2477 - Die GrÃŒndermutter
über die Retroversion der Negasphäre Tare-Scharm in tiefer Vergangenheit kann noch wichtig werden, wenn wir im Palais sprechen. Wir wüssten sonst nichts von der Finalen Schlacht, von der Prinzipa Generalin Kamuko, von Hobgey dem Rächer, den Laosoor, von dem aufwendigen Schlachtplan ARCHETIMS und der Rolle, die der GESETZ-Geber CHEOS-TAI in Vergangenheit und Gegenwart spielt. Und vom Tod einer Superintelligenz und der Flucht der Cypron ..."
Polm Ombar wandte ihr den Kopf zu.
Zwischen seinen Zähnen hing ein Stück rohes Fleisch.
Sich über seine ganz speziellen Essgewohnheiten zu ekeln, hatte Cosmuel schon lange aufgegeben. Wenngleich er äußerlich eine reine Kampfmaschine zu sein schien und einen martialischplumpen Eindruck erweckte, war er zweifellos hochintelligent und einer der wichtigsten und wertvollsten Verbündeten, die sie in den Reihen der Friedensfahrer besaßen.
„Auch dich, Cosmuel Kain", sagte er, „frage ich, wen du überzeugen willst.
Weder mich noch Bylilin oder Drrkim musst du auf deine Seite ziehen."
Daraufhin schwiegen sie, vom automatischen Blubbern abgesehen, das der Friedensfahrer Drrkim, ein Aggkarper, unaufhörlich auf vegetativer Basis von sich gab und das – wenn man sich die Mühe machte, es zu dechiffrieren – eine genaue Analyse seines Seelenzustands ermöglichte.
Drrkims Fischaugen glotzten dabei genau auf Cosmuels Oberkörper, doch sie konnte sich nicht vorstellen, dass sich der tonnenförmige Halb-Ichtoide an ihren Brüsten erfreute, die der enge einteilige Dress stärker betonte als unbedingt nötig. Sie trug ihn gerne, wenn Kantiran in der Nähe war, das musste sie zugeben.
Vor dieser kleinen Versammlung in der Zentrale der ASH AFAGA hatte sie vergessen, sich umzuziehen. Doch wahrscheinlich gab es ohnehin niemanden außer Kantiran, der einen Terraner-Cyno-Mischling körperlich attraktiv finden konnte. Sie alle waren schon rein physisch zu unterschiedlich.
Um sich abzulenken, projizierte Cosmuel per Sprachbefehl ein winziges Holo vor sich. Polm Ombar hatte jedem seiner Gäste Befehlsgewalt über den Zentralrechner der ASH AFAGA gegeben.
Auf dem Holo liefen die aktuellen Kursdaten ab.
Ziel der OREON-Kapsel war die Galaxis Altasinth, in der sich Rosella Rosado befand, das Zentralsystem der Friedensfahrer. 56 Tage Flugzeit waren angesetzt von Hangay nach Altasinth; ein Wert, der von einem gewissen Optimismus zeugte, da die OREON-Kapseln einen maximalen Überlichtfaktor von 150 Millionen ermöglichten. Als Abkürzung planten sie allerdings, drei Bahnhöfe der Friedensfahrer zu nutzen, was durch Transmittersprünge erheblichen Zeitgewinn bedeutete. Die Bahnhöfe Carkan, Sadlaan und Ryvla lagen noch etwa sechs Tage Flugzeit von ihnen entfernt. Am ersten Bahnhof angekommen, hofften sie auf die Nachricht, dass es inzwischen gelungen sein könnte, weitere Bahnhof-Transmitter zu reaktivieren, was die Reisezeit erheblich verkürzen würde.
Cosmuel tat, als studiere sie die Daten auf dem Holo, schaute in Wirklichkeit jedoch durch es hindurch und musterte die Gesichtszüge des Revisors, die sich im gläsernen Tisch spiegelten. Die sechseckige Maserung schien ihr tiefer eingeschnitten als sonst; es verlieh Ombar ein müdes, beinahe depressives Aussehen.
Plötzlich bewegten sich die felsig starren Lippen in der Spiegelung. „Es wird Widerstand in den Reihen der Friedensfahrer geben, gegen den wir anzukämpfen haben. Das kann ich förmlich riechen ... weil es so naheliegt und so einfach klingt. Wir wollten ja gegen die Negasphäre kämpfen, werden sie sagen.
Der Preis ist hoch, und Chyndor hat ihn gezahlt. Und dann werden sie fordern, dass sich die Friedensfahrer wieder zurückziehen."
„Ja und?", fragte Cosmuel. „Dürfen wir uns von Widerstand beirren lassen?
Unsere Auffassung der Dinge ist die vernünftige und richtige, deshalb wird sie sich durchsetzen, und wir werden über jeden Widerstand siegen."
Kantiran schwieg, doch seine Mundwinkel zuckten.
*
Wir sind Friedensfahrer.
Wir gehören weder zu den Kosmokraten noch zu den Chaotarchen. Die Hohen Mächte des Universums haben kein Recht darauf, über uns zu bestimmen, denn wir sind frei. Wir sind Individuen, und wir sind stolz darauf!
Oder etwa nicht?
Sind wir etwa Friedensfahrer geworden, weil wir uns gleichschalten lassen wollen? Oder stehen wir noch zu unserem Credo, das unser ganzes Dasein bestimmt?
Friedensfahrer stiften Frieden, wenn Gewalt und Krieg drohen.
Friedensfahrer verstehen sich als Helfer
Weitere Kostenlose Bücher