2485 - Hyperflackern
Nur Roboter sind bei ihm.«
Rhodan richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den freien Raum. Im Umkreis von tausend Lichtjahren erfasste die Ortung keine Schiffe. TRAI-TOR schien bisher keine Notiz von dem Trichter zu nehmen, oder das Hyperfla-ckern stellte nichts Außergewöhnliches dar.
Der Trichter schloss sich, ohne dass auch nur eine einzige OREON-Kapsel durchgekommen wäre.
Schade!, dachte Rhodan. Draußen können sie nur das tun, was sie bisher immer getan haben. Beobachten und Informationen sammeln.
Ohne die Tropfenschiffe der Friedensfahrer gab es für CHEOS-TAI keinen
Grund, länger in der Nähe des Walls zu bleiben oder den gemeinsamen Treffpunkt anzusteuern. Rhodan wandte sich Varantir zu und wollte ihm eine entsprechende Anweisung geben, zögerte aber dann doch.
Vielleicht war es doch besser, zu warten oder Ultupho anzufliegen. Ein paar Stunden oder einen Tag würden sie erübrigen.
»Kurs Ultupho!«, sagte er und versuchte, nicht auf dieses merkwürdige Vibrieren zu achten, das seinen Geist und seinen Körper erfüllte.
10.
Was ist das? Wo bin ich?
Er schwebte in einem Farbenmeer zusammen mit anderen Gestalten. Regenbogen hüllten ihn ein, webten ihre Bahnen um seine Gestalt. Er fühlte sich schwerelos, weit weg in Gefilden, die es im Diesseits nicht gab.
»Wir müssen mit einer dritten Kollision rechnen«, hörte er eine Stimme, die er zu kennen glaubte. Cos?
Nein, Cosmuel Kain war das nicht. Dann Kamuko?
Von irgendwoher drang ein Geräusch wie das Ratschen einer Säge auf Metall. Es ging ihm durch Mark und Bein. Wer oder was es erzeugte, führte nichts Gutes mit ihm im Schilde.
Sein Körper begann zu vibrieren, aber schlimmer waren die Vibrationen in seinem Kopf, das Zupfen und Zerren, das schrille Geräusch von hochfrequenten Foltergeräten, das den molekularen Zusammenhalt seines Körpers zerstören wollte.
Kantiran riss die Augen auf. Dicht vor ihm hing die Holokugel, ein riesiges Kugelauge in allen Farben des Spektrums. Er entdeckte Schatten, die durch die Bilder rasten und bizarre, fremdartige Formen besaßen.
»Die dritte Kollision konnte vermieden werden. Wir durchqueren das Zentrum der Fetzenzone.«
Kantiran suchte nach der Anzeige des Indikators. Er fand sie im Halbdunkel, wusste nicht, wie sie da hinkam. Mühsam las er die Anzeige. Zwölf Prozent, zehn Prozent, neun Prozent - raus!
Die Kapsel blieb im Hyperraum. Dafür zeigte die Ortung plötzlich nur noch die liebliche Emulsion mit den Blasen an.
Und dann: grelle Sonnen, eine Spiralgalaxis von oben, das Zentrum mit den Hauptarmen.
»Positionsbestimmung!«
»Keine Zeit«, antwortete wieder diese Stimme. »Ausweichmanöver, eins, zwei, drei, vier ... Dreißig Prozent Licht, keine fremden Fahrzeuge in der Nähe.«
Fassungslos sah Kantiran sich um. Cosmuel hing bewusstlos in ihrem Sessel.
Sein zweiter Blick galt Kamuko. Die Gründermutter saß beinahe unbeteiligt in ihrem Sessel und beobachtete ihn.
Kantiran ächzte. Sein Mund war ausgetrocknet, aber er hatte nichts zu trinken in der Nähe. »Hallo!«
»Hallo! Du hast es überstanden. Wir alle haben es überstanden.«
»Was ist geschehen?«
»Die Mündung des Trichters hatte sich schon vollständig geschlossen, aber die Messenger haben ein Loch hineingerissen. Dadurch kam es zu Kollisionen in Hyperraum, die allerdings mehr virtuell als körperlich wirkten, also keine Felsbrocken oder Ähnliches, sondern Fetzen von Hypermaterie und Psi-Anteilen. Entsprechend fiel es uns schwer, die Illusion von der Wirklichkeit zu unterscheiden.«
»Die Mündung ... «
»Da!«
Übergangslos ging es ihm besser. In Schwärmen spuckte die zerfetzte Öffnung OREON-Kapseln aus. Erst kamen sie auf ganzer Breite ins Freie, dann schrumpfte der Pulk zu einem schlauchähnlichen Gebilde. Die Mündung zog sich schnell wieder zusammen, und ILKAN zählte halblaut mit. Bei 2498 stockte er. »Patron, eine fehlt.«
»Welche?«
»Die ASH AFAGA.«
Der Orter entdeckte eine Ausbeulung dort, wo sich soeben noch eine winzige Öffnung befunden hatte. Etwas zwängte sich hindurch, beulte das Material vehement aus, bis es riss. Ein Schatten schoss hervor, dunkel und konturlos auf dem Schirm. Husch, weg war das Ding. Dahinter folgte ein dunkelgrüner Tropfen, auf den sich gleich mehrere Dutzend OREON-Kapseln stürzten. Mit ihren Traktorstrahlen leisteten sie Geburtshilfe, zogen ihn aus der Umklammerung des Walls, der sich jetzt endgültig schloss und nichts mehr hergeben wollte.
»Willkommen im Leben!«,
Weitere Kostenlose Bücher