den kritischen Augen von Kolonnen-Technikern an den Kontrollen des Traitanks hantieren zu müssen.
    TRAITORS Schlachtschiffe waren hochautomatisiert und, wenn erforderlich, mit geringen Mannschaftsstärken bedienbar.

Weitere Kostenlose Bücher