2477 - Die GrÃŒndermutter
Untertöne eines Terraners zu deuten, stand auf einem anderen Blatt.
„Ich fühle mich einfach mal so, als wäre dies meine OREON-Kapsel", erwiderte Ombar und bewies damit, dass er genau verstand, wie Kantirans letzte Worte gemeint gewesen waren. Der Revisor lachte dröhnend, hob eine seiner klobigen Hände und wies auf die winzige Projektion Perry Rhodans. Dessen kaum handtellergroßes dreidimensionales Abbild war mit vor die Brust gehobener Hand und halb geöffnetem Mund im Sprechen erstarrt. „Zum wievielten Mal hörst du nun schon die Aufzeichnungen deines Vaters? Kennst du sie nicht längst auswendig?"
„In der Tat hören wir die Nachricht", sagte Cosmuel. „Jedes Detail kann früher oder später für die Geschehnisse der Gegenwart relevant werden. Diese Kamuko zum Beispiel – wie die sich an Kants Vater herangemacht hat ..." Sie schmunzelte und sah ihren Gefährten erröten.
„Sie war gewiss eine faszinierende Persönlichkeit", versuchte er das Gespräch in weniger intime Bahnen zu lenken.
Der Revisor wandte sich ihr zu. „Das glaube ich auch. Ich bin allerdings nicht gekommen, um mit dir zu philosophieren, sondern um Kantiran eine Frage zu stellen."
„Ich höre."
„Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass die Realität unsere Philosophie als Geheimbund der Friedensfahrer eingeholt hat. Das Heraushalten aus den Konflikten der Hohen Mächte ist angesichts der in Hangay entstehenden Negasphäre nichts weiter als ein Relikt aus vergangenen Zeiten."
„Dessen bin ich mir durchaus bewusst", sagte Kantiran. „Ich war einer derjenigen, die vor der letzten Vollversammlung darauf gedrängt haben, dass wir uns geschlossen gegen die Negasphäre wenden. Was unter Chyndor als Patron auch der Fall gewesen ist."
Er wird es sagen, dachte Cosmuel.
Ombar wird endlich aussprechen, was schon längst hätte gesagt werden müssen. Ich hatte abwarten wollen, bis Kantiran selbst auf die richtigen Gedanken kommt. Vielleicht ist der direkte Weg besser. Hoffentlich.
Polm Ombar ging einige Schritte in Richtung Ausgang. „Doch nun ist Chyndor tot, und wir brauchen einen neuen Patron. Einen, der bereit ist, den Kampf gegen die Negasphäre fortzuführen."
„Jeder wird dazu bereit sein. Der Beschluss war ..."
„Sei still!" Der Revisor lehnte sich gegen die Wand, dass es krachte.
Unwillkürlich fragte sich Cosmuel, wo die physischen Grenzen dieses Kolosses lagen. Neben der beachtlichen reinen Muskelkraft konnte er seinen Körper mit elektrischer Energie aufladen und diese gezielt abgeben.
Cosmuel stellte sich Polm Ombar im Kampf gegen einen Haluter in seiner Drangwäsche-Phase vor, und zum ersten Mal seit Langem fühlte sie sich dazu in der Lage, eine Geschichte zu schreiben.
Es war ein gutes Gefühl. Sie musste diese Idee im Hinterkopf behalten.
„Es gibt viele Traditionalisten", fuhr Ombar fort. „Vielleicht zu viele. Wenn nun einer von ihnen an die Macht kommt ..."
„Das wird nicht geschehen."
„Du hast recht. Weil es einen gibt, der einen klaren Wahlsieg davontrüge, wenn er nur endlich erkennen würde, dass er der richtige Mann dafür ist."
„Und wer ..." Kantiran stockte. Er hob die rechte Hand und rieb sich über den Vollbart am Kinn. „Das ist nicht dein Ernst."
Wieder kam es Cosmuel vor, als vertieften sich die Einkerbungen auf Ombars Haut. „Wenn die Friedensfahrer den nächsten Schritt tun und an der Seite des Geistwesens mit dem umständlichen Namen ›Nukleus der Monochrom-Mutanten‹ gegen die Negasphäre kämpfen, dann nicht als Einzelkämpfer, sondern als Einheit. Das ist doch deine Vision, oder? Die Zeit der individualistischen Anarchisten ist vorüber. Wir müssen uns sehr wohl in die Belange von Ordnung und Chaos einmischen. Und wenn es wirklich das ist, was du denkst, Kantiran: Wer hätte als Patron den Mut zu solch einem radikalen Schritt? Niemand außer dir, das kann ich dir sagen!
Denn es ist deine Vision, von der du uns andere überzeugen musst. Den Job kann dir keiner abnehmen, mein Junge, also musst du auch den Mumm aufbringen, dich um ihn zu bewerben!"
Cosmuel konnte sich nicht erinnern, den schweigsamen Ombar je so viele Worte ohne Unterbrechung reden gehört zu haben. Sie musterte ihren Geliebten, der blass geworden war.
„Eine verrückte Idee", sagte Kantiran.
„Ich bin ein Garant, einer der elf Stellvertreter des Patrons, und in dieser Stellung bin ich gut aufgehoben. Mehr wollte ich nie, mehr kann ich nicht. Ich denke nicht einmal daran, mich zur Wahl zu
Weitere Kostenlose Bücher