2492 - KOLTOROC
SOL ausschließen. Natürlich hatte er umfangreiche Schutzmaßnahmen rund um die Medostation angeordnet.
Fest stand, dass Inkadye KOLTOROC begegnet war, der negativen Superintelligenz, die den Hangay-Feldzug der Terminalen Kolonne TRAITOR lenkte und führte. Doch der Arkonide konnte nicht einmal ahnen, in welcher Beziehung die Sorgorin zu KOLTOROC stand, wusste nur, dass sie sein Gefangener gewesen war. Vielleicht konnte sie von der Superintelligenz aufgespürt oder sonst wie mit einem Scan lokalisiert werden. Vielleicht hatten sie Inkadye entführen sollen, um sich ein Trojanisches Pferd an Bord zu holen.
Vielleicht, vielleicht, vielleicht ...
Atlan verdrängte die unnützen Gedanken. Keine einzige Untersuchung hatte einen konkreten Hinweis auf dieses Verdachtsmoment geliefert. Sie hatten auch keine Kralle des Laboraten in ihrem Nacken gefunden.
»Was genau ist mit ihr?«, fragte er die Leiterin der Medizinischen Abteilung. »Welche neuen Erkenntnisse führen dich zu der Aussage, ihr nicht mehr helfen zu können?«
Hery-Ann Taeg seufzte schwer. »Sie ist alt«, sagte sie. »Sehr alt. Mindestens zwei Millionen Jahre, vielleicht zwanzig oder hundert Millionen Jahre - wir können es nicht sagen. Wir haben keine Möglichkeit, ihr genaues Alter festzustellen.«
Hundert Millionen Jahre, dachte Atlan. Oder auch nur siebzig oder fünfzig oder zwanzig. In welche Bereiche stoßen wir hier vor?
»Du willst damit sagen, dass ihre Lebenskraft einfach erschöpft ist?«
»Wir haben keinen ... Vitalenergiespender gefunden«, antwortete Hery-Ann. »Keinen Zellaktivator oder so etwas. Sie hat einfach Millionen von Jahren überlebt, doch infolge einer rätselhaften Erschöpfung - als sei ihre Lebenskraft an die Stadt Koltogor gebunden gewesen, aus der wir sie befreit haben - weicht dieses Leben nun aus ihr.«
»Was wiederum eine Perfidie sein könnte, wie man sie KOLTOROC, Inkadyes Kerkermeister über Ewigkeiten, durchaus zutrauen könnte.«
Die Medikerin zuckte die Achseln. »Vielleicht. Aber wir haben keinerlei konkrete Hinweise darauf. Inkadye hat mir von Beginn an sehr viel mehr Sorgen bereitet, als ich zugeben mochte. Schon kurz nach dem Abschied von Koltogor war sie nur noch ein Schatten ihrer selbst. Ein Geschöpf, das dringend Hilfe brauchte, die ich und die Exo-Mediker ihr trotz aller Anstrengungen nicht liefern konnten. Wir stoßen hier an Grenzen, Atlan. Wir können nicht erkennen, geschweige denn aufheben oder umkehren, was Superintelligenzen oder Hohe Mächte initiiert haben.«
Atlan nickte knapp. »Wenn ich mich recht entsinne, hat Carfesch sich damals als Projektion bezeichnet. Wir wissen nicht genau, wie wir das verstehen müssen.«
»Inkadye ist körperlich, so viel steht fest. Aber viel mehr auch nicht. All unsere Untersuchungen haben nicht ergeben, ob sie nun von den Kosmokraten als sehr langlebiges Wesen geschaffen wurde oder KOLTOROC ihr Leben verlängert hat. Ob sie nun zu sterben droht, weil ihre Lebensspanne einfach erschöpft ist oder sie von KOLTOROC getrennt wurde.«
»Ich verstehe«, sagte Atlan. Vielleicht gab es nur eine Rettung für Inkadye -sie mussten sie zu dem Chaopressor zurückbringen.
Doch das war unmöglich. Nicht nur, weil sie die Stadt Koltogor zerstört hatten. Die eigentlich relevante Frage war natürlich, ob die Sorgorin den Tod nicht der weiteren Existenz als Gefangene der Superintelligenz vorziehen würde.
»Kann ich näher zu ihr?«, fragte Atlan.
»Natürlich«, sagte die Medikerin.
Der Arkonide zögerte kurz. Inkadye war nicht allein. Aus den Schatten des Medoraums traten einige Gestalten zum Bett der Sorgorin. Atlan erkannte Darla Markus, die Chefpsychologin der SOL. Eine logische Wahl; vielleicht handelte es sich bei Inkadyes Problem ja um kein rein körperliches. Aber die Herrin der kunstvollen Frisuren hatte offensichtlich genauso wenig zu der Sorgorin vordringen können wie alle anderen.
Neben ihr stand Hajmo Siderip, der Xeno-Psychologe. Er hatte sie gefunden.
Atlan lächelte schwach. Der Arkonide vermutete, dass Hajmo nur von der
BURTON auf den SOL-Mittelteil gewechselt war, weil er unglücklich in Dr. Indica verliebt gewesen war, die zurzeit allerdings mit ihm, Atlan, liiert war. Mittlerweile schien Hajmo die Sinnlosigkeit seiner Schwärmerei eingesehen und einen Ersatz gefunden zu haben. Atlan spekulierte auf Darla Markus als neues Objekt für Hajmos Hohe Minne und gestand sich ein, dass er diesen Umstand durchaus begrüßte.
Und dann stand da noch neben
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