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2497 - Das Monokosmium

2497 - Das Monokosmium

Titel: 2497 - Das Monokosmium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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GHOUL nicht wieder herbei, indem ich ihr nachtrauerte.
    »Die Traitanks schützen den Chao tender, so viel lässt sich immerhin aus den Ortungsergebnissen herauslesen.« Goran Frownie wirkte blass. Die Mor’Daer-Maske, die er monatelang getragen hatte, hatte Abschürfungen und Blutergüsse in seinem Gesicht hin terlassen. Eigentlich war jeder von uns auf die eine oder andere Weise gezeich net. Aber was waren Äußerlichkeiten schon im Vergleich zu dem, wie es in uns aussah?
    Kaum einer sprach es aus. Aber an zusehen war es jedem. Meine Begleiter fürchteten, urplötzlich vor dem Nichts zu stehen.
    Ich nahm mich in keiner Weise davon aus.
    Trainz und seine Leute waren sicher nicht in der Lage, das zu verstehen. Ihr Geburtsort war eine Skapalm-Bark ge wesen, doch sie hatten nie gelernt, diese als Heimat zu lieben. Bis heute hassten sie das Schiff und seine Besatzung.
    »Vielleicht schützt die Kolonne den Chaotender für die nächsten tausend Jahre«, sagte Carolin Baumeister. »Das Ding kann hier stehen, bis ...«
    Die Ortungsoffizierin blickte mich entgeistert an. Erst in dem Moment hatte sie erkannt, was sie den Posbis zumutete.
    Zwei Stunden vergingen in quälen der Langsamkeit. Ohne gelegentliche Schwankungen der UHF-Erfassung wäre mir das Ortungsbild wie eingefro ren erschienen.
    Ich bat den Plasmakommandanten, wieder Kurs auf die Hundertsonnen welt zu nehmen und die BOX in kurzen Überlichtetappen bis auf zehn Lichtjahre Distanz anzunähern.
    Den Flug nutzte ich zur Diskussion mit unseren Hyperphysikern. Auf kei nen Fall wollte ich zulassen, dass VUL TAPHER eine kleine Ewigkeit die Hun dertsonnenwelt okkupierte, bis ein neuer Pilot den Chaotender überneh men würde. Meine Frage nach einer Möglichkeit, dem Spuk ein schnelles Ende zu bereiten, wurde nur ausweichend beantwortet.
    Dabei dachte ich in erster Linie an die Friedensfahrer und ihre wiederhol ten Angriffe auf Komplex Astrovent. Möglicherweise, auch wenn sie die Strukturbrenner-Torpedos aus größe rer Distanz auf die Baustelle abge schossen hatten, lagen ihnen Messpro tokolle vor. Mit etwas Glück ließen sich daraus relevante Erkenntnisse ablei ten.
    Nach meiner ersten Inspektion in der Dantyren-Maske hatte ich die gewon nenen Erkenntnisse über Komplex Astrovent ins Solsystem übermittelt. Die Angriffe der Friedensfahrer muss ten nach meiner Schätzung im Juni er folgt sein. Und selbst wenn ich es nicht belegen konnte, Kirmizz’ Probleme bei der Integration einiger Kabinette mochten durchaus auf diese Angriffe zurückzuführen sein.
    Einen Versuch, wenigstens die Kabi nette aufzubrechen und aus dem Chao tender wieder herauszulösen, mussten wir unternehmen. Was danach gesche hen sollte – ich wusste es nicht. Eigent lich hatte ich nie erwogen, VULTA PHER in seiner Gesamtheit zu vernichten. Die Frage nach dem Wie hätte mir ohnehin niemand beantwor ten können.
    Ich dachte an die Planetenfragmente, die aus Drorah herausgeschnitten wor den waren. Wie viele Akonen mochten auf diese Weise in den Chaotender in tegriert worden sein? Hatte es andere galaktische Welten erwischt, von denen ich noch nichts wusste? Möglicherweise stammten Kabinette aus Andromeda und den Magellanschen Wolken. Ich war mir vollauf bewusst, dass jetzt schon Milliarden intelligenter Wesen in VULTAPHER existieren konnten. Die Vernichtung des Chaotenders würde ihre Existenz bedrohen, im schlimms ten Fall auslöschen. Vor einer solchen Option schreckte ich natürlich zurück.
    BOX-9912 nahm die neue Beobach tungsposition ein. Nach wie vor er schwerte starke UHF-Strahlung die Ortung.
    Minuten später löste der Plasma kommandant Ortungsalarm aus.
    Von einer Sekunde zur nächsten wa ren die hochfrequenten Störfelder erloschen, die eindeutig von VULTAPHER und den integrierten Kabinetten ausge gangen waren. Die Ortung zeigte den Bereich der Hundertsonnenwelt plötz lich in bester Wiedergabe.
    Mir stockte der Atem.
    Ich hatte den Eindruck gewonnen, der Chaotender setze sich in Bewegung. Aber das war schlicht unmöglich. Es durfte nicht sein.
    »Mein Gott«, hörte ich Baumeister ächzen. »Wenn das wahr ist ...!«
    VULTAPHER beschleunigte tatsäch lich. Die Markierungen, die der Plas makommandant in das Ortungsbild einfügte, ließen den Vorgang schon nach wenigen Sekunden deutlich er kennen. Die Chaos-Geschwader nah men ebenfalls Fahrt auf.
    Ich stand da, die Hände geballt, und starrte in ohnmächtigem Zorn auf die Wiedergabe. So hilflos wie in diesen Minuten hatte ich mich selten

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