2485 - Hyperflackern
Kapsel einen kleinen Schubs geben.
Irgendwie schienen sie ihn zu hören und seine Bitte zu erfüllen. Ein Schlag wie von einer Titanenfaust traf die Kapsel beziehungsweise ihren Schutzschirm und schleuderte sie vorwärts. Gleichzeitig packten Prallfelder die Insassen in Watte und verdammten sie zur Reglosigkeit. Kantiran wollte Luft holen, es klappte nicht. Also hielt er sie an und wartete. Nach zwei, drei Sekunden ließ der Druck auf seinen Brustkorb nach. Er atmete tief durch. »Seid ihr okay?«
Cosmuel nickte, Kamuko hob eine Hand zum Zeichen, dass sie ihn verstanden hatte.
»Ich würde es euch gern ersparen, aber soeben rollt eine Hyperfront auf uns zu, die es mit jedem Hypersturm in der Milchstraße aufnimmt«, warnte IL-
KAN.
Kantiran spürte, wie sich die Prallfelder extrem verstärkten und ihm die Luft aus den Lungen pressten. Dann erfolgte der Schlag, begleitet von einem lauten Donnerkrachen.
Die Kapsel birst!, durchzuckte es Kantiran. Er spürte noch, wie seine Sinne schwanden, dann hüllte Dunkelheit ihn ein.
*
Fünf Lichtjahre vom Wall entfernt kehrte CHEOS-TAI in den Normalraum zurück. Eine kurze Orientierung, ein Vergleich mit vorhandenen Sternkarten, ja das war zweifellos Hangay, und sie befanden sich jetzt innerhalb des äußeren Grenzwalls. Hätte es noch eines weiteren Beweises bedurft, das Vibra-Psi lieferte ihn umgehend.
Rhodan spürte sofort dieses seltsame Gefühl in sich, das sich in seinem Geist ausbreitete. Es machte ihn kribbelig und unruhig, aber gleichzeitig lähmte es ihn auch. Es war nicht so stark, wie er es aus Tare-Scharm in Erinnerung hatte.
Dies hier ist der Ausläufer der Proto-Negasphäre, sagte er sich. Weiter drinnen in Hangay ist es stärker zu spüren.
Er richtete seine Aufmerksamkeit auf die Anwesenden. Mondra und Alaska kannten das schon, Daellian ebenfalls.
Die beiden Algorrian kämpften einen inneren Kampf, der sich in unkontrollierten Zuckungen ihrer Körper äußerte. Medoroboter standen bereit, um ihnen Beruhigungsmittel zu verabreichen oder in schlimmeren Fällen einen schnellen Schlaf herbeizuführen.
Am schlimmsten traf es die Heromet. Ihre Gehirne und Nervenzentren erwiesen sich als besonders anfällig. Erst krümmten sie sich wie unter Schmerzen und stießen fiepende Geräusche aus, dann verloren sie die Kontrolle und fielen übereinander her.
Von oben sanken die Medoroboter herab und kümmerten sich um sie. Dutzendweise hievten Zugstrahlen sie in Transportwannen und brachten sie zur nächsten Krankenstation.
Nur einer blieb zurück. Der TAI-Servo in seinem schwarzen Anzug kämpfte mit sich selbst. Es kostete ihn alle Kraft, den eigenen Körper zu kontrollieren. Nach ein paar Minuten bildete sich Schaum um seinen Mund. Seine Hände mit den scharfen Krallen zuckten unkontrolliert, aber dann beruhigte er sich zusehends.
Einer der Roboter brachte ihm einen Behälter mit Wasser, den er in einem Zug leerte. Als er sich anschließend umwandte, schwankte er ein wenig. Er begann hin und her zu gehen, und irgendwann brachte er es fertig, eine gerade Linie zu laufen.
»Hast du das gesehen, Curcaryen Varantir?«, rief er. »Es ist wie ein Krampf, der schnell wieder vergeht. Im Vergleich zu damals ist es ein Klacks. Als ich nach 29 Millionen Jahre geweckt wurde, ging es mir viel schlechter. Ich habe es überlebt.«
Perry Rhodan stellte eine Verbindung mit der JULES VERNE her und erkundigte sich nach den Zuständen in den Schiffen des Geschwaders und im PONTON-Tender. Die 15.000 Fachleute, die im Solsystem neu hinzugekommen waren, sowie die Besatzungen des ARCHETIM-Geschwaders erwischte es schlimm. Sie würden ihre Zeit brauchen, um mit dem quälenden Einfluss fertig zu werden. Ein Drittel der Mannschaften lag bereits im Erholungsschlaf, weil die Männer und Frauen es nicht bei Bewusstsein ausgehalten hatten.
Manche würden es nicht durchstehen, für diese Fälle hielten alle Schiffe und der Tender Schlaftanks bereit. Den Betroffenen würde es hinterher nicht gefallen, dass sie die Ereignisse in Hangay verschlafen hatten, aber sie mussten sich damit abfinden.
»Und er?«, wollte Rhodan wissen. »Wie steckt der Dual es weg?«
»Es ist Folter für ihn«, antwortete Lars Brock. »Aber bisher verweigert Ekatus Atimoss jedes Medikament. Er will diesen Kampf ganz allein mit sich ausfechten. Abwechselnd ist der linke, dann wieder der rechte Kopf bewusstlos. Der Körper aber stellt ununterbrochen seine Kräfte unter Beweis.«
»Er ist allein?«
»Natürlich.
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