2459 - Komplex Astrovent
würden die Abhörroutinen der Kolonne wohl kaum ihre Aufmerksamkeit widmen, aber sie wollten keinerlei Risiko eingehen.
„Ich habe ein wenig mit dem Plasmakommandanten von BOX-80961 geplaudert", erzählte Zaubilski.
„Ach", sagte Gessounin. Er spürte ein leichtes emotionales Kribbeln.
Myduman schlüfte ungerührt weiter.
„Wir haben ein wenig gespielt, Hallal Fer."
„Du hast gewonnen?"
„Mach dich nicht lächerlich", trompetete Zaubilski. „Er ist eine Hyperinpotronik! Ich habe verloren, aber es hat ihn satte sieben Sekunden gekostet, bis er mich bei Hallal Tepp hatte."
„Sieben Sekunden? Der Plasmakommandant muss reichlich desolat gewesen sein. Oder er hat nur mit einem winzigen Bruchteil seiner Kapazität gespielt."
„Weder noch. Das ganze Spiel war natürlich nur ein Datenschild."
„Natürlich." Und natürlich erzählte ihm Zaubilski diese ganze Geschichte nicht, weil es um eine Partie Hallal Tepp ging. „Und?", fragte er.
„In der Deckung des Schildes haben wir uns über die Terminale Kolonne unterhalten."
Worüber sonst, dachte Gessounin, äußerte sich aber nicht dazu. Myduman schlürfte und rülpste dezent.
„Willst du nicht wissen, was der Plasmakommandant denkt?", fragte Zaubilski. Er holte mit seinem Teleskoparm aus und ließ ihn krachend auf Gessounin niederfahren. „Komm schon! Willst du’s wissen? Ja? Ja?"
Was soll der Kommandant der BOX schon denken?, fragte sich Gessounin.
Seit die Terminale Kolonne die Hundertsonnenwelt kassiert hatte, die Zentralwelt der posbischen Zivilisation, war sie ins Zentrum der Gedankengänge aller ihrer Fragmente gerückt, der individuellen und bodengebundenen Privatwesen ebenso wie die der großartigen raumflugfähigen Fragmente. Selbst das Zentralplasma befasste sich mit kaum einem anderen Thema: die Terminale Kolonne TRAITOR – ihr Zahlenwert, ihre Strategie, ihre inter- und transuniversale Wertigkeit, ihre spirituelle Bedeutung. TRAITOR hatte nicht nur den realen Raum besetzt, sondern mehr noch den mentalen Kosmos der führenden kybernetischen Kultur dieser Galaxis.
Ferner Donner knisterte hinter den Au-Bergen. Wind kam auf und wehte den Faffol-Flaum aus der Reichweite der Fangkronen.
Gessounin fragte: „Was sagt der Plasmakommandant?"
„Der Kommandant von BOX-80961 berichtet, er habe einen flüchtigen Kontakt zur Supratronik einer Kolonnen-Einheit genossen."
Gessounin spürte, wie Erregung in ihm aufflammte.
„Du hattest also recht", fuhr Zaubilski fort. „Die Wahrscheinlichkeit hat die Grenze zur Faktizität genau in dem von dir prophezeiten Zeitfenster überschritten."
Gessounin seufzte. Recht hatte er oft in diesen Dingen, häufiger, als ihm lieb war.
Manchmal war ihm, als ob sich die Essenz seines Wesens in einem Meer neuer Möglichkeiten verlöre.
„Du hattest recht", wiederholte Zaubilski. „Ein Kontakt mit einer Supratronik!"
Die Nachricht bleib erstaunlich genug.
In der Regel schwiegen die terminalen Denkmaschinen nach außen und verrichteten ihre Arbeit in unvorstellbar engen Takten, selbstversunken, der Sache ergeben wie ein leidenschaftlicher Liebhaber.
„Wahrscheinlich ist diese Supratronik ein Spion", mutmaßte Gessounin.
„Ohne jeden Zweifel", gab Zaubilski ihm recht. „Natürlich hat sich der Plasmakommandant gebührend abgekapselt, aber er hat doch einen Reflex des Supratronik-Bewusstseins speichern können."
„Klingt spannend. Und? Was hat der Plasmakommandant gesagt?"
„Der Plasmakommandant sortiert die Bilder noch, deren er habhaft geworden ist. Er sieht Tendenzen, Reste von Mustern ..."
„Ist irgendetwas darunter, was unseren Plan fördern könnte?", fragte Gessounin.
Sein bionischer Teil mischte Sorge ein.
„Satt", sagte Myduman und rülpste noch einmal.
Dann tat er, als sähe er Gessounin erst jetzt.
„Schatz!", quiekte er, richtete sich auf und schwappte gegen Gessounin. „Was für eine Wonne, dich zu fühlen!"
„Der Plasmakommandant meint, der Kontakt ließe sich ausbauen", sagte Zaubilski. „Ob es an der Zeit ist, das Zentralplasma zu unterrichten?"
Gessounin strich dem Matten-Willy über die Haut und lauschte. In sich hinein. In die gestaltlose Ferne, wo sich die Schatten der Dinge und die Schlieren ihrer Möglichkeiten vermengten und manchmal, wie in einem entlegenen Gewitter, ein stilles Licht aufblitzte. Gessounin glitt dahin über das mentale Land, suchte nach Spuren und Zeichen. Und er fand sie. „Ja", sagte er. „Es ist Zeit."
„Es wird sicher ein amüsantes
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